Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Joachim Gauck zeigt viel Sympathie
„Gegen Vergessen – Für Demokratie“wirbt kurz vor der Wahl auch in Leutkirch für eine rege Beteiligung
LEUTKIRCH - Damals und heute. Damals hat sich im März 2011 der spätere Bundespräsident Joachim Gauck beim „Talk im Bock“in Leutkirch präsentiert als Mann, dessen Augenmerk auch darauf lag, als Vorsitzender des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“Bürgerinnen und Bürger in Leutkirch dazu zu ermutigen, vor Ort Gedächtnislücken zu schließen. Heute ist Gauck ein früherer Bundespräsident und nebenbei Ehrenvorsitzender des politischen Vereins, der sich in der Endphase des Bundestagswahlkampfes in Leutkirch zu Wort melden wird und will. Überparteilich, nicht ganz unparteiisch.
„Wahl. Tauch nicht ab.“Am Freitag, 22. September, vormittags vor der Geschwister-Scholl-Schule in Leutkirch, am 23. September zwischen acht und 16 Uhr auf dem Gänsbühl wird der Verein Flagge zeigen in einem Pavillon, flankiert von einer etwa vier Meter hohen Wa(h)lflosse. Schon am 13. September warb die Sektion Oberschwaben mit ihrem Vorsitzenden Hubert Moosmayer aus Leutkirch in Biberach für ihren Beitrag zum Demokratieverständnis, und das mit ausdrücklicher Billigung Gaucks.
Moosmayer hatte diesem bei einer Sitzung des Vereins im Frühjahr die Idee dazu in Berlin präsentiert, „frisch, lustig, freudig und positiv“mit einer Kampagne vorrangig Jugendliche, aber auch andere dazu zu animieren, so eine Wahl ernst zu nehmen und sich zumindest mit zwei Stimmen einzubringen. „Nicht wegducken“, nicht in Bequemlichkeit verfallen, darum geht es „Gegen Vergessen – Für Demokratie“.
Der süddeutschen Gruppe gehören auch prominente Mitglieder wie Annette Schavan, Botschafterin Deutschlands am Heiligen Stuhl, sowie die Bundestagsabgeordneten Josef Rief (CDU) und Martin Gerster (SPD) aus dem Wahlkreis Biberach an.
In ganz Deutschland hat der Verein zuletzt seine Kampagne umgesetzt. In einem Pavillon werden Gesprächspartner vor Ort sein, die an die Bedeutung des Wahlrechts erinnern werden. Einen zentralen Bestandteil wird dabei auch eine Fotobox bilden. Wer sich darin ablichten lässt und zustimmt, dass die Aufnahme insbesondere auch in sozialen Medien mit einer Aussage „Ich gehe wählen, weil...“publiziert wird, trägt nach Ansicht des Vereins dazu bei, die Wahlbeteiligung zu fördern. Mit einer klaren Vorgabe. Die Würde des Menschen sei unantastbar. Unumstritten ist das nicht bei allen Listen, die zum Wählen aufrufen.
Aus dem Flyer, den der Verein herausgegeben hat, geht klar hervor, dass die Demokratie und das Grundrecht auf freie Wahlen im Mittelpunkt stehen sollen. „Jede Stimme wird gezählt, und damit ist sie ausschlaggebend. Denn oft gehen Wahlen knapp aus.“Regionalkoordinator Moosmayer hat schon im Frühjahr eines aber auch klar gemacht: „Uns verbindet die Verantwortung dafür, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“Die 2200 Mitglieder, die aktuell dem Bündnis angehören, sehen deshalb auch eine Aufgabe darin, das Verständnis für die Wurzeln „der heutigen Verfassung“zu fördern. Moosmayer: „Viele wissen gar nicht, was es bedeutet, dass wir in Deutschland von Pressefreiheit, von Minderheitenschutz, von Grundrechten sprechen können.“Leutkircherinnen und Leutkircher können sich dazu zwei Tage lang bekennen.