Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Hauswände werden häufiger beschmiert
Spürbare Zunahme von Farbschmierereien in Ravensburg – Graffiti sind eine Straftat
RAVENSBURG - Bewohner der Ravensburger Altstadt klagen in jüngster Zeit verstärkt über eine Zunahme von Schmierereien an Hauswänden. Die Stadtverwaltung bestätigt diesen Trend. Und warnt: Wer Wände bemalt oder ansprayt, begeht eine Straftat.
Wandschmierereien stellen eine Sachbeschädigung nach Paragraf 303 Strafgesetzbuch dar. Auch der Versuch ist strafbar. In Absatz 1 des Paragrafen heißt es, dass dafür eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe verhängt werden kann. Das ist die strafrechtliche Seite. Vandalismus dieser Art kann aber auch zivilrechtlich verfolgt werden, zum Beispiel in Form von Schadenersatzforderungen.
Der Schaden ist nämlich schon bei kleinen Schmierereien groß: Die Entfernung selbst kleiner Graffiti kostet mindestens 150 Euro – größere entsprechend mehr. Beispiel: Mehlsack. Das Wahrzeichen der Stadt Ravensburg wurde in diesem Sommer binnen weniger Tage gleich mehrfach beschmiert. „Allein für die Entfernung der Schäden am Mehlsack entstanden Kosten in Höhe von fast 4000 Euro“, berichtet Alfred Oswald, Sprecher der Stadtverwaltung, auf Nachfrage.
Die Stadtverwaltung hat in den vergangenen Monaten eine Zunahme von Wandschmierereien festgestellt. Oswald: „Da sich die Art oft ähnelt, gehen wir von wenigen Mehrfachtätern aus.“Die Stadt Ravensburg erstattet, wenn öffentliche Gebäude betroffen sind, konsequent Strafanzeige. Zuletzt haben zwischen Freitag und Mittwoch Unbekannte auf mehrere Wände der Neuwiesenschule Schmierereien gesprüht, meldet die Polizei.
Bereits im vergangenen Dezember sprach das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) von einem „neuen Graffiti-Boom“im Land. „Wir stellen eine zunehmende Verwahrlosung im öffentlichen Raum fest“, sagte damals LKA-Präsident Ralf Michelfelder. Weil einige Ecken in Städten immer unansehnlicher werden, gehe das zu Lasten des Sicherheitsgefühls der Menschen. Und zu Lasten des Geldbeutels: Allein die Stadt Stuttgart gibt pro Jahr 150 000 Euro aus, um Wände wieder sauber zu bekommen.
Bei der Befragung der Ravensburger Altstadtbewohner durch die Deutsche Hochschule der Polizei Münster im Jahr 2013 gaben knapp 14 Prozent der befragten Ravensburger an, dass ihnen schon mindestens einmal die Hauswände beschmiert worden waren.
Der Ravensburger Mehlsack ist inzwischen wieder sauber. Der städtische Betriebshof hat die Graffiti entfernt. Alfred Oswald warnt potenzielle Nachahmer der Verschmutzer: „Es handelt sich hier nicht um ein Kavaliersdelikt oder einen lustigen Streich. Sondern um eine Straftat.“