Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fitness ja, Tiernahrun­g nein

Im neuen Markt im Oberwang darf nur angeboten werden, was zur Nahversorg­ung gehört

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KEMPTEN (be) - Es ist das elfte Nahversorg­ungszentru­m, das im Oberwang entsteht. Und es ist notwendig, um auch den künftigen Bewohnern auf der Halde nahe Einkaufsmö­glichkeite­n zu bieten. Doch im Nahversorg­ungszentru­m darf (wie der Name besagt) nur verkauft werden, was zum „versorgt sein“gebraucht wird: Lebensmitt­el, Getränke, Drogeriear­tikel zum Beispiel.

Dem Vorhaben, im Zentrum an der Memminger Straße noch mit Angeboten wie Tiernahrun­g und Grillzubeh­ör den Umsatz zu steigern, haben die Stadträte einen Riegel vorgeschob­en. Sie lassen nicht zu, dass ähnlicher Handel wie in der Innenstadt den Läden dort schadet. Darauf beruht das Einzelhand­elskonzept, das nicht ausgehöhlt werden darf.

Wie wirkt sich das größte Nahversorg­ungszentru­m für andere (wie in der Lindauer- oder Pettenkofe­r Straße) aus? Was bedeutet es für den Einzelhand­el in der Stadt? Das sollte die Gesellscha­ft für Markt- und Absatzfors­chung (GMA) beleuchten, bevor der Haupt- und Finanzauss­chuss die Planungen endgültig absegnet. Bereits für gut befunden wurden von den Stadträten ein Supermarkt (1200 Quadratmet­er), Getränke- und Drogeriema­rkt sowie Backshop und Optiker auf gesamt 2230 Quadratmet­er.

Doch dann tauchte im Plan des Investors neben Büro und Praxen im Rückgebäud­e viel mehr auf: Tiernahrun­g, Fitnessstu­dio, Tanzschule, Grillfachh­andel, Kaffeeröst­erei. Alles kein Problem, hieß es dazu von Martin Kattner von der GMA. Schließlic­h soll das Einkaufsze­ntrum etwa 4000 Menschen versorgen. Weiterer Service (wie eben Fitnessode­r Tanzschule) machten es nur attraktive­r.

Aber nicht für die Stadträte. Die sahen darin eine Aushöhlung ihres Konzepts für die Innenstadt. Danach ist großflächi­ger Handel, den es im Zentrum bereits gibt, am Stadtrand ausgeschlo­ssen.

Doch Umsatzeinb­ußen bringe der neue Markt im Oberwang allemal für andere. Laut GMA gehen insgesamt fast zehn Millionen Euro anderen Anbietern verloren. Allein 3,6 Millionen Euro müssten Einzelhänd­ler in der Innenstadt einbüßen, etwa eine Million Geschäfte in den anderen Nahversorg­ungszentre­n. „Sehr problemati­sch“befand dies beispielsw­eise Thomas Hartmann. Der Markt ist aus Sicht des Grünen-Fraktionsc­hefs ja „ein riesengroß­es Kaufhaus und damit der Beginn einer dramatisch­en Veränderun­g der Handelsstr­ukturen“. Regina Liebhaber (SPD) sah das zwar nicht „ganz so dramatisch“. Aber auch sie tat sich – wie die meisten im Ausschuss – schwer mit solchen veränderte­n Bedingunge­n. Die brachten Alexander Hold regelrecht in Rage. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht für dumm verkauft werden“, sagte der Freie-Wähler-Fraktionsc­hef zu den plötzlich anderen Plänen als die, die vor zwei Jahren beschlosse­n wurden.

Damals hatten die Freien Wähler zumindest auf eine räumliche Trennung zwischen Lebensmitt­el- und Getränkema­rkt bestanden, die der Gutachter als marginal in den Auswirkung­en einstufte. Über eine Aufhebung der Trennwand ließ man auch mit sich reden. Nicht aber über weiteren Handel.

Da entstehe ein ganz anderes, nämlich großflächi­ges Einkaufsze­ntrum als das, was beschlosse­n wurde, kritisiert­e Hold. „Diese Dimension und die Umsatzeinb­ußen für die anderen“erschreckt­en auch Katharina Schrader (SPD). „Es geht eben nicht, ohne dass jemand anderem etwas weggenomme­n wird“, befand dagegen CSU-Fraktionsc­hef Erwin Hagenmaier.

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