Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Der Seidenstraße auf der Spur
Der Weltenbummler Werner Schüle bereist zentralasiatische Staaten bis zur Mongolei
LEUTKIRCH - „Schon als kleiner Junge mit der Lederkappe bin ich auf dem Motorrad meines Vaters mitgefahren.“So begründete Werner Schüle seine bis heute ungebrochene Begeisterung für das motorisierte Zweirad und den Drang, „die faszinierende Welt und ihre Kulturen zu erkunden“. Als junger „Biker“erlernte der gebürtige Leutkircher mit seiner ersten eigenen Maschine, einer Enduro, bereits ab 1981 das Fahren im Gelände mit der richtigen Technik und im Stil „Sicherheit ist alles“, was er auch im Dienst als junger Polizist anwenden konnte.
Bis zu seiner Pensionierung als stellvertretender Dienststellenleiter des Leutkircher Polizeireviers Ende des Jahres 2015 blieb Werner Schüle seiner Leidenschaft treu, wobei ihn seine Frau auf kleineren Touren gerne als Sozia begleitete. Bis dahin hatte der Weltenbummler die Urlaubszeit nutzend „alle europäischen Länder (außer Skandinavien), Nordafrika, Kleinasien, den Kaukasus und den Iran“bereist.
Nun im Ruhestand war es Schüles Ziel, die Seidenstraße zu befahren, was er in gut neun Wochen erreichte. Ausgestattet mit den nötigen Visa ging die Tour über Österreich, Tschechien, Polen, Ukraine, Russland, Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan, Sibirien und dem Baikalsee bis zur mongolischen Hauptstadt Ulan Bator.
Die etwa 15 000 Kilometer lange Strecke mit Schotterwegen, PassStraßen über Höhen von fast 5000 Meter, Fluss-Durchfahrten und oft bedrohlichem Verkehr in den Städten „ist nichts für Anfänger“, so Schüle. Diesmal allein unterwegs waren für ihn die Leitschnur und die besondere Herausforderung „nicht Angst zu haben, seine Grenzen zu kennen, klug zu planen und den gesunden Menschenverstand einzuschalten“. Mit dem Motorrad „als genialem Reisemittel“(seine BMW R80 war oft von Interessierten umringt) hat er „nirgends schlechte Erfahrungen gemacht und war überall ein wohl gesehener Gast“. So zum Beispiel von jungen Kirgisen, die ihm Airag (vergorene Stutenmilch) in ihrer Jurte anboten. Schüle erzählt von kuriosen Begegnungen und Erlebnissen: Von Begegnungen mit einem Radfahrer aus Wiggensbach und Leutkirchern im Geländewagen, „von der besten Engadiner Nusstorte östlich der Schweiz in Bukhara und Kaiserschmarren im mongolischen Gästehaus sowie vom tollen Hotel mit Plumpsklo und Freiluftwaschbecken“.
Voller Eindrücke und vor kurzem gut zurückgekommen, brachte der passionierte Fotograf auch einige Tausend Bilder mit, die er nun sortieren wird mit dem Versprechen: „Ein Vortrag in Leutkirch ist in Arbeit.“Nach seinem Grundsatz „Ich gehe nicht gerne zweimal wo hin“wird Werner Schüle im Oktober mit Freunden einige Wochen nach Marokko reisen und „2018 werde ich wieder auf das Motorrad steigen, ich weiß aber noch nicht, wohin ich fahre“.