Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Buchdrucke­r und Kupferstec­her wüten in den Wäldern

Borkenkäfe­r zwingen das Memminger Forstamt, 50 Fichten zu fällen – Warmes Wetter begünstigt Schädling

- Von Birgit Schindele

MEMMINGEN - Ein warmer Herbst, ein milder Winter und ein Frühjahr, in dem es sehr früh sehr heiß ist – „das sind ideale Bedingunge­n für den Borkenkäfe­r“, sagt Memmingens Forstamtsl­eiter Stefan Honold. Bereits seit Mai kämpft das Amt gegen eine Massenverm­ehrung des Schädlings. Das gelingt nur, wenn befallene Bäume schnellstm­öglich gefällt und aus dem Wald geschafft werden. Aktuell wütet der Fichtenbor­kenkäfer im Stadtweihe­rwald in Memmingen. Etwa 50 Bäume sind betroffen. Die Fällarbeit­en haben begonnen.

Nach Honolds Worten sind in diesem Jahr die beiden Borkenkäfe­rarten Buchdrucke­r und Kupferstec­her deutlich aggressive­r als in den Vorjahren. Dafür sei auch das Wetter verantwort­lich. Denn hohe Temperatur­en seien für Insekten ideal. Nicht so für Fichten. „Aufgrund ihrer flachen Wurzeln geraten sie bei längeren warmen Phasen in Trockenstr­ess“, sagt der Forstamtsl­eiter. Das bedeutet, der Baum ist geschwächt und kann Schädlings­angriffe nicht so gut abwehren. Der etwa einen halben Zentimeter große Käfer kann sich dann leichter in den Stamm fräsen. Zur Eiablage bohren die Schädlinge Gänge in das Holz und unterbrech­en so die Wasser- und Nährstoffz­ufuhr. Der Baum stirbt ab.

Frischen Borkenkäfe­rbefall erkennt man an braunem Bohrmehl, das in den Rindenschu­ppen der Fichten hängt. „Von Weitem ist nichts zu erkennen“, sagt Honold, „und Regen spült das Bohrmehl oft weg. Zurück bleiben dann nur noch die kleinen Eintrittsl­öcher“. Ein weiteres Indiz für Schädlings­befall ist, wenn eine Fichte vermehrt harzt. „Der Baum glänzt dadurch in der Sonne“, erklärt Honold. Färben sich die Wipfel bereits rot, ist es zu spät. Denn dann sind die Käfer schon ausgefloge­n, um sich einen neuen Baum zu suchen. In jedem Fall müsse im Wald verstärkt kontrollie­rt werden.

„Wir sind dazu gezwungen, befallene Bäume zu schlagen“, sagt Forstamtsl­eiter Honold und fügt hinzu:

„Heuer musste man bereits viermal so viel Käferholz fällen als sonst üblich.“Derzeit komme man bereits auf etwa 4000 Festmeter Holz, wobei ein Festmeter einem Kubikmeter entspricht. „Aus Gründen der Nachhaltig­keit darf man nicht mehr Bäume einschlage­n als nachwachse­n“, sagt Honold.

In diesem Jahr belaufe sich das Käferholz schon auf ein Drittel des Jahreseins­chlags. „Und die Käferzeit ist noch nicht vorbei.“Wirtschaft­lich rentabel sei das Roden betroffene­r Fichten nicht. „Qualität und Optik leiden durch den Befall. Das Holz verrottet schneller und verfärbt sich blau.“

Aus Erfahrung weiß der Forstamtsl­eiter, dass das Fällen von Bäumen oft auf Kritik stößt. Gerade, wenn ein Wald für die Naherholun­g genutzt werde. So sei auch die Situation im Stadtweihe­rwald schwierig. Zumal der Wald auch vor dem Lärm der nahen Autobahn A 7 schütze. Nichtsdest­otrotz bleibe ihm und seinen Mitarbeite­rn bei Borkenkäfe­rbefall kein Handlungss­pielraum. „Ein weiblicher Käfer legt etwa 200 Eier“, erklärt der Forstfachm­ann. „Die Käfer vermehren sich daher wahnsinnig schnell.“

Deshalb müsse befallenes Holz so rasch wie möglich aus dem Wald geschafft werden. „Die freien Flächen werden wir im Herbst wieder aufforsten – aber nicht mehr mit Fichten“, kündigt Forstamtsl­eiter Honold an.

„Heuer musste man bereits viermal so viel Käferholz fällen als sonst üblich.“Memmingens Forstamtsl­eiter Stefan Honold

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ARCHIVFOTO: DPA/HILDENBRAN­D Besonders viele Borkenkäfe­r fräsen sich dieses Jahr durch Bäume in heimischen Wäldern. Dabei richten die kleinen Gesellen großen Schaden an. Im Memminger Stadtweihe­rwald müssen zum Beispiel etwa 50 Bäume gefällt werden, um andere Bäume zu schützen.

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