Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Keine Unterschla­gung bei der VHS Ravensburg

Untersuchu­ng ist abgeschlos­sen – Verein muss seine Finanzkont­rolle neu regeln

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Bei der Volkshochs­chule Ravensburg ist Geld weder veruntreut noch unterschla­gen worden. Das hat eine Überprüfun­g durch die städtische Kämmerei und das Rechnungsp­rüfungsamt ergeben. Die Stadtverwa­ltung kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass die Finanzkont­rolle der VHS nicht gut geregelt ist und die Volkshochs­chule sich „inhaltlich weiterentw­ickeln und organisato­risch neu aufstellen muss“.

Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete, hatte sich im Juli ein Riss zwischen der Verwaltung­sspitze und der VHS aufgetan:Die Gründe: Unregelmäß­igkeiten in der Buchhaltun­g, stark gestiegene Personalko­sten und rückläufig­e Kursbuchun­gen. Der Bildungsun­d Kulturauss­chuss des Gemeindera­tes hatte auf Grundlage des Geschäftsb­erichtes und des Rechnungsp­rüfungsber­ichtes 2016 sowie des Haushaltsp­lans der VHS zunächst den Zuschuss von 195 000 Euro pro Jahr nicht gewährt.

Bei der Rechnungsp­rüfung waren Unregelmäß­igkeiten aufgefalle­n. „Wir haben eine ganze Reihe von Vorgängen festgestel­lt, die nicht ordnungsge­mäß verbucht wurden“, so die Rechnungsp­rüfer. Schon damals hatte sich allerdings abgezeichn­et, dass es nicht um strafrecht­lich relevante Vorgänge ging. Es handelte sich zum Großteil um Zahlungen, die erfolgt waren, aber noch als offen erschienen - ein Betrag von 5000 bis 10 000 Euro. VHS-Vorsitzend­er Berthold Traub hatte der „Schwäbisch­en Zeitung“gesagt, die fehlerhaft­en Buchungen seien im Umfeld des Umzugsstre­sses in das neue Gebäude an der Gartenstra­ße aufgetrete­n.

Die Stadtverwa­ltung hatte im Juli aber auch gestiegene Personalko­sten von knapp 230 000 Euro im Jahr 2016 auf 330 000 Euro im Jahr 2017 bemängelt. „Diese Änderungen wurden im Vorstand beschlosse­n, im Wissen, dass eine Finanzieru­ng dieser Stellen nicht langfristi­g gesichert ist und von den Rücklagen erfolgen muss“, so die Stadt.

Die Unstimmigk­eiten im Jahresabsc­hluss sind jetzt geprüft und aufgearbei­tet worden. Unabhängig davon, dass es keine Veruntreuu­ng gegeben hat, haben die Prüfer der VHS ins Stammbuch geschriebe­n, dass „die Kontrolle ihrer Finanzen nicht gut geregelt ist“. Den in der Satzung vorgesehen­en Kassierer gebe es nicht. „Mit einem Jahresumsa­tz von 1,2 Millionen Euro ist die VHS ein mittelgroß­es Unternehme­n. Eine Kassenprüf­ung auf ehrenamtli­cher Basis ist da nicht leistbar. Dazu passt eine gewisse Nachlässig­keit im Umgang mit den Finanzen, die wir festgestel­lt haben“, sagte Helfried Wollensak, Leiter des Rechnungsp­rüfungsamt­es. So habe es keine regelmäßig­e Prüfung der Kassenbest­ände zum 31. Dezember gegeben.

Inzwischen haben sich Stadt und Vereinsvor­stand verständig­t, wie Blümcke und Traub unisono betonten. Traub wird zu einer Klausurtag­ung mit dem Vorstand und dem Beirat einladen. Außerdem wird die Mitglieder­versammlun­g entweder die Kassenprüf­ung auf zwei vom Oberbürger­meister vorgeschla­gene Personen aus der Stadtverwa­ltung übertragen oder die beiden Benannten erhalten ein nachgelage­rtes Prüfungsre­cht. „Wir wollen die gute Arbeit der VHS unterstütz­en. Und wir wollen dabei den Einsatz von Steuergeld­ern im Blick haben, mehr nicht“, so Bürgermeis­ter Blümcke.

Die Stadträte im Bildungs- und Kulturauss­chuss begrüßten, dass Kommune und Verein gemeinsam ein neues Kapitel aufschlage­n. Für die inhaltlich­e Arbeit der VHS gab es viel Lob. Peter Frey (CDU) hätte sich von der Verwaltung aber „ein sensiblere­s Vorgehen“gewünscht: „Da hat es ungute Töne gegeben, es werden beide Seiten beschädigt.“Dagegen hielten Freys Stadtrat-Kollegen in der klaren Mehrzahl die Angelegenh­eit für gut aufgearbei­tet. Den Jahreszusc­huss von 195 000 Euro für 2017 hat der Ausschuss am Mittwoch einstimmig gewährt.

 ?? ARCHIVFOTO: REB ?? Ravensburg­s Erster Bürgermeis­ter Simon Blümcke hatte öffentlich Kritik am Vereinsvor­stand geübt.
ARCHIVFOTO: REB Ravensburg­s Erster Bürgermeis­ter Simon Blümcke hatte öffentlich Kritik am Vereinsvor­stand geübt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany