Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Das Duell und der Wochenmarkt
Deutschland hat gewählt. Nein. So weit ist es noch nicht. Deutschland hat aber in zweistelliger Millionenzahl am Sonntagabend Fernsehen geschaut, und das auf vier Kanälen. Soll mitgefiebert haben, wie Angela Merkel, CDU und amtierende Kanzlerin, und Martin Schulz, SPD und Herausforderer am 24. September um den höchsten Regierungsposten der Republik, den Schlagabtausch von Berlin überstanden haben.
Kein Kommentar an dieser Stelle, wer die Nase oder die Raute vorne hatte. Die Spontanumfrage am Montag auf dem Leutkircher Wochenmarkt erlaubt auch keine demoskopisch sauberen Rückschlüsse. Natürlich, die CDU war zudem mit einem großen Wahlkampfstand präsent, wurde aus deren Sicht Merkel als klare Siegerin erkannt in einem auch von versierten Wahlbeobachtern als eher träge eingestuften Fernsehduell. Wenige Schritte weiter warb die ÖDP um Zustimmung für ihre Schwerpunkte. Wahlkampf vor Ort besteht immer auch daraus, für den Fall der Fälle Prospekte auszuteilen.
Schlüssige Antworten auf große Fragen zur Zukunft aber haben viele Allgäuerinnen und Allgäuer, und nicht nur in Leutkirch, während des vermeintlich so großen Duells vor der Wahl vermisst. Ein kleiner Auszug aus Bemerkungen der Bürgerschaft sei erlaubt. Warum haben die nicht über Bildung gesprochen? Akademisierung oder Ausbau dualer Angebote. Warum ging es nicht um Klimaschutz? Wie lange müssen wir noch auf belastbares, schnelles Internet warten? Und wer soll das alles bezahlen? Eier und Gemüse gingen zum Glück dennoch über den Markttisch. (heb)