Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Liane im Fortbildun­gs-Dschungel

Eine vierfache Mutter aus Ottobeuren hat nach einer Umschulung eine Teilzeit-Stelle ergattert

- Von Katharina Müller und Stefan Binzer

ALLGÄU/DARAST - Eine vierfache Mutter aus Ottobeuren hat erreicht, was sich viele im Allgäu wünschen: Sie hat nach einer Umschulung eine heiß begehrte Teilzeit-Stelle ergattert. Sie heißt Liane. Und ein bisschen scheint dieser Vorname auch Programm zu sein.

Die 41-Jährige aus Ottobeuren – mit Nachnamen Haberland – hat beruflich einen spannenden Weg hinter sich. In den vergangene­n Jahren kämpfte sie sich auch erfolgreic­h durch den Fortbildun­gs-Dschungel. Heute hat sie einen interessan­ten Teilzeit-Job bei der EiFo Forsttechn­ik in Darast (Unterallgä­u). Zuvor war sie während der Umschulung zur Kauffrau für Büromanage­ment von der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen finanziell unterstütz­t worden. Die Behörde bezahlte den Weiterbild­ungs-Unterricht, den die vierfache Mutter in Teilzeit bei der Dekra in Mindelheim absolviert­e, und übernahm die Fahrtkoste­n – zusammen über einen Zeitraum von zwei Jahren waren dies etwa 12 000 Euro. „Über dieses Geld war ich sehr froh, denn die Umschulung hätte ich selber nicht bezahlen können“, sagt die 41-Jährige.

Insgesamt hat die Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, die für das gesamte bayerische Allgäu zuständig ist, im vergangene­n Jahr für die Qualifizie­rung von Arbeitnehm­ern knapp 3,7 Millionen Euro aufgewende­t. „Etwa 1000 Männer und Frauen durchlaufe­n pro Jahr eine Weiterbild­ung“, sagt Agentur-Chefin Maria Amtmann. Liane Haberland hat als junge Frau ihr Fachabitur gemacht. Dann folgte ein abwechslun­gsreicher berufliche­r Weg. Die gebürtige Münchnerin arbeitete unter anderem in einer Steuerbera­ter-Kanzlei, im Hotel sowie als Buchhalter­in in der Gastronomi­e. Zwischendu­rch bekam sie vier Kinder, was jeweils Babypausen und Erziehungs­zeiten nach sich zog. Raus aus dem Berufslebe­n war Liane Haberland auch, weil sie eine Zeit lang ihre Oma pflegte.

Haberland wollte aber unbedingt wieder arbeiten. Wegen der Kinder jedoch nur in Teilzeit. Deshalb ging sie zur Arbeitsage­ntur nach Memmingen und erkundigte sich über die Möglichkei­ten der Wiedereing­liederung. Zu diesem Thema informiert die Beauftragt­e für Chancengle­ichheit am Arbeitsmar­kt, Martina Weinmüller, regelmäßig. Ein Test ergab für Haberland, dass eine Umschulung zur Kauffrau für Büromanage­ment für sie am besten wäre. Sie entschied sich für ein dreijährig­es Ausbildung­sprogramm der Dekra in Mindelheim. Wegen guter Leistungen wurde die Fortbildun­gszeit auf zwei Jahre verkürzt. Ihren IHK-Abschluss machte sie heuer im Juli.

Teil der Weiterbild­ung war ein elfmonatig­es Praktikum bei der EiFo Forsttechn­ik in Darast. Dort wurde Liane Haberland nach der IHK-Prüfung dann auch nahtlos übernommen. Sie arbeitet nun 24 Stunden in der Woche. Damit hatte Haberland Glück. Denn insgesamt übersteigt die Nachfrage nach Teilzeitst­ellen das Angebot im Allgäu bei Weitem. 1500 Frauen und 300 Männer suchen derzeit eine Tätigkeit in Teilzeit. Damit sie eine Stelle finden „müssen sich Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r bewegen und gemeinsam klären, was möglich ist“, sagt Weinmüller. Für Betriebe sei das nicht immer leicht, aber es lohne sich, fügt Amtmann hinzu: „Sie haben damit dankbare Mitarbeite­r.“2016 waren 70 000 Arbeitnehm­er im Allgäu in Teilzeit beschäftig­t – davon 11 000 Männer.

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FOTO: BENEDIKT SIEGERT Liane Haberland bei der Firma EiFo Forsttechn­ik in Bad Grönenbach.

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