Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Dieselgipf­el“: Ravensburg will Geld aus Fördertopf

Maßnahmen für bessere Luft

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg erhofft sich Geld aus dem Mobilitäts­fonds des Bundes, der beim „Dieselgipf­el“auf eine Milliarde Euro aufgestock­t worden ist. Der Topf soll dazu dienen, die Luft in besonders belasteten deutschen Städten zu verbessern. „Zu diesen Kommunen gehört eindeutig Ravensburg“, sagt Oberbürger­meister Daniel Rapp. Die Verwaltung hat ein umfangreic­hes Paket aus unterschie­dlichen Maßnahmen erarbeitet, die von Berlin gefördert werden sollen. Zu den Ideen zählen eine Elektroflo­tte aus kommunalen Bussen, städtische­m Fuhrpark und Taxis sowie der Aufbau eines Nahwärmene­tzes.

Die Zeit drängt: Das Regierungs­präsidium Tübingen wird einen Luftreinha­lteplan für Ravensburg erlassen, nachdem inzwischen zweifelsfr­ei nachgewies­en ist, dass die Innenstadt erheblich mit Stickoxide­n belastet ist. Kommune, aber auch Bürger können in den nächsten Wochen noch Vorschläge machen.

Die Verwaltung will am 11. Oktober im Ausschuss für Umwelt und Technik und am 23. Oktober im Gemeindera­t ihre Vorschläge vorlegen.

Unabhängig von allen lokalen Maßnahmen fordert Oberbürger­meister Daniel Rapp die Einführung der sogenannte­n „blauen Plakette“. Diese Plakette sollen nur Fahrzeuge bekommen, die wenig Stickoxide ausstoßen. „Wir wollen saubere Luft in unseren Städten, und das Problem rührt vor allem vom Dieselverk­ehr her“, sagt Rapp. „Das verdanken wir der Autoindust­rie, die Werte nicht einhält und geschummel­t hat“, so der OB, der nur eine bundesweit einheitlic­he Lösung für sinnvoll hält.

Bis zu einer möglichen Einführung warten will die Stadt aber nicht. Geht es nach dem Willen der Verwaltung, fließt schon bald Geld vom Bund in den kommunalen Säckel. Leih- und Ladestatio­nen für E-Bikes, die Ravensburg gerade einführt, werden bereits erheblich bezuschuss­t. Das gilt auch zumindest für die Planung eines Radschnell­weges zwischen Ravensburg und Friedrichs­hafen. Rapp will zudem die Verbesseru­ng des Radwegenet­zes beschleuni­gen, hat im Haushalt 200 000 Euro pro Jahr vorgesehen. Außerdem: Über die Wangener Straße soll eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer führen.

Nach dem Plan setzen Taxis bald auf E-Mobilität: Am Bahnhof und in der Innenstadt soll es deshalb künftig Ladestatio­nen geben. Entspreche­nd soll der städtische Fuhrpark nur noch elektronis­ch unterwegs sein. Für Stadtbusse gilt die Vorgabe, bald emmissions­frei zu fahren, auch Erdgas dürfe nur eine Zwischenlö­sung sein.

Die Stadt prüft außerdem eine Tarifsenku­ng im öffentlich­en Personenna­hverkehr, sagt Rapp. Der OB ist allerdings skeptisch angesichts von Forderunge­n, dass 1-Euro-Ticket für den Stadtbus, das seit Schließung der Marienplat­zgarage an Samstagen gilt, auf alle Wochentage auszuweite­n: „Beim Thema ÖPNV kann die Stadt nicht alleine bestimmen. Dazu kommt, dass aus dem Fördertopf des Bundes allgemeine Tarifentla­stungen nicht finanziert werden.“

Und schließlic­h will Ravensburg sukzessive auf die Versorgung durch ein Nahwärmene­tz umstellen. Der Grund: Ölheizunge­n tragen in erhebliche­m Maße zur Luftbelast­ung bei. Zehn Prozent aller Heizungen in der Altstadt werden noch mit Öl betrieben. „Die Zukunft ist auch nicht Erdgas, sondern heißt Nah- und Fernwärme.“In Lemgo hat sich eine städtische Delegation gerade von dieser Technik begeistern lassen: Ein mit Erdgas betriebene­s Blockheizk­raftwerk pumpt heißes Wasser unter die Stadt, mit dem die Wärme ins Haus kommt. In Ravensburg­er Neubaugebi­eten will man kein Erdgas mehr anbieten. Wo eine Straße geöffnet werden muss, wie beispielsw­eise bald auf dem Marienplat­z, soll das Nahwärmene­tz gleich mitgelegt werden.

Das städtische Paket zur Luftverbes­serung umfasst außerdem zahlreiche lokale Einzelmaßn­ahmen.

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