Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Auffangen, informieren, begleiten
25 Jahre „Frauenselbsthilfe nach Krebs Isny“– Jubiläumsfest, Rückblick, Ehrungen
ISNY - Mit Grußworten, Musikbeiträgen, Kaffeetafel, Tanzeinlagen, Rückblick und Ehrungen feierte die Frauenselbsthilfe (FSH) nach Krebs im Paul Fagius Haus Isny ihr 25-jähriges Bestehen. Vor genau 25 Jahren haben sich drei betroffene Frauen entschlossen – nach einigen Besuchen in der Leutkircher Gruppe – eine eigene Isnyer Gruppe zu gründen. Monika Zehrlaut, Elfriede Schwarz und Anne Dirks. Anfangs seien es fünf Frauen gewesen, heute sind es 50, wenn alle beisammen sind, so erfährt man an diesem festlichen Nachmittag. Immer gehe es um diesen Dreischritt, nachdem jemand die schockierende Diagnose gesagt bekommt: Auffangen nach dem Schock, informieren über Hilfen zum Umgang mit der Erkrankung, begleiten in ein Leben mit oder nach Krebs.
Die musikalische Gestaltung des festlichen Nachmittags übernahm mit Liedern und Instrumentalstücken der Chor Vivente aus Beuren. In einem ihrer Lieder hieß es so: „Ja wenn der Wind geht, wenn der Sturm fegt, wenn die Wellen turmhoch steh‘n, ja dann brauchen wir…“In allen Beiträgen wurde deutlich, was dann nötig ist: nämlich psychosoziale Begleitung, den Umgang mit der Angst lernen, die Lebenskraft stärken, sich hineinfinden in das Dickicht von sozialen Hilfen, Versicherungsund Rechtsfragen.
Klinikpfarrer Michael Mitt nahm sich in seinem Grußwort ein uraltes Gebet der Bibel vor, den 8. Psalm. Dort werde der Wert des Menschen, nicht so wie heute üblich, nach seinem Leistungswert und nach volkswirtschaftlichen Faktoren betrachtet, sondern von seiner Würde her, die ihm Gott zugesprochen hat – gültig für jede Lebenslage. Übrigens spreche die Bibel an keiner Stelle vom Wert des Menschen, sondern immer von seiner Würde. „25 Jahre Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs verstehe ich als einen solchen Versuch, sich selbst, wie auch anderen, die Würde zu bewahren und manchmal auch zurückzugeben. Seien Sie ganz gewiss: über einer solchen Arbeit liegt der Segen Gottes.“
Bürgermeister Rainer Magenreuter fand herzliche Dankesworte für das Engagement des Leitungsteams, Menschen mit solch vorbildlicher Empathie und einer Gabe der menschlichen Zuwendung in besonders schwerer Lebenslage. Unter selbst Betroffenen lerne man, für jeden Tag – gesund oder krank – dankbar zu sein.
Rosi Munding vom Landesverband Baden-Württemberg richtete ihr Grußwort in erster Linie ans Leitungsteam in Isny, an Gisela Hackl, Ingrid Beutelspacher, Rosi Ohnmacht, Monika Zehrlaut und Heidrun Kraft-Schulze. Sie zählte auf, was alles dranhängt: Zuhören, Verständnis aufbringen, Zeit haben, Besuche machen, Telefonate führen und Mails schreiben, Schulungen besuchen, Jahresplanung organisieren, Ausflüge und Gruppentreffen vorbereiten. Die FSH in Isny sei ein wichtiger Baustein im Netzwerk der Hilfen für Betroffene, für jede Frau – und auch einige Männer – ein unentbehrlicher Dienst. „Hier sind Betroffene für Betroffene da, um der Krankheit die Schwere zu nehmen.“
Im Rahmen der Rückschau auf die 25 Jahre der FSH nach Krebs wurde auch der Ärztin Bärbel Fischer Dank gesagt. Dank galt auch Frau Helga Gerstberger vom Sanitätshaus für ihre stets kompetente Beratungsarbeit.