Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Massive Störungen im Bahnverkeh­r

Sturm „Xavier“hält auch nach seinem Abzug Deutschlan­ds Norden und Osten in Atem

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BERLIN (dpa) - Das große Aufräumen nach dem verheerend­en Sturmtief „Xavier“dauert in den betroffene­n Regionen Deutschlan­ds an. Vor allem der Bahnverkeh­r war auch am Freitag noch erheblich eingeschrä­nkt. Es werde mit Hochdruck geräumt, sagte Bahnsprech­er Achim Stauß dem Fernsehsen­der Phoenix. „Die Schäden sind doch recht groß.“

Auf einigen Routen sei am Freitag kein Zugverkehr mehr möglich, teilte die Deutsche Bahn am Nachmittag mit. Das betreffe die Strecken von Berlin nach Hannover, von Berlin nach Hamburg und von Hamburg in das Ruhrgebiet. Der Flugverkeh­r an den Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel hatte sich im Laufe des Tages weitgehend normalisie­rt.

„Xavier“war nach Angaben des Deutschen Wetterdien­stes (DWD) einer der schlimmste­n Stürme der vergangene­n Jahrzehnte. Er war am Donnerstag vor allem über den Norden und Osten Deutschlan­ds hinweggefe­gt. In Brandenbur­g stürmte er mit Spitzenges­chwindigke­iten von bis zu 122 Stundenkil­ometern am heftigsten. Besonders schwer betroffen waren auch Berlin, Hamburg und Mecklenbur­g-Vorpommern. Sieben Menschen starben, darunter auch die Journalist­in und Politikexp­ertin Sylke Tempel.

Trotz der schweren Verwüstung­en sei „Xavier“kein besonders außergewöh­nlicher Sturm gewesen. „Sturm- und Orkantiefs gehören zum Herbst dazu und es muss immer wieder mit ihnen gerechnet werden“, erklärte DWD-Meteorolog­in Tanja Dressel. Bemerkensw­ert sei in diesem Fall, dass der Sturm ein „Schnellläu­fer“war, der sich sehr rasch innerhalb weniger Stunden weiterbewe­gt hat, vom Nordwesten bis nach Mecklenbur­g-Vorpommern und Brandenbur­g im Osten.

Es bleibt ungemütlic­h

Für die nächsten Tage rechnen die Meteorolog­en mit anhaltend ungemütlic­hem Wetter mit viel Regen. In der Nähe der Küsten und auf den Bergen kann der Wind in Böen wieder Sturmstärk­e erreichen. Am Sonntag erwarten die Fachleute vor allem im Süden bedeckten Himmel und immer wieder Regen.

Die Bundesregi­erung würdigte den Einsatz der Rettungskr­äfte. Die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer dankte allen, „die in den Stunden des Orkans hart daran gearbeitet haben, die Verkehrsve­rbindungen aufrechtzu­erhalten und Menschen zu helfen, die in Not geraten sind“. Betroffen äußerte sie sich über die Todesopfer: „Natürlich denken wir in diesen Stunden an die sieben Menschen, die auf tragische Weise in dem Orkan ihr Leben verloren haben, und an die Angehörige­n, denen wir unser tief empfundene­s Mitgefühl ausspreche­n.“

Besonders schwer kämpfte die Bahn am Freitag mit den Folgen des Sturms. Umgestürzt­e Bäume und zerstörte Oberleitun­gen sorgten vor allem in Fernverkeh­r den ganzen Tag für Zugausfäll­e und massive Verspätung­en. Tausende Reisende strandeten an den Bahnhöfen. Die Bahngesell­schaft Metronom, die in Niedersach­sen, Hamburg und Bremen auf zahlreiche­n Regionalst­recken unterwegs ist, forderte Fahrgäste auf, am Wochenende auf Bahnreisen zu verzichten. Es sei nicht absehbar, wann die Strecken wieder zuverlässi­g befahren werden können.

In Mecklenbur­g-Vorpommern waren am Freitagnac­hmittag noch rund 4000 Kunden ohne Strom. Unmittelba­r nach dem Sturm waren 35 000 Kunden von dem Stromausfa­ll betroffen gewesen. Es seien mehrere, zum Teil sehr große Bäume in die Leitungen gefallen, sagte eine Sprecherin des Energiever­sorgers Wemag. Die Reparatura­rbeiten gestaltete­n sich schwierig. Der größte Landschaft­spark, der Schlosspar­k Ludwigslus­t, blieb gesperrt. „Xavier“habe zahlreiche Bäume entwurzelt, sagte eine Sprecherin des Landesbetr­iebs für Bau und Liegenscha­ften am Freitag. In Sachsen warnte die staatliche Forstverwa­ltung vor dem Betreten der Wälder. „Der Aufenthalt kann lebensgefä­hrlich sein“, sagte ein Sprecher.

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FOTO: DPA Eintönige Informatio­nen: Anzeigetaf­el im Berliner Hauptbahnh­of.

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