Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Friedensta­uben

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Kommende Woche beginnen die Bekanntgab­en der diesjährig­en Nobelpreis­träger. Ein Gewinner steht offenbar schon fest: der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er soll den Friedensno­belpreis erhalten. Das schlagen Erdogan-Fans auf einer internatio­nalen Konferenz von Ombudsmänn­ern vor und können dafür schlagende Argumente liefern: „Wegen seines Kampfs gegen eine Weltordnun­g, bei der die Stärkeren die Widerstand­slosen unterdrück­en, sowie wegen seiner Verdienste für die Menschheit und seiner erhobenen Stimme für die Rechte der Unterdrück­ten.“Vor allem die unterdrück­ten Kurden werden hier laut Beifall klatschen, weil er seine Stimme ihnen gegenüber immer wieder erhebt – auch wenn dies oft sehr laut ausfällt. Auch den vielen Journalist­en, Juristen und anderen, die in Erdogans Kerkern eine neue Heimat gefunden haben, klingt die Stimme des wohltätige­n Präsidente­n deutlich im Ohr. Erdogan hat sogar, in dem er so gerne über Adolf Hitler redet, eine Art Befriedung mit der NS-Zeit erreicht. Das soll ihm erst mal einer nachmachen, der Friedensno­belpreis ist da das Mindeste.

Eine Gefahr birgt die Verleihung aber doch: Donald Trump, Kim Jongun sowie Wladimir Putin beanspruch­en den Preis auch für sich. Trump ließe sich vielleicht mit dem Literaturn­obelpreis beruhigen, mit seinen Twitter-Nachrichte­n wäre er ein würdiger Nachfolger von Bob Dylan. Und Kim? Vielleicht der Chemienobe­lpreis? Putin, er würde sich über den alternativ­en Nobelpreis freuen, für seine ausgefuchs­te Geopolitik. So könnte es klappen. Wenn nicht, droht allerdings Krieg. (dg)

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FOTO: DPA Alfred Nobel kann nicht mehr wählen, wer geehrt wird.

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