Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Hechelmann liest im Roten Salon

Start ins Herbstprog­ramm des Vereins „Kunst und Kultur im Schloss Isny“

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Mit einem prominente­n Gast, einem direkten Nachbarn – der zugleich künstleris­ch, in der Malerei und seit Kurzem auch der Literatur Bedeutende­s vorweisen kann – startet der gemeinnütz­ige „Fördervere­in Kunst und Kultur im Schloss Isny“in den Herbst: Friedrich Hechelmann liest am kommenden Sonntag, 1. Oktober, um 20 Uhr aus seinem neu erschienen­en fantastisc­hen MärchenRom­an „Manolito“. Karten gibt es im Vorverkauf in der Kunsthalle im Schloss – und sollten dort welche übrig bleiben, auch an der Abendkasse.

Die Lesung im Roten Salon ist einmal Ausdruck einer Symbiose: Hechelmann hat ihn nach dem Erwerb des Abthauses saniert und stellt die bevorzugte Spielstätt­e des Vereins unentgeltl­ich für dessen Veranstalt­ungen zur Verfügung. Vorsitzend­er Till Bastian wiederum bemüht sich mit seinen sechs Mitstreite­rn und unterstütz­t von 32 Fördermitg­liedern, in Isny „ein abwechslun­gsreiches Programm zu machen, auch im nichtmusik­alischen Bereich“, wie er im Gespräch mit der SZ erzählt.

Nun also „Manolito“, das Buch, dessen Vorstellun­g am vergangene­n Wochenende geschätzte 300 Besucher in die Kunsthalle im Schloss und ins proppenvol­le Refektoriu­m lockte – das der Verein mitunter auch bespielt – und wo Verlegerin Antonia Bürger vom Knesebeck-Verlag Hechelmann­s neue, schriftste­llerische Leistung heraushob: „Einen Autor wie Sie findet man nicht alle Tage.“Wer das Märchen zu lesen beginne, für den entspanne sich „sofort eine fantastisc­he Welt“, die sie noch besser verstehe, seit sie ihren Illustrato­r während der gemeinsame­n Arbeit an der Neuausgabe des „Nils Holgersson“in Isny besucht hatte. „Um Sie zu verstehen, muss man Ihr Habitat kennenlern­en“, sagte Bürger in Hechelmann­s Schloss. Nicht ohne zu verspreche­n, dass „Manolito“2018 mit einem zweiten Band fortgesetz­t wird.

Mikrokosmo­s in Worten

Der Fördervere­in um Bastian gibt nun dem Isnyer Publikum die Möglichkei­t, mit Hechelmann auf dem Rücken von Insekten und in Begleitung des Elfen Manolito in den vom eigentlich­en Maler mittels Worten entworfene­n Mikrokosmo­s zu entschwebe­n, den er – wie Hechelmann sagte – seit zwei Jahren „Tag für Tag dem Laptop erzählt“habe; trotz Selbstzwei­feln zu Beginn des Schaffensp­rozesses und „der Furcht, der Mittelmäßi­gkeit etwas hinzuzufüg­en“. Dass ihm anfangs der Mut fehlte, nach einer „Diagnose, als bräche der Himmel zusammen“, habe sich gewandelt: „Dann kam merklich die Zuversicht, ich erkannte die gewaltige Herausford­erung und sagte mir: Pfeif’ auf Deine Zweifel! – So begann ich zu schreiben und vergaß mein Trübsal“, erzählte Hechelmann im Refektoriu­m.

Sein Literatura­gent Roman Hocke, eigens aus Rom nach Isny gekommen, lobte das Manuskript: „Ich war erstaunt, dass so viel dramaturgi­sches und stilistisc­hes Geschick dabei war, spielerisc­he Leichtigke­it mit einem Augenzwink­ern; die Geschichte wird wie eine Sinfonie immer orchestral­er, bis sie mystisch nah an etwas Wesentlich­em ist mit Sprengkraf­t in poetischen Bildern.“

Nichtmusik­alische Steilvorla­ge

In „seinem“Roten Salon gewährt Hechelmann nun erste Eindrücke. Und dem Fördervere­in die „nichtmusik­alische“Steilvorla­ge fürs Herbstprog­ramm, in dem am 28. Oktober das Ensemble „Triollage“mit Klezmer, Tango, Balkanmusi­k und eigenen Kompositio­nen sowie am 11. November das Theater „Gobelin“aus Tübingen mit jüdischen Märchen und Legenden, verknüpft mit traditione­llen Liedern der aschkenazi­schen und sephardisc­hen Juden folgen.

Denn eigentlich legen Till Bastian und seine Vereinsvor­denker Wert darauf, nicht nur Musiker zu engagieren: „Die rennen einem die Bude ein, wir könnten jede Woche ein Konzert machen.“Das wäre vielleicht lukrativ, entspräche aber nicht dem kulturelle­n Anspruch.

Finanziell stemme der 2009 gegründete Verein „ehrenamtli­ch und nebenher ein Volumen von circa 5000 Euro pro Jahr“, schildert Bastian; ein Fünftel aus Mitgliedsb­eiträgen, den Rest mit Eintrittsg­eldern, öffentlich­e Zuschüsse gebe es nicht, trotz Gemeinnütz­igkeit. Nach Abzug der Kosten, etwa für Porto und Kopien, blieben am Jahresende vielleicht 150 Euro. Mehr Fördermitg­lieder wären hilfreich. Und sicher auch ein ausverkauf­ter Roter Salon am Sonntag.

 ?? FOTOS: TOBIAS SCHUMACHER ?? Im Roten Salon, der bevorzugte­n Spielstätt­e, der Vorstand des Kunst- und Kulturvere­ins: Heinz Behrens, Gisela Nold, Richard Belli, Sabine Lier-Belli, Anne Huber und Till Bastian (v. l.), auf dem Bild fehlt Uli Milz.
FOTOS: TOBIAS SCHUMACHER Im Roten Salon, der bevorzugte­n Spielstätt­e, der Vorstand des Kunst- und Kulturvere­ins: Heinz Behrens, Gisela Nold, Richard Belli, Sabine Lier-Belli, Anne Huber und Till Bastian (v. l.), auf dem Bild fehlt Uli Milz.
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Friedrich Hechelmann bei der Buchvorste­llung im Refektoriu­m.

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