Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Neue Krippenplätze im „Spatzennest“
Gemeinderat macht nach Kosten-Diskussion den Weg frei für einen Anbau
ISNY - Auf der Warteliste für Krippenplätze sind in Isny laut Anita Gösele, Sachgebietsleiterin für Jugend und Familie, aktuell 18 Kinder vorgemerkt. Das bedeutet: 18 Familien wissen nicht, wohin mit dem Nachwuchs, wenn etwa beruflich keine Zeit bleibt, sich um ihn zu kümmern. Insgesamt hält die Stadt 90 Plätze vor, laut Gösele sind sie alle belegt.
Grundsätzlich bestand in der Gemeinderatssitzung am Montag daher Konsens, am Kindergarten „Spatzennest“zwei neue Krippen-Räume anzubauen. Die Entscheidung dafür fiel mit neun zu sieben Stimmen (mehrere Stadträte fehlten entschuldigt). Allerdings sorgte die Beschlussvorlage der Verwaltung für Diskussionen wegen der Baukosten von 1,1 Millionen Euro – abzüglich 240 000 Euro Zuschuss vom Land.
Alexander Sochor (CDU) rechnete hoch, dass der Quadratmeter 3600 Euro koste. Er zitierte aus dem „Kölner Stadtanzeiger“, wonach in der Rhein-Metropole für 2200 Euro pro Quadratmeter gebaut werde. „Wir können dem Vorschlag nicht zustimmen, so lange wir nicht wissen, warum die Kosten so eminent in die Höhe schnellen“, sagte er im Namen der CDU-Fraktion.
Ähnlich äußerte sich Gabriele Kimmerle (SPD): „In Anbetracht der Summe hat es mir die Sprache verschlagen.“Über Details des Anbaus hatte der Gemeinderat zuletzt nicht öffentlich diskutiert, die Grundsatzentscheidung, ihn zu realisieren, war schon Anfang des Jahres gefallen. Aber, so Kimmerle: „Über die Summe sollten wir nochmal nachdenken.“
Als „blöde Zwickmühle“bezeichnete Miriam Mayer (Freie Wähler, FW), dass die 1,1 Millonen einerseits „ein riesiger Batzen“seien, andererseits die 18 Plätze auf der Warteliste Familien in Berufstätigkeit und bei „finanziellen Verpflichtungen“beeinträchtigten. Im Vergleich zum neuen Felderhalde-Kindergarten, wo 70 Plätze geschaffen wurden, könne sie die Kosten nicht nachvollziehen; wobei zugleich klar sei: „Wir müssen in den kommenden Jahren Plätze aus dem Boden stampfen.“
Hier hakte Fraktionskollege Markus Immler ein. Der Bedarf an Krippenplätzen sei da, Lösungen allerdings umstritten, etwa, ob mit „Interimslösungen“abgeholfen werden könne, bis im Mittelösch gebaut werde, wo ein weiterer Kindergarten geplant ist. Ihm fehle die Information, wo im Stadtgebiet überhaupt Bedarf herrsche, er habe „nicht die Möglichkeit“, sich „tief genug mit dem Thema auseinanderzusetzen“, der Betrag von 1,1 Millionen Euro sei „zu groß für diese Form der Sitzungsvorlage“. Die Verwaltung hatte die Beschlussvorlage am Montag auf sechs DIN-A4-Seiten vorgelegt. Nicht in der Erinnerung präsent hatte Immler, dass der Planungsauftrag für den Anbau bereits an das Büro „Planbar“in Neukirch vergeben worden war.
Die Diskussion wäre unter Umständen anders verlaufen, wäre in der Vorlage zu lesen gewesen, dass das Land den Krippen-Anbau mit 240 000 Euro bezuschusst, die Bausumme für die Stadt also unter die Millionengrenze sinkt. „Sorry, dass wir das nicht benannt haben“, entschuldigte sich Gösele. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass der Krippenplatz-Bedarf schon im Januar skizziert worden sei und „die größte Nachfrage in Isny-Nord“herrsche.
Für die Bauverwaltung unterstrich Heike Geiger die „seriöse Kostenschätzung“des beauftragten Architekten, weil dieser schon über die von der Stadt beauftragte „Leistungsphase“hinaus ins Detail gegangen sei. Sie wandte sich auch gegen Preisvergleiche mit dem Felderhalde-Kindergarten, weil dort der Außenbereich mit einzuberechnen sei.
Nachdem Claus Zengerle (FW; „Wir können die Kinder nicht wegdiskutieren und sollten froh sein, dass wir sie haben.“), Rainer Pscheidl („Die Plätze sind unumstritten, wir müssen zustimmen.“) und Wolf-Dieter Massoth (beide SPD; „Wir sollten das auf den Weg bringen.“) die Diskussion in Richtung Zustimmung lenkten und Immler, Mayer und Sochor kein Gehör fanden, noch einmal die Kosten zu diskutieren, äußerte Bürgermeister Rainer Magenreuter den „Wunsch, dass wir zustimmen“. Was der Rat tat.