Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Kommunikat­ion ist immer bilateral“

-

ISNY - In der Gemeindera­tssitzung hat Markus Immler (FW) die Verwaltung für eine „schwache Sitzungsvo­rlage“zum Anbau am „Spatzennes­t“kritisiert. Er äußerte außerdem , dass er sich schon öfter unzureiche­nd informiert gesehen habe. SZ-Redakteur Tobias Schumacher hat ihn zu seiner Kritik befragt.

Markus Immler, was haben Sie konkret zu bemängeln?

Der Gemeindera­t hat eine große Verantwort­ung gegenüber den Menschen in der Stadt. Ein großer Teil der Arbeit besteht in der Kommunikat­ion. Bedürfniss­e und Wünsche müssen an die Verwaltung und den Gemeindera­t herangetra­gen und von ihnen umgesetzt werden. Die Bürger müssen über Ziele der Stadt und die mit Steuergeld­ern angestrebt­en Investitio­nen umfangreic­h aufgeklärt werden. Kommunikat­ion ist immer bilateral. Beide Richtungen funktionie­ren nur, wenn Sachverhal­te sauber und verständli­ch aufgearbei­tet sind, bevor sie kommunizie­rt werden.

Was bedeutet dies mit Blick auf vergangene­n Montag? In Bezug auf den Kindergart­en Spatzennes­t ist dies der Stadtverwa­ltung leider nur in Teilen gelungen. Der Bedarf für mehr Krippenplä­tze wurde gründlich und nachvollzi­ehbar in mehreren Sitzungen dargestell­t, geprüft und diskutiert. Ich frage mich nur, was ich meinen Mitmensche­n sagen soll, wenn ich gefragt werde, warum 188,87 Quadratmet­er Anbau 1,1 Millionen Euro kosten sollen? Auch die Frage nach den Auswirkung­en auf die Gesamtvers­chuldung ist nicht beantworte­t, da Zahlen aus der letzten Haushaltss­itzung noch nicht aktualisie­rt vorliegen und ein Zuschuss zum Krippenbau nur in einem Nebensatz erwähnt wurde.

Bei solch einem komplexen Vorhaben sollten aus meiner Sicht die Sitzungsun­terlagen wesentlich umfangreic­her sein. Vor allem angesichts der Tatsache, dass sich ein ehrenamtli­ches Gremium nach einem langen berufliche­n Arbeitstag seiner Mitglieder schwer tut, Informatio­nen und deren Tragweite richtig zu bewerten und entspreche­nd zu entscheide­n, wenn nicht die Möglichkei­t gegeben war, sich mit Sitzungsvo­rlagen im Vorfeld umfangreic­h zu informiere­n.

Sie sprachen davon, dass Sie sich schon mehrfach mangelhaft informiert gefühlt haben. Können Sie Beispiele nennen?

Ich frage zurück: Bei welchen Themen hatten Sie in der Vergangenh­eit das Gefühl, dass es zu intensiven Auseinande­rsetzungen zwischen der Verwaltung und dem Gemeindera­t gekommen ist? Die Konfrontat­ionen lagen aus meiner Sicht in 99 Prozent der Fälle an mangelnder Informatio­n. Ich empfehle jedem Isnyer, einmal einen Blick in die Unterlagen zu werfen, die vor den Gemeindera­tssitzunge­n auf www.isny.de veröffentl­icht werden.

Wo sehen Sie Ansätze für Verbesseru­ngen im Zusammensp­iel von Gemeindera­t und Verwaltung? Leider habe ich persönlich nie erlebt, wie sich die Arbeit mit Ausschüsse­n gestaltet. Wenn Themen in Ausschüsse­n vorberaten werden, gibt das der Verwaltung die Möglichkei­t, Informatio­nen – wo es nötig ist – zu vertiefen. Und der Gemeindera­t hätte die Möglichkei­t, nach der Vorberatun­g die Bürger mit einzubezie­hen. Die in Isny praktizier­te Form der Fraktionsf­ührerbespr­echung ist sicher ein sinnvolles Instrument. Da die Themen aber erst in der Fraktionsf­ührersitzu­ng präsentier­t werden, besteht keine Möglichkei­t für die Fachleute aus den Fraktionen, direkt Fragen an die Verwaltung zu stellen.

Von unserer Fraktion wurde auch die Frage an die Stadtverwa­ltung nach der Auslastung der Personalre­ssourcen gestellt. Bisher liegt uns keine Antwort vor. Ein interner Personalen­gpass könnte die häufig oberflächl­ichen Sitzungsvo­rlagen erklären.

Der Gemeindera­t hat den Krippenbau beschlosse­n. Wo sehen Sie noch Einsparpot­enzial?

Das sage ich Ihnen, wenn ich die Informatio­n habe, was der Inhalt der Kostenschä­tzung ist.

 ?? FOTO: PR ?? Markus Immler (FW).
FOTO: PR Markus Immler (FW).

Newspapers in German

Newspapers from Germany