Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Diskussion ohne Schaum vor dem Mund“
Gemeinde Aichstetten denkt über Zukunft ihrer Bäume nach
AICHSTETTEN - Was tun mit den gemeindeeigenen Bäumen entlang der Straßen? Damit beschäftigte sich der Aichstettener Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Mittwoch.
Ergebnis der ersten Überlegungen: Die Gemeinde holt zum einen ein Angebot von einem Experten für das Anlegen eines Baumkatasters ein. Zum anderen soll über das Gemeindeblatt ein Ehrenamtlicher gesucht werden, der mit der nötigen Fachkenntnis zumindest erst einmal den Baumbestand und dessen Zustand erfasst.
Der Entscheidung voraus ging eine längere Diskussion. Bürgermeister Dietmar Lohmiller (CDU) erklärte, es gebe einige Briefe an die Gemeinde, in denen sich die einen über jüngste Fällungen beklagen, andere wiederum noch viele mehr fordern, weil die Bäume in ihren Augen zu viel Dreck machen und/oder krank sind. Das Gemeindeoberhaupt sprach sich daher dafür aus, ein Leitbild zu entwerfen, „damit wir künftig nicht mehr über jeden einzelnen Baum reden müssen“.
Dabei seien die gemeindliche Verkehrssicherungspflicht ebenso zu berücksichtigen wie Ortsbild und Naturschutz. Lohmiller wünscht sich eine Diskussion, „die wir in aller Ruhe und ohne Schaum vor dem Mund führen“.
Geklärt werden soll dabei zum Beispiel: Welche Bäume machen an ihren Standorten Sinn, welche nicht, und wo könnte man neue Bäume pflanzen? „Ziel ist es festzustellen: Wie ist der derzeitige Bestand, und wie soll er in drei, fünf und zehn Jahren aussehen“, so Lohmiller.
Der Bürgermeister machte auch klar, dass dieses Leitbild kein Muss ist. Die allgemeine Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde sei auch mit regelmäßigen Baumschauen und daraus folgenden Baumschnitten oder Fällungen erfüllt.
Die Idee eines Leitbilds stieß indes im Rat durchaus auf Wohlwollen. Wobei eine Tendenz zu der teureren Variante eines Baumkatasters vorhanden schien. Einzig Leonhard Stölze (Freie Wähler) war eher abgeneigt: „Unser Baumbestand ist 120 Jahre plus. Was spricht dagegen, ihn nach und nach durch neue Bäume zu ersetzen? Wenn einer irgendwo mal in ein Haus fällt, hilft uns sowieso kein Experte und kein Leitbild.“
Josef Müller (Freie Wähler) brachte die Idee eines Aufrufs im Gemeindeblatt ins Spiel, um einen fachkundigen Ehrenamtlichen für die Erfassung des Bestands zu finden.