Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Immobilien­boom treibt Preise immer höher

Branchenve­rband IVD fordert Hilfen für Käufer

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(dpa) - Die Preise für Immobilien in Deutschlan­d steigen trotz der oft rasanten Zuwächse der vergangene­n Jahre vielerorts weiter. Eigentumsw­ohnungen etwa haben sich im Zeitraum von Juli 2016 bis Juni 2017 im Schnitt um gut 6,5 Prozent verteuert, wie der Immobilien­verband IVD mitteilte. Bei der Untersuchu­ng ein Jahr zuvor habe es bei Bestandswo­hnungen mit normaler Ausstattun­g ein Plus von sechs Prozent gegeben. Auch die Preise für Einfamilie­nhäuser und Neubauten wuchsen stärker als im Vorjahr.

„Der Trend zu höheren Kaufpreise­n ist seit 2010 ungebroche­n“, sagte IVD-Präsident Jürgen Schick. Grund sei weiter die Wohnraumkn­appheit. Daher müsse gerade in Metropolen dringend mehr Bauland ausgewiese­n werden. Indes schwächt sich demnach der starke Preisansti­eg in Städten mit über einer halben Million Einwohnern zumindest ab. Dort misst der IVD zwar ein kräftiges Plus von 7,8 Prozent bei Wohnungen – im Vorjahr waren es aber 9,7 Prozent. „Es ist allmählich zu spüren, dass sich dort die Preise im Bestand nicht grenzenlos nach oben bewegen kön- nen“, heißt es in dem Bericht, für den der Verband als Vertretung von Maklern, Beratern, Sachverstä­ndigen und Verwaltern Daten aus 370 Städten ausgewerte­t hat.

Bei Neubauten verzeichne­t der Verband aber Preissprün­ge von teils einem Fünftel – etwa in Berlin (21,3 Prozent) sowie in Frankfurt und Köln (je 18,7 Prozent). Deutschlan­dweit stiegen die Preise für Neubauten um sechs Prozent nach 5,6 Prozent in der vorherigen Auswertung.

Rückzug aufs Umland

Wegen der hohen Preise weichen viele Menschen auf das Umland aus – wo die Nachfrage aber auch das Angebot übersteigt. In kleineren Städten mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern verteuerte­n sich Bestandswo­hnungen um fast 6,6 Prozent, im Vorjahr waren es noch 5,5 Prozent.

Auch bei Einfamilie­nhäusern zeigt der Trend nach oben: Sie verteuerte­n im Schnitt um 5,4 Prozent (Vorjahr: 4,3 Prozent). Da sich viele Menschen freistehen­de Häuser nicht leisten können, weichen sie auf Reihenhäus­er aus. Sie sind laut der Studie ein Fünftel billiger als Einfa- milienhäus­er, verteuerte­n sich zuletzt aber um fast sechs Prozent. Ferner bleiben Baugrundst­ücke gefragt. Deutschlan­dweit verteuerte­n sie sich um 6,1 Prozent nach knapp fünf Prozent im Vorjahr.

Die Preisansti­ege auf dem Immobilien­markt sind vor der Bundestags­wahl Ende September zunehmend ein Thema. IVD-Präsident Schick forderte von der Politik Erleichter­ungen für Immobilien­käufer. So hätten viele Bundesländ­er die Grunderwer­bsteuer kräftig angehoben – von 3,5 Prozent bundesweit im Jahr 2006 auf teils 6,5 Prozent. „Sie ist das größte Hindernis beim Erwerb von Wohneigent­um.“Schick plädierte für eine Senkung der Steuer oder Freibeträg­e.

Spitzenver­treter von Bau- und Wohnungswi­rtschaft hatten sich hingegen vergangene Woche für mehr sozialen Wohnungsba­u stark gemacht und vor einem Kollaps gewarnt, sollte sich der Bund aus dem Bereich mit seinen Finanzhilf­en zurückzieh­en. Der Deutsche Mieterbund kritisiert­e zudem, man komme nicht beim Versuch voran, überflüssi­ge Vorschrift­en zu streichen und damit die Baukosten zu senken.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Wegen der hohen Preise für Einfamilie­nhäuser weichen viele Käufer auf Reihenhäus­er aus.

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