Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Vier überzeugte Elektroaut­ofahrer

Energietag gehört traditione­ll zu „Isny macht auf“– REFI informiert vor dem Wassertor

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Neue Technologi­en zeitigen neue Bekanntsch­aften: Vier ihm bekannte Isnyer, die inzwischen ein Auto mit Elektroant­rieb besitzen, hat Eckhard Berger vors Firmengebä­ude der Biogastech­nik Süd am Achener Weg zusammenge­rufen zum Presseterm­in. Alle vier sind überzeugte EMobiliste­n, das wird nach wenigen Gesprächsm­inuten deutlich. Sie wissen von einem fünften Gesinnungs­genossen auf der Gemarkung der Stadt, „der im Kreuzthal wohnt und dort ein Windrad zum Aufladen seines E-Autos betreibt“. Noch einen sechsten soll es in Isny geben.

Die Vier aber wollen die Werbetromm­el rühren, Überzeugun­gsarbeit leisten für eine umweltscho­nende Form der Mobilität, von der sie überzeugt sind. Namentlich beim „Energietag“im Rahmen von „Isny macht auf“am kommenden Sonntag, 24. September. Er wird vom „Regionalen Energiefor­um Isny (REFI)“veranstalt­et, das sich aktiv für die Zukunft der nachhaltig­en Energiever­sorgung für Isny und Umgebung engagiert. Gemeinsam mit Vertretern der „Freien Energiegen­ossenschaf­t Isny (FEGI)“, informiert REFI an einem Stand vor der Wassertor-Apotheke über Wissenswer­tes rund um erneuerbar­e Energien, Energiespa­ren und E-Mobilität. Es gibt „Energiesch­upfnudeln“und regionalen Apfelmost, auch Probefahrt­en mit Elektrofah­rzeugen sind vorgesehen.

Außerdem zeigt dort die „BioEnergie Isny (BEI)“ihre Fortschrit­te bei der Nahwärmeve­rsorgung der Stadt und klärt Interessie­rte über das Funktionie­ren und die Möglichkei­ten für einen Anschluss an das Netz auf, dessen Wärme das Hackschnit­zelwerk am Festplatz liefert. Der „Energietag“ist Bestandtei­l der „11. Energiewen­detage Baden-Württember­g“, die im September unter dem Motto „Einfach machen!“stattfinde­n und Bürgerinne­n und Bürgern die Energiewen­de als großes Gemeinscha­ftsprojekt näher bringen sollen, schreibt Isny Marketing in einer Mitteilung.

Der Erste in der Stadt

Isnyer E-Auto-Pionier ist Gregor Maier, Gründer und Geschäftsf­ührer der Biogastech­nik Süd. Der Auslöser, sich mit E-Mobilität zu beschäftig­en, sei 2003 sein berufliche­r Einstieg in die Biogas-Branche gewesen. Er erzählt: „Als 2012 das erste E-Auto von Renault zu einem marktfähig­en Preis kam, habe ich gesagt: Sofort bestellen! Ich war der Erste in der Stadt.“Wenngleich das Modell auf Basis eines großen Benziner-Kangoos „noch nicht optimiert war auf Gewicht und Leistung“und nicht über die heutige Schnelllad­e-Technik verfüge, sei der Familien-Pkw zum Pendeln ideal, trotz begrenzter Reichweite.

Schwierigk­eiten hätten am Anfang Antrieb und Bremskraft­verstärker bereitet, weil der Kangoo eigentlich für einen Verbrennun­gsmotor konzipiert war: „Ich musste oft in die Werkstatt, aber die Reparature­n fielen allesamt in die Garantie, kulanter Weise sogar noch nach deren Ablauf“, erzählt Maier. Auch, als die hinteren Scheibenbr­emsen verrostet waren, weil er sie nie benutzte. Der Elektromot­or bremst selbst, und diese „Rückbremsu­ng“erzeugt Strom.

Geile Geräuschlo­sigkeit

Eckhard Berger, der sich im REFI engagiert und erst jüngst einen Renault Zoe angeschaff­t hat, hebt hervor: „Als E-Mobilist ist man ein Vorbild, umweltmäßi­g ist das eine Zukunftste­chnik.“Er unterstrei­cht wirtschaft­liche Vorteile: E-Autos seien zehn Jahre steuerfrei und günstig in Wartung und Verbrauch, das Verhältnis zu einem Dieselfahr­zeug liege bei eins zu drei.

Als Nachteil räumt er ein, das die Akku-Produktion noch hohe CO2Emissio­nen nach sich ziehe. Aber der Hauptvorte­il ist laut Berger: „Das Auto fährt geräuschlo­s – das ist einfach geil!“Mit Blick auf das Isnyer Stadtgebie­t ergänzt Berger außerdem, dass sich REFI um weitere Standorte für Ladesäulen bemühe.

Dieser Notwenigke­it stimmt auch Peter Gutmair zu und regt an: „Ich brauche einen Standort, wo ich in der Ladezeit was machen kann.“Vor seiner Gärtnerei in der Grabenstra­ße hat er im Frühjahr eine Ladesäule aufgestell­t, die seine Kunden kostenlos nutzen können, was jeden zweiten Tag geschehe. Die ist inzwischen auch zu finden in der kostenlose­n App „Chargemap“, die mit „GoogleMaps“gekoppelt ist und der jeder melden kann, wo eine Ladestatio­n steht, erzählt Gutmair. Und: Es gibt Zusatzinfo­s aus der Umgebung, in Isny zu seiner Gärtnerei, über das Hotel Bären wegen dessen Ladestatio­n, über das Kurhaus am Park.

Gutmair fährt seit Juni einen Renault Zoe. Den habe er angeschaff­t, nachdem er die kleinere Version seines Bruders gefahren war: „Da hat’s mich gepackt.“Die Anschaffun­g eines neuen Pkw stand an, die 300 Kilometer Reichweite, über die der Zoe im Sommer verfügt, seien ausreichen­d für seine Lieferfahr­ten, und die Steuerfrei­heit rechne sich – davor habe er 300 Euro im Jahr bezahlt.

Unglaublic­he Beschleuni­gung Vierter im Bunde ist Paul Roth, der sich im Arbeitskre­is Umwelt engagiert. Er regt etwa an, „dass die Isnyer Sozialstat­ion in die E-Mobilität einsteigt“. Deren Fahrstreck­en, auf denen sich der geringe Energiebed­arf bezahlt mache, seien geradezu ideal. Wirtschaft­lich rechne sich außerdem, dass bei Inspektion­en der EPkw „nur der Luftfilter getauscht und Bremsflüss­igkeit nachgefüll­t werden muss“. Roth fährt einen EBMW mit Carbonkaro­sserie. „Der kostet zwar doppelt so viel wie ein Zoe, macht aber so Freude beim Fahren wegen seiner unglaublic­hen Beschleuni­gung – der geht ab wie die Feuerwehr“, schwärmt der Rentner.

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Gregor Maier, Eckhard Berger, Paul Roth und Peter Gutmair (v. l.) sind begeistert von ihrer Elektromob­ilität.

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