Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mit Herzblut und Muskelkraf­t

Damit Bergwander­er sicher unterwegs sein können, halten Wegebautru­pps die Pfade meist ehrenamtli­ch in Schuss

- Von Anja Worschech

OBERALLGÄU - Das Wandern in der Region ist bei Einheimisc­hen wie Touristen gleicherma­ßen beliebt. Damit alle Wege gut in Schuss sind, investiere­n ehrenamtli­che Wegebautru­pps fast das ganze Jahr über viel Herzblut, Zeit und Muskelkraf­t.

Das größte Wegenetz in der Region betreut die Alpenverei­nssektion Allgäu-Immenstadt. Wegerefere­nt Martin Berktold und sein zwölfköpfi­ges Team kümmern sich um 150 Kilometer hochalpine Pfade rund um das Waltenberg­er- Haus, das Edmund-Probst-Haus, das Prinz-Luitpold-Haus und das Kaufbeurer­Haus. Der jüngste Helfer ist 16 Jahre alt, nach oben gebe es keine Grenze. „Im Frühjahr melden uns die ersten Wanderer die Schäden“, sagt Martin Berktold. Dann beginnt der Knochenjob. Bewaffnet mit Pickel, Heckensche­re, Farbeimer und Pinsel brechen die Wegebauer jeden Samstag bei gutem Wetter in die Berge auf. Ihre Mission: Wege richten, Regenabläs­se graben, Markierung­en erneuern, Büsche entfernen und gefährlich­e Abschnitte durch Seile sichern. Pro Jahr kommen bis zu 500 ehrenamtli­che Helferstun­den zusammen. Auch die anderen Allgäuer Alpenverei­nssektione­n haben ihre Arbeitsgeb­iete.

Warum man sich das freiwillig antut? „Aus Liebe zur Natur und zu den Bergen“, sagt Berktold. Sein Vater sei schon im Wegebau aktiv gewesen. Auch die Gemeinscha­ft sei motivieren­d. „Abends kehren wir zu einer Brotzeit und einem Bierchen ein.“Doch nach 14 Jahren Ehrenamt sucht Martin Berktold nun aus berufliche­n Gründen einen Nachfolger, der die Organisati­on des Wegebaus bei der Sektion übernimmt.

Bei Bad Hindelang ist derzeit noch eine andere Wegebautru­ppe aktiv. Die sogenannte­n „Grenzgänge­r“reparieren und sichern etwa 90 Kilometer Wegenetz im Rahmen eines Interreg-Förderproj­ekts der EU. Denn: Zwischen dem Hochvogel und dem Iseler soll ein hochalpine­r Etappenwan­dersteig entstehen. Projektlei­ter ist Thilo Kreier vom Tourismusb­üro in Bad Hindelang. Einziger Unterschie­d: Die Grenzgänge­r sind keine ehrenamtli­chen Wegebauer. Hier sind Mitarbeite­r von Baufirmen am Werk. Sie schlagen Stufen in steile Bergpfade, sichern kleine Hangrutsch­ungen durch Holzpfoste­n und schütten Wege mit Kies auf. Um das Material auf den Berg zu schaffen, kommt teils sogar ein Hubschraub­er zum Einsatz – ansonsten ist es reine Handarbeit. Das Sichern der Wege hat aber noch einen weiteren Nutzen: „Wir können dadurch die Besucher lenken und sie auf einem Hauptpfad halten“, sagt Kreier. Mit dabei ist immer auch vorab ein Biologe. Denn der Naturschut­z stehe an erster Stelle. „Die Wege sollen sich harmonisch in die Landschaft einfügen“, sagt Kreier. Bis 2019 werden 700 000 Euro in die Sicherung der Wege investiert. Für viele Wanderpfad­e in unteren Höhenlagen sind die Gemeinden zuständig. Oberstdorf etwa betreut ein Wanderwege­netz von mehr als 200 Kilometern Länge. Darunter ist auch der Steig durch den Faltenbach­tobel.

 ?? FOTO: MICHAEL MUNKLER ?? Gipfelrast am Stuiben: Die Wanderwege im Bereich der Oberallgäu­er Nagelfluhk­ette müssen – wie andernorts – ständig in Schuss gehalten werden.
FOTO: MICHAEL MUNKLER Gipfelrast am Stuiben: Die Wanderwege im Bereich der Oberallgäu­er Nagelfluhk­ette müssen – wie andernorts – ständig in Schuss gehalten werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany