Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Außenminister unter Dauerbeschuss
US-Präsident Trump kanzelt Rex Tillerson öffentlich ab
WASHINGTON - Folgt man Insidern, dann droht US-Außenminister Rex Tillerson über kurz oder lang seine Entlassung, auch wenn es sich noch wochen- oder gar monatelang hinziehen könnte. Das Verhältnis zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Chefdiplomaten sei irreparabel belastet, hat es die in aller Regel gut informierte Online-Plattform Axios zusammengefasst. Trump, hieß es am Freitag, spiele mit dem Gedanken, Tillerson gegen Mike Pompeo auszutauschen, einen Republikaner aus Kansas, den er im Januar zum CIA-Direktor befördert hatte.
Es geht um Kritik an einem Präsidenten, der Kritik nur schwer erträgt. Als der Chefdiplomat von der Möglichkeit eines Dialogs mit Nordkorea sprach, um mit dem Diktator Kim Jong-un über atomare Aufrüstung und Raketentests zu reden, pfiff ihn Trump auf geradezu demütigende Weise zurück. Tillerson verschwende seine Zeit bei dem Versuch, „mit dem kleinen Raketenmann zu verhandeln“, schrieb er auf Twitter. „Spar dir deine Energie, Rex. Wir werden tun, was getan werden muss.“Vorausgegangen waren Berichte, nach denen der Minister Reportern auf einer Chinareise von Sondierungsgesprächen mit Pjöngjang erzählt hatte. Dafür gebe es zwei, drei offene Kanäle, bestätigte er, was längst kein Geheimnis mehr ist. Sowohl über die schwedische Botschaft in Pjöngjang als auch über die nordkoreanische UN-Vertretung in New York laufen Kontakte. „Wir können mit ihnen reden, und wir reden mit ihnen“, sagte Tillerson über die Nordkoreaner, wobei er nur wiederholte, was Pentagonchef James Mattis mit ähnlichen Worten beschreibt.
Doch während Trump den Ex-General Mattis, seinen Lieblingsminister, regelmäßig in höchsten Tönen lobt, fährt er Tillerson ebenso regelmäßig in die Parade. Mit inhaltlichen Kontroversen hat es wohl nur am Rande zu tun. Was er seinem Außenminister verübelt, ist dessen Weigerung, sich mit der Rolle eines Sprachrohrs zu begnügen, eines Megafons der Machtzentrale. Als Trump nach den sommerlichen Ausschreitungen in Charlottesville, provoziert durch einen Aufmarsch von Rassisten, „viele Seiten“für die Gewalt verantwortlich machte, ging Tillerson auf Distanz. „Der Präsident spricht für sich selber“, bemerkte er kühl.
Dem jüngsten Gerücht, er habe nach einer Auseinandersetzung mit Trump zurücktreten wollen, widersprach Tillerson schnell. Doch ein Kniefall vor seinem Vorgesetzten war das nicht: Dass er Trump als „Deppen“bezeichnet hatte, dementierte er nicht, jedenfalls nicht ausdrücklich. Dafür war es Trump, der die Geschichte ins Reich der Legende verwies. „Fake News“, schrieb er scheinbar entrüstet in einem Tweet. „Keine Bestätigung durch mich.“