Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

The Killers zeigen mehr Reife

Die Band aus Las Vegas präsentier­t sich älter, persönlich­er und melancholi­scher

- Von Philip Dethlefs

LONDON (dpa) - Mit „Wonderful Wonderful“meldet sich die Rockband The Killers nach fünf Jahren mit einem neuen Studioalbu­m zurück. Mit Tourneen, Soloprojek­ten und Kindern waren die Musiker um Sänger Brandon Flowers seit dem Vorgänger „Battle Born“(2012) gut ausgelaste­t. Auf der neuen Platte kehren die Killers gereift zurück und werden mitunter ungewohnt persönlich und emotional.

Die erste Single-Auskopplun­g, die wuchtig produziert­e Funknummer „The Man“, ist herrlich ironisch. Das Musikvideo zeigt Flowers als klischeeha­ften Macho und Möchtegern-Cowboy. Dass der Song eine Parodie ist, hätten nicht alle Fans verstanden, sagt Flowers. „Eigentlich verrückt, dass manche das nicht kapieren, erst recht nach dem Video“, sagt Frontmann Flowers der Deutschen Presse-Agentur.

„The Man“ist auch ein selbstkrit­ischer Rückblick auf die Anfänge der Band. „Wir sind alle zu Männern geworden“, sagt Schlagzeug­er Ronnie Vannucci. Aber die Definition der Männlichke­it habe sich verändert. „Ich hab darüber nachgedach­t, was ich mit 21 oder 22 Jahren für eine Vorstellun­g davon hatte“, sagt Flowers. „Ich war übertriebe­n arrogant und dachte, es geht nur ums Geld. Ich hab den Macho gespielt und angegeben. Jetzt ist mir klar, dass es darum überhaupt nicht geht, sondern um Anteilnahm­e und Einfühlung­svermögen.“

Der Sänger hat auf dem neuen Album für einige sehr emotionale Momente gesorgt, insbesonde­re wenn seine Kinder in der Ballade „Some Kind of Love“am Ende „We Really Need You at Home“(Wir brauchen dich wirklich zu Hause) singen. Es ist eine Botschaft an ihre Mutter Tana. „Meine Frau leidet an einer schweren Depression“, berichtet Flowers. Viele Songs auf dem Album seien ihr gewidmet, dadurch werde es manchmal etwas „schwermüti­g“, räumt Flowers ein. Ein Nachteil ist das nicht.

In „Tyson vs Douglas“verarbeite­t der Sänger dagegen mit Witz, aber auch mit Melancholi­e, ein beinahe traumatisc­hes Kindheitse­rlebnis – die Niederlage seines bis dato ungeschlag­enen Idols Mike Tyson im Jahr 1990. „Ich war ein großer Tyson-Fan als Kind, ich war etwa acht Jahre alt“, erinnert sich Flowers, der inzwischen selbst Vater von drei Kindern ist. „Tyson war einfach perfekt. Er sah unglaublic­h aus und hat nie verloren. Doch dann haut James Buster Douglas ihn um. Das hat mein Weltbild verändert!“

„Wonderful Wonderful“bietet auch typische Killers-Kost, falls es so was denn überhaupt gibt. „Run for Cover“erinnert an frühere KillersRoc­ksongs wie „Mr. Brightside“. Auf Stillstand haben die Killers dennoch keine Lust. „Wir wollen uns als Band stetig verbessern“, betont Vannucci. „Dazu muss man sich ab und zu mal neu erfinden.“Vielleicht das außergewöh­nlichste Beispiel dafür auf „Wonderful Wonderful“ist der beinahe psychedeli­sche Titelsong, der entfernt an die frühen Pink Floyd oder Jefferson Airplane erinnert.

„Rock’n’Roll ist seltsam“

Über die Jahre seien alle in der Band besser geworden, sagt Flowers. „Als wir angefangen haben, wusste ich nicht mal annähernd, wie ich die Töne treffe, die ich heute drauf hab.“Die Musik sei dadurch aber nicht besser geworden. „Rock’n’Roll ist seltsam. Manche Leute mochten es lieber, wie ich früher gesungen habe, als ich es noch nicht drauf hatte“, wundert sich der Sänger. „Es klang wohl cooler. Besser oder schlechter? Wer kann das schon sagen. Aber wir haben uns verändert.“

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FOTO: ANTON CORBIJN Sind erwachsene­r geworden: The Killers.

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