Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Weniger „Reichsbürger“beantragen Staatsangehörigkeitsausweis
Landratsamt Ravensburg stellt Papiere auf Antrag aus: Höhepunkt war im Jahr 2016
RAVENSBURG (vin) - Sie lehnen die Bundesrepublik Deutschland ab und betrachten sich nicht als deren Bürger: Sogenannte „Reichsbürger“beantragen deshalb häufig bei Behörden einen Staatsangehörigkeitsausweis. Auch das Landratsamt Ravensburg musste in den vergangenen Jahren immer mehr solcher Ausweise ausstellen. In diesem Jahr nimmt die Zahl allerdings wieder ab.
Das gelbe Papier wird üblicherweise dazu verwendet, die eigene Staatsangehörigkeit nachzuweisen, zum Beispiel bei einer Adoption von ausländischen Kindern, bei Eheschließungen oder Studium oder dem Erwerb von Grundeigentum im Ausland. Weil das Dokument auf das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz von 1913 zurückgeht, als es die Bundesrepublik Deutschland noch nicht gab, ist es aber auch bei den „Reichsbürgern“sehr beliebt. Seit 2004 stellt das Ravensburger Landratsamt solche Ausweise aus, doch erst 2013 wurde die Behörde auf das Phänomen der „Reichsbürger“aufmerksam und erfasst seitdem, mit welcher Begründung das gelbe Papier ausgestellt werden soll. Waren es 2013 noch fünf von 25 Antragstellern, die sich als „Reichsbürger“ausweisen wollten und 2014 sogar nur fünf von 20 Antragstellern, stieg die Zahl in den folgenden Jahren sprunghaft an. 2015 beantragten 49 Menschen aus dem Kreis das gelbe Dokument, davon 24 „Reichsbürger“, 2016 waren es sogar 68, davon 37 „Reichsbürger“, also mehr als die Hälfte. Im laufenden Jahr ging die Zahl jedoch wieder zurück, auf bislang 29 Anträge, davon nur acht „Reichsbürger“. Als Grund vermutet das Landratsamt, dass der Verfassungsschutz nach dem Mord eines Polizisten im Oktober 2016 in Georgensgmünd angekündigt hat, die Szene stärker im Auge behalten zu wollen. Wie viele sogenannte „Reichsbürger“tatsächlich im Kreis Ravensburg leben, ist dem Landratsamt nicht bekannt.