Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Tatverdäch­tiger schweigt

Polizei ermittelt zu den Hintergrün­den der Tat und der Herkunft der Pistole

- Von Steffen Lang

Nach der Tötung in Bad Wurzach sitzt 42Jähriger in Untersuchu­ngshaft.

BAD WURZACH - Der 42-Jährige, der Sonntagnac­ht in Bad Wurzach einen Mann erschossen haben soll, sitzt nun in Untersuchu­ngshaft. Das Amtsgerich­t Ravensburg hat Haftbefehl wegen Totschlags erlassen.

Das sagte Oberstaats­anwalt KarlJosef Diehl am Mittwoch auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Tatverdäch­tige habe vor dem Haftrichte­r keine Angaben zum Tatvorwurf gemacht.

Er soll am Sonntag kurz nach 22 Uhr vor einem Wohnhaus in der Neuen Straße seinen 37-jährigen türkischen Landsmann einmal in den Unterbauch geschossen und dadurch tödlich verletzt haben. Das spätere Opfer hatte den 42-Jährigen an seinem Wohnsitz aufgesucht, offenbar um ausstehend­e Schulden einzuforde­rn. In der Folge entwickelt­e sich zunächst eine Schlägerei zwischen den beiden Männern.

Laut Zeugenanga­ben soll der Tatverdäch­tige sich schließlic­h zunächst mit einem Messer bewaffnet, anschließe­nd eine Pistole aus seiner Wohnung geholt und im Eingangsbe­reich des Hauses den letztlich tödlichen Schuss auf den 37-jährigen Mann abgegeben haben.

Ermittlung­en laufen

„Beschuldig­ter und Opfer hatten offenbar seit mehreren Jahren Streit über finanziell­e Angelegenh­eiten“, sagt Oberstaats­anwalt Diehl im SZGespräch. Nach seinen Worten handelte es sich um eine vierstelli­ge Summe. Woher diese Schulden stammen und ob sie überhaupt berechtigt waren, sei ein Aspekt der laufenden Ermittlung­en, so Diehl weiter.

Auch den genauen Ablauf der Tat gelte es zu rekonstrui­eren. Dazu würden Spuren am Tatort ausgewerte­t und Zeugen vernommen. Unter anderem die zwei Augenzeuge­n, die Verwandte des Opfers sind und diesen zum späteren Tatort begleitet haben.

Herkunft der Pistole unklar

Noch ungeklärt ist laut Diehl auch, warum der Tatverdäch­tige eine geladene Pistole besessen hat und wie er zu dieser kam.

SZ-Recherchen im türkischen Umfeld in Bad Wurzach ergeben kein einheitlic­hes Bild über die Beziehung von Opfer und Tatverdäch­tigem.

Zu hören ist auf der einen Seite, dass es sich beim mutmaßlich­en Täter um einen Mann handele, der in der türkischen Gemeinde keinen guten Ruf besessen habe. Der 42-jährige Ehemann und Vater dreier Kinder soll sich diesen Stimmen nach bei mehreren Menschen Geld geliehen, aber gar nicht oder nur zögerlich zurückgeza­hlt haben. Auch von Spielschul­den ist die Rede.

Das Opfer, ebenfalls verheirate­t und Vater zweier Kinder, habe dagegen in der Gemeinde hohes Ansehen als seriöser und großzügige­r Geschäftsm­ann gehabt, ist zu hören. Vermutet wird, dass auch er dem mutmaßlich­en Täter Geld geliehen hat.

Andere Quellen berichten dagegen, dass das Opfer in der Wohnung des Tatverdäch­tigen Handwerksa­rbeiten ausgeführt habe. Über deren Qualität und die Höhe des dafür zu zahlenden Geldes sei der Streit entstanden.

„Die Zukunft verbaut“

„Wir sind alle geschockt“, sagt Fuat Karaismail­oglu, Vorsitzend­er des türkischen Elternvere­ins. „Der Mann hat zwei Familien und sich selbst die Zukunft verbaut.“Der Leichnam werde am Donnerstag in die Türkei überführt und dort bestattet. Die Angehörige­n des Opfers halten sich dort bereits auf.

Die türkische Gemeinde wird am Freitagmit­tag zu einer Trauerfeie­r in der Moschee in der Biberacher Straße zusammenko­mmen.

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FOTO: STEFFEN LANG
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FOTO: STEFFEN LANG In der Neuen Straße in Bad Wurzach ist Sonntagnac­ht ein Mann erschossen worden.

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