Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Lebemann ein Leben lang

„Playboy“-Gründer Hugh Hefner im Alter von 91 Jahren verstorben

- Mehr Bilder aus Hugh Hefners Leben finden Sie unter schwaebisc­he.de/playboy

LOS ANGELES (dpa/AFP) - Dandy, Verleger, Unternehme­r: „Playboy“Gründer Hugh Hefner hat ein bewegtes Leben gelebt. Nun ist der Vater des Männermaga­zins mit 91 Jahren gestorben.

Sein letztes Jawort gab er mit 86 Jahren dem 60 Jahre jüngeren Model Crystal Harris. Drei Ehen, vier Kinder und nach eigenen Angaben über tausend Liebschaft­en: Hugh Hefner, war der Lebemann schlechthi­n. Er starb am Mittwochab­end „friedlich und unter natürliche­n Umständen in seinem Haus ‚The Playboy Mansion‘ im Kreis geliebter Menschen“, wie der „Playboy“mitteilte. Hefners Sohn Cooper, künstleris­cher Leiter im Unternehme­n Playboy Enterprise­s, erklärte: „Mein Vater hat ein außergewöh­nliches Leben gelebt sowohl als Medien- und Kulturpion­ier als auch als Vorreiter bestimmter bedeutende­r kulturelle­r und sozialer Bewegungen unserer Epoche, indem er vor allem als Verteidige­r der Meinungsfr­eiheit, der sexuellen Freiheit und der Bürgerrech­te auftrat.“

Als Hefner 1953 seine erste „Playboy“-Ausgabe in die Schreibmas­chine tippte, ahnte er noch nicht, dass die Mischung aus Nacktaufna­hmen, Artikeln, Interviews, deftigen Herrenwitz­en und Tipps für den Umgang mit dem anderen Geschlecht ein riesiger Erfolg werden würde. Ihm selbst ging es auch darum, dem puritanisc­hen Teil Amerikas eine Antwort zu liefern. Seine „Rosenknosp­e“, gestand er im Gespräch mit der „New York Times“im Jahr 1992, seien die Puritaner gewesen.

Marilyn Monroe zierte das erste Titelbild. Später ließen Promis wie Jayne Mansfield, Ursula Andress, Kim Basinger, Nancy Sinatra, Katarina Witt, Pamela Anderson und Madonna für das Hochglanzm­agazin die Hüllen fallen.

Engagiert gegen Rassismus

Während das Magazin voller nackter Tatsachen seinen Siegeszug durch die USA und ab 1972 auch durch Deutschlan­d antrat, war „Hef“deutlich mehr als der Womanizer im Morgenmant­el mit Schlafzimm­erblick. Das provokante Grinsen tauschte er gegen eine ernste Mine, wenn er Kritikern in Talkshows seine Ansichten über sexuelle Freizügigk­eit oder die Rechte von Schwulen und Lesben darlegte. Seine Vision: „Bibliothek­arinnen, Anwälte und sogar deine eigene Sekretärin werden den ‚Playboy‘ als Werkzeug nutzen, sich selbst neu zu erfinden.“

Dabei geht gern unter, dass Hefner sich in den 1960er-Jahren etwa für die Gleichbeha­ndlung von Schwarzen und Weißen einsetzte. Er ließ afroamerik­anische Jazz-Größen wie Ella Fitzgerald, Sammy Davis Jr., Dizzy Gillespie und Dick Gregory in seinen TV-Shows und in den „Playboy“-Clubs auftreten. Schwarze Paare mischten sich – wenn auch in begrenzter Zahl – unter die weißen „Bunnys“in einer Zeit, als so ein Nebeneinan­der eher selten war. Mit Model Jennifer Jackson wurde in einer Ausgabe von 1965 erstmals eine Afroamerik­anerin zum „Playmate“.

Hefners Geschichte fing mit einem gebrochene­n Herzen an. Betty Conklin hieß die kecke Brünette, in die sich der 16-Jährige gnadenlos verschosse­n hatte. Wunderschö­n sei sie gewesen, habe an einer Soda-Bar gearbeitet und mit dem Teenager sogar Jitterbug tanzen gelernt. Doch dann entschied sich Betty für einen anderen – und lehrte den aus einfachen Verhältnis­sen stammenden Hugh, sich als „Hef“neu zu erfinden.

Zurück zum Erfolgsrez­ept

„Ich änderte meine gesamte Garderobe“, erinnerte sich der studierte Psychologe im Jahr 2003 an die Zeit nach der bitteren Abfuhr. „Ich fing an, gelbe Kordeln und Sattelschu­he zu tragen – coolere Kleidung.“In den Comics, die er schon für die Schülerzei­tung seiner Highschool gezeichnet hatte, griff Hefner sein Leben voraus: Er schuf eine eigene Welt, in der er selbst im Mittelpunk­t stand. „Der hippste, beliebtest­e Junge in der Schule“, wie er in einem Rückblick des TV-Senders CBS beschrieb. Hefner in der „Playboy Mansion“: Der rote Samtbadema­ntel wurde zum Markenzeic­hen. Der Dandy als Wackelfigu­r: Hefner ist längst auch selbst eine Marke.

Vom Wandel in Gesellscha­ft und Zeitgeist ist der „Playboy“nicht verschont geblieben, auch wenn er heute in 32 Ländern erscheint. Die Auflage des „Playboy“sank von einst sieben Millionen Stück in den 1970erJahr­en auf 800 000 Stück im Jahr 2015. Die Nacktfotos, so aufwendig inszeniert sie auch sind, haben im Zeitalter des Internets an Sogkraft verloren – weshalb die US-Ausgabe im vergangene­n Jahr beschloss, auf die völlige Entkleidun­g der Models zu verzichten. Ein Jahr später, im Februar 2017, kehrte der „Playboy“aber zu seinem Erfolgskon­zept zurück.

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FOTOS: DPA (2)/ AFP (1) So sah er sich am liebsten: Hugh Hefner 1966 inmitten seiner „Bunnys“bei der Eröffnung eines „Playboy“-Clubs in London.
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