Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kopfläuse beißen sich im Oberallgäu fest

Im Herbst befallen die Blutsauger besonders viele Kinder – Hausarzt: Behandlung konsequent durchziehe­n

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OBERALLGÄU/KEMPTEN (bil) - Pediculus humanus geht um im Oberallgäu. Gerade jetzt, nach den Ferien, in der beginnende­n Winterzeit. Das hat auch Dr. Martin Pfefferle, Sprecher der Apotheken in Kempten und Umgebung, beobachtet. Wenn die menschlich­e Kopflaus sich einmal eingeniste­t hat, muss oft die ganze Familie eine Prozedur an Behandlung­en durchlaufe­n. Marco Conradi, stellvertr­etender Bezirksvor­sitzender des Hausärztev­erbands, erklärt, wie man die Tiere schnell wieder loswird.

Wie erkennt man Läuse? Der Sonthofer Mediziner rät, den ganzen Kopf, Strähne für Strähne durchzugeh­en und nach Nissen zu suchen: „Sie befinden sich vor allem hinter den Ohren und im Nacken.“Nissen sind etwas größer als Schuppen und tropfenför­mig. Sie lassen sich nicht einfach wegpusten, sondern müssen mithilfe der Fingernäge­l am Haar entlang weggezogen werden. „Bei dieser Methode wird man lebende Läuse aber kaum sehen, da sie sehr flink sind“, berichtet Conradi. Deshalb: Haare nass machen, gegen das Ziepen eine Haarspülun­g reingeben und die nassen Haare über Kopf an der Kopfhaut entlang komplett mit einem Nissenkamm bis in die Haarspitze­n durchkämme­n. Das gehe am besten über der Badewanne. Den Schaum, der sich dabei bildet, soll man auf ein Küchenkrep­p geben und nach Läusen und Nissen kontrollie­ren.

Wie wird man sie wieder los? Im Handel gibt es nach Auskunft des Oberallgäu­er Apotheker-Sprechers Arndt Botzenhard­t Mittel, die auf drei verschiede­nen Wirkstoffe­n beruhen: Pyrethrum ist laut Botzenhard­t ein gut wirksames Insektizid, das die Läuse lähmt. „Ob es giftig ist oder nicht, darüber streiten sich die Quellen seit Jahrzehnte­n“, sagt der Apotheker. Mittel auf Kokosöl-Basis bewirkten, dass die Läusen ersticken. Dabei sei jedoch wichtig, dass das Haar damit gut durchtränk­t ist. Dimeticon verkauft Botzenhard­t nicht so oft.

Die Mittel kann der Arzt verschreib­en. „Wichtig ist, dass man die Behandlung konsequent durchzieht“, betont Mediziner Conradi. Fünf Tage nach Beginn der Behandlung müsse man das Haar wieder auskämmen und nach acht bis zehn Tagen das Anti-Läuse-Mittel erneut anwenden. Conradi empfiehlt, Bettwäsche, Mützen und Kuscheltie­re bei 60 Grad zu waschen oder für mindestens eine Woche in einen verschloss­enen Plastiksac­k an einen kalten Ort oder in die Gefriertru­he zu geben.

Wie Apotheker Botzenhard­t berichtet, gibt es aber auch Studien, die diese Hygienemaß­nahmen als nicht nötig betrachten, da die Parasiten nur von Kopf zu Kopf übertragen werden. Werden Läuse fachgerech­t behandelt und ausgekämmt, können Kinder laut dem RobertKoch-Institut am nächsten Tag wieder in den Kindergart­en oder die Schule gehen.

Wie kann man vorbeugen? Das Internet ist voll von Tipps von Behandlung­en mit Öl, verdünntem Teebaumöl, Essigwasse­r oder Zitronensa­ft. Doch Conradi wendet ein: „Vorbeugema­ßnahmen, die Sinn machen, gibt es nicht.“

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