Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Am Alpweg steht ein Prototyp
Alphirte Helmut Feldkircher und sein Sohn Christian konstruieren einen neuen Rad-Durchlass
BLAICHACH/BALDERSCHWANG Die Faxen mit ignoranten Radlern haben Alphirten längst dicke: Manche Freizeitsportler lassen Absperrgatter offen stehen. Andere sind so geschert, dass sie sogar Drahtzäune durchzwicken. Aber die müssten ja danach nicht das ausgebüxte Vieh suchen, sagt Alphirte Helmut Feldkircher – seit 16 Jahren auf der „Höllritzen“. Er sieht nicht nur die Zunahme von Radlern, sondern auch, dass es immer öfters Probleme gibt, weil sich so mancher nichts sagen lasse.
Nun hat Helmut Feldkircher zusammen mit Sohn Christian einen speziellen Rad-Durchlass konstruiert, der dieses Problem lösen soll. Revierförster Hubert Heinl (Forstbetrieb Sonthofen) hofft, dass die Allgäu GmbH die Entwicklung in ihr Radkonzept aufnimmt und viele Wege damit ausstattet.
Lösungsversuche, Radlern das Passieren einer Absperrung zu ermöglichen, ohne dass das Vieh abhaut, gibt es einige. Zum Beispiel Übergänge mit Eisenrosten und Gittern, selbstschließende Türen und andere Konstruktionen. Doch die Praxis offenbart die Probleme: Das Vieh lernt irgendwann, dass es über Roste laufen kann. Selbstschließende Tore mit Spannfeder nutzen nur von einer Seite etwas, weil das Vieh das Tor von der anderen Seite aufdrücken kann. Und schon nach ein, zwei Wintern kann der Durchgang klemmen, wenn sich im Frost ein Fundament verschiebt. Abgesehen davon, dass einfache Vierkantrohre dem Druck einiger Rindviecher auf Dauer wenig entgegensetzen.
Helmut und Christian Feldkircher suchten eine stabile Lösung, die Hand und Fuß hat, eben „koi Spielzeug“, das nach wenigen Jahren hinüber ist. Sie konstruierten aus Holz ein Testmodell. Praktisch, dass bei Feldkirchers an der Alpe Höllritzen zahlreiche Radler Station machen, an deren Gefährten die Mächler Maß nahmen. Großen Gefallen an dem Projekt findet Revierförster Heinl, kennt er doch die Probleme, die es zwischen Freizeitnutzung und der Alpwirtschaft gibt.
Heinl überzeugte Balderschwangs Bürgermeister Konrad Kienle, die verzinkte Metallvariante des Prototyps zu bezahlen, die dann Johannes Mayr (Hüttenberg) anfertigte. Vor Kurzem wurde der Durchlass am Weg zwischen den Alpen Höllritzen und Obere Wilhelmine aufgestellt, im Grenzgebiet von Blaichach und Balderschwang.
Bei dem einen Modell soll es freilich nicht bleiben. Damit es Sinn hat, müsste man viele einbauen, sagt Heinl – „eben da, wo man will, dass geradelt wird“. Deshalb sollte der neue Durchlass Bestandteil im Allgäuer Radkonzept werden. Heinl weiß, dass zum Beispiel auch der Naturpark Nagelfluhkette ein funktionierendes System sucht. Denn die wichtige Frage, wie man Besucherströme in der Natur richtig kanalisiert, hängt eben mit Wegführung und -gestaltung zusammen. „Ma muss mitanand tun; es nutzt nix, wenn ma’ all’s vernagelt“, formuliert es Alphirte Feldkircher.
Hubert Heinl lobt an der Lösung besonders, dass die Idee dafür von Älplern kommt. Sie hätten sich Gedanken gemacht, wie es für Vieh und Radler gleichzeitig gut funktionieren kann. Denn eines sei auch klar: Wenn man Radrunden ausweist, müssten sich Radler auch darauf verlassen können, dass sie mit ihrem Rad durchkommen. Gerade die schwereren Räder mit Elektromotor hebe man ja nicht so einfach über einen Zaun. Erst recht nicht über einen mit Stacheln.