Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Raum für neue Ideen im Ulmer Roxy
Höherer Zuschuss der Stadt Ulm macht’s möglich: Kulturzentrum will mehr wagen
ULM - So gemütlich ist es im Ulmer Roxy selten gewesen. Sofas, Schirmlampen, Teppiche. Bei der Pressekonferenz zum Saisonstart erleben die Gäste das Labor als Wohnzimmer – so, wie es zu künftig auch Besucher vor allem bei Konzerten regelmäßig erleben sollen. Wobei: Vor allem die Wandlungsfähigkeit soll künftig der große Trumpf dieses Raums sein, der so wichtig für die Zukunftsplanung des Kulturzentrums an der Oberen Donaubastion in Ulm ist.
Zur großen Freude von Geschäftsführerin Laurence Nagel und ihrem Team hat die Stadt ihren Zuschuss erhöht, um 40 000 auf 363 000 Euro jährlich ab 2018, was wiederum zur Folge hat, dass ein Jahr später die Landesförderung um 20 000 auf dann 182 000 Euro steigt. Damit, so Nagel, könnten Lücken im Personalbudget und bei den Betriebskosten geschlossen werden. „Jetzt können wir viel mehr auf Qualität achten und neue Projekte an den Start bringen.“
Labor als echte Spielstätte nutzen
Zunächst soll dafür das Labor, in der Vergangenheit oft als Catering-Bereich genutzt, zu einer echten Spielund Produktionsstätte aufgerüstet werden: unter anderem mit einem neuen, ebenen Boden, wie er vor allem für Tanz gebraucht wird, einem Traversensystem sowie Ton- und Lichttechnik. Rund 60 000 Euro bezahlt die Stadt für den Umbau, der wohl in der Winterpause vonstatten gehen wird. Danach soll das Labor kostenlos der freien Szene zur Verfügung stehen. So richtig los im Labor wird es aber erst nach der Sommerpause 2018 gehen. Schon vorher starten dort zwei neue Reihen: Zum einen die Konzertserie „Laborphase“, bei der Künstler abseits des Mainstreams, egal ob Jazz, experimenteller Pop oder Elektronik, auftreten sollen. Entscheidend, so Programmchef Michael Mutschler, solle dabei nicht das Genre, sondern die Wohnzimmeratmosphäre des Raums sein.
Den Startschuss geben Pianist Felix May und seine Band (9. Oktober). Auch ein neues Talkformat namens „Roxy Latenight“soll im Labor etabliert werden: Dort soll über aktuelle Themen gesprochen werden – aber ohne politische Phrasen (Start 7. Dezember). Ebenfalls getalkt wird im „Roxy Studio“, wie der Name schon sagt, auf der Studio-Bühne. Moderatorin Dana Hoffmann interviewt Ulmer Lokalprominenz – bei der Premiere den „Hemperium“-Betreiber und Hanf-Aktivisten Stefan „Obi“Oberdorfer (18. Oktober).
Interessant ist auch ein neues Partyformat: Bei „Rebellion“gibt es, präsentiert von Sebastian Hafner (ehemals Itchy Poopzkid) Songs zwischen Pop, Punk, Indie und Metal – aber nur solche mit einer gehaltvollen Botschaft. Start der „Revolution auf der Tanzfläche“ist nach dem Konzert der Münchner ReggaeBand Jamaram (23. September). Nach langer Pause gibt es im Roxy auch wieder eine Show zum Jahreswechsel: Ariane Müller und ihre Band haben zu „Silvester, Baby!“Kollegen aus Musik und Comedy eingeladen.
Slam-Meisterschaft im CCU
Alles wichtige Ideen – aber das größte Projekt der Saison findet gar nicht im Hauptquartier statt, sondern im CCU: die deutsche Science-SlamMeisterschaft. Die Tickets sind seit Monaten ausverkauft. Nagel freut sich: „Es hat sich bestätigt, dass das in der Werkhalle nicht funktioniert hätte.“Der Einsteinsaal im CCU hat mit rund 1500 Sitzplätzen mehr als doppelt so viele wie das Roxy.