Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Liane im Fortbildungs-Dschungel
Eine vierfache Mutter aus Ottobeuren hat nach einer Umschulung eine Teilzeit-Stelle ergattert
ALLGÄU/DARAST - Eine vierfache Mutter aus Ottobeuren hat erreicht, was sich viele im Allgäu wünschen: Sie hat nach einer Umschulung eine heiß begehrte Teilzeit-Stelle ergattert. Sie heißt Liane. Und ein bisschen scheint dieser Vorname auch Programm zu sein.
Die 41-Jährige aus Ottobeuren – mit Nachnamen Haberland – hat beruflich einen spannenden Weg hinter sich. In den vergangenen Jahren kämpfte sie sich auch erfolgreich durch den Fortbildungs-Dschungel. Heute hat sie einen interessanten Teilzeit-Job bei der EiFo Forsttechnik in Darast (Unterallgäu). Zuvor war sie während der Umschulung zur Kauffrau für Büromanagement von der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen finanziell unterstützt worden. Die Behörde bezahlte den Weiterbildungs-Unterricht, den die vierfache Mutter in Teilzeit bei der Dekra in Mindelheim absolvierte, und übernahm die Fahrtkosten – zusammen über einen Zeitraum von zwei Jahren waren dies etwa 12 000 Euro. „Über dieses Geld war ich sehr froh, denn die Umschulung hätte ich selber nicht bezahlen können“, sagt die 41-Jährige.
Insgesamt hat die Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, die für das gesamte bayerische Allgäu zuständig ist, im vergangenen Jahr für die Qualifizierung von Arbeitnehmern knapp 3,7 Millionen Euro aufgewendet. „Etwa 1000 Männer und Frauen durchlaufen pro Jahr eine Weiterbildung“, sagt Agentur-Chefin Maria Amtmann. Liane Haberland hat als junge Frau ihr Fachabitur gemacht. Dann folgte ein abwechslungsreicher beruflicher Weg. Die gebürtige Münchnerin arbeitete unter anderem in einer Steuerberater-Kanzlei, im Hotel sowie als Buchhalterin in der Gastronomie. Zwischendurch bekam sie vier Kinder, was jeweils Babypausen und Erziehungszeiten nach sich zog. Raus aus dem Berufsleben war Liane Haberland auch, weil sie eine Zeit lang ihre Oma pflegte.
Haberland wollte aber unbedingt wieder arbeiten. Wegen der Kinder jedoch nur in Teilzeit. Deshalb ging sie zur Arbeitsagentur nach Memmingen und erkundigte sich über die Möglichkeiten der Wiedereingliederung. Zu diesem Thema informiert die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Martina Weinmüller, regelmäßig. Ein Test ergab für Haberland, dass eine Umschulung zur Kauffrau für Büromanagement für sie am besten wäre. Sie entschied sich für ein dreijähriges Ausbildungsprogramm der Dekra in Mindelheim. Wegen guter Leistungen wurde die Fortbildungszeit auf zwei Jahre verkürzt. Ihren IHK-Abschluss machte sie heuer im Juli.
Teil der Weiterbildung war ein elfmonatiges Praktikum bei der EiFo Forsttechnik in Darast. Dort wurde Liane Haberland nach der IHK-Prüfung dann auch nahtlos übernommen. Sie arbeitet nun 24 Stunden in der Woche. Damit hatte Haberland Glück. Denn insgesamt übersteigt die Nachfrage nach Teilzeitstellen das Angebot im Allgäu bei Weitem. 1500 Frauen und 300 Männer suchen derzeit eine Tätigkeit in Teilzeit. Damit sie eine Stelle finden „müssen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber bewegen und gemeinsam klären, was möglich ist“, sagt Weinmüller. Für Betriebe sei das nicht immer leicht, aber es lohne sich, fügt Amtmann hinzu: „Sie haben damit dankbare Mitarbeiter.“2016 waren 70 000 Arbeitnehmer im Allgäu in Teilzeit beschäftigt – davon 11 000 Männer.