Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Großer Künstler, fleißiger Chronist
Der Zeichner Heinz Schubert kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Kempten – Er hat den Wandel des Stadtbilds festgehalten
KEMPTEN - Er ist ein Vertriebener gewesen, ein Flüchtling, der in Kempten seine zweite Heimat fand: Heinz Schubert. Der Maler, Grafiker und Illustrator, der am 7. Oktober 1912 im sächsisch-böhmischen Grenzland, in Zwettnitz, geboren wurde, startete nach dem Zweiten Weltkrieg in Kempten einen Neuanfang. „Heinz Schubert – Malerische Streifzüge durch Kempten“ist der Titel einer Ausstellung, die ab heute im Börsensaal des Kornhauses zu sehen ist. Der Maler und Zeichner erweist sich hier als Chronist der Stadt. Gut 50 Jahre lang hat er auch die bauliche Veränderung der Stadt mit seismographischem Gespür und großem zeichnerischen Können dokumentiert.
„Ein Warenhaus wird vor die Residenz gestellt“hat Schubert am 16. August 1970 eine Zeichnung genannt. Der Betrachter von heute reibt sich die Augen: Aha, das Große Loch hatte also einen Vorgänger, denkt man sich angesichts der riesigen Baustelle des Horten-Kaufhauses, der heutigen Kaufhof-Galeria. Schubert hat die Bauarbeiten mit Feder und Kreide skizziert und aquarelliert. Frappierend die fotografische Detailverliebtheit des Künstlers, der Rohr- und Kabelleitungen, Spundwände und Baugeräte akribisch festhält. Im Titel klingt wohl auch ein wenig Wehmut an – weil sich die Neuzeit (Kaufhaus) unaufhaltsam ihren Weg bahnt und sie der Vergangenheit (Residenz) auf den Pelz rückt. Freilich, das Alte lässt sich nicht so schnell ins Abseits rücken. Die Residenz ist – architektonisch gesehen – immer noch ein Hingucker, charakterstark und elegant, das Kaufhaus dagegen, ach, lassen wir das ...
Auch den Abbruch des Lichtspieltheaters Kali, der die Rückseite der „Alten Münze“freilegte, hat Schubert im Februar 1979 mit Bleistift, Feder und Kreise dokumentiert. Weitere Baustellen, die ihn faszinierten: die Langen Stände oder auch der Neubau der Kirche St. Michael 1964. Immer wieder hat er die Basilika St. Lorenz aus verschiedenen Perspektiven porträtiert, mal vom Hofgarten, mal vom Stadtpark aus. Und vom Burghaldefriedhof aus ist sie über gefaltete Altstadtdächer hinweg ein ferner Fixpunkt.
Der Zeichner hat nicht nur markante Orte der Stadt, ihre bauliche Veränderung oder auch Schokoladenseiten festgehalten. Er hat seinen neugierigen Blick immer auch in die Hinterhöfe, in Seitengassen geworfen. Ein reizvolles Beispiel ist sein Blick auf die Rückseite des ehemaligen Londoner Hofs von 1947. Es ist eine nostalgische Reise zurück in die Vergangenheit, die einen im Börsensaal erwartet.
Die Ausstellung, die die Freunde der Kemptener Museen (fkm) und der Heimatverein Kempten in Kooperation mit der Stadt organisiert haben, zeigt Schubert als großen Zeichner und fleißigen Chronisten. 2007 hatte der Heimatverein Kempten von Schuberts Witwe zahlreiche Originalzeichnungen erworben. Die Arbeiten mit Kempten-Motiven bilden den Grundstock der Ausstellung und werden erstmals gezeigt.
Heinz Schubert war ein rastloser Künstler, einer, der stets Feder und Pinsel zur Hand hatte. Früh wurde sein zeichnerisches Talent entdeckt. In Prag studierte er an der Technischen Hochschule und an der Karlsuniversität und arbeitete danach als Kunstlehrer. In Prag lernte er auch seine Frau Josefine kennen. Im Krieg wurde er verwundet, kam in Kriegsgefangenschaft. Ein Kamerad, der Lehrer Engelbert Albrecht, lotste ihn 1947 nach Heiligkreuz. Glückliche Umstände führten Schubert später wieder mit seiner aus dem Sudetenland vertriebenen Familie in Kempten zusammen.
Begegnung mit Alfred Weitnauer
Eine glückliche Fügung war 1948 die Begegnung mit dem Heimatpfleger, Autor und Verleger Dr. Alfred Weitnauer. Für dessen 1950 gegründeten Verlag illustrierte Schubert bis 1972 50 Bücher. Hinzu kamen weitere 170 Arbeiten für andere Buchverlage. Für Weitnauers legendäre dreibändige „Allgäuer Chronik“fertigte er insgesamt 647 Vignetten in Zinkhochätzung an.
Für sein künstlerisches Schaffen erhielt Schubert zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Kunstpreis der Stadt (1959) und des Bezirks Schwaben (1968), das Bundesverdienstkreuz (1986), die Große Goldene Residenzmedaille (1992) und Merkur-Büste der Stadt Kempten (1997) sowie die fkm-Johannesmedaille. Schubert starb am 26. August 2001 in Kempten, jener Stadt, die ihm zur Heimat geworden war, die er liebevoll, wach und virtuos ein Leben lang porträtierte.
Öffnungszeiten: Die Ausstellung „Heinz Schubert – Malerische Streifzüge durch Kempten“im Börsensaal des Kornhauses läuft von 15. September bis 10. Dezember (täglich außer montags von 10 bis 16 Uhr).
Amtzell Dies & Das
Mofarennen, Uhr
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Sommerfest und einen Tag der offenen Tür, Motto: Fründen in Wirschaft, Kultur und Politik, Zeppelin Universität, SeeCampus, Seemooser Horn 20, Sa, 14.30 Uhr
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Ravensburg
Tattoo Convention, Oberschwabenhalle, Bleicherstr. 20, Sa, So
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MSC, Schmitten, So, 11
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Leutkirch im Allgäu
Erntedankfest, mit Feuerwehr-Fahrzeugsegnung, Kultur- und Gemeindetreff, Sylvesterkapelle, Heggelbacher Str. 24, Tautenhofen, So, 8.45 Uhr Feuerwehrfest: Feuerwehr-Staffellauf, Kultur- und Gemeindetreff, Heggelbacher Str. 24, Tautenhofen, Sa, 15 Uhr
Maierhöfen
Maierhöfer Heimatfest, im Rahmen des Viehscheides, 10 Uhr Gottesdienst im Festzelt, 11 Uhr Frühschoppen, 12 Uhr Schellenwürfeln, 12.30 Uhr Kinderfest, 14 Uhr Unterhaltung mit den Allgäu Krainer, So Viehscheid, Alpabtrieb, 10 Uhr Festzeltbetrieb am Scheidplatz, ca. 11.30 Uhr Eintreffen des Alpzuges, Stimmungsmusik mit der Musikkapelle Maierhöfen im Festzelt, Sa