Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Beamtin auf vier Pfoten
Spürhund Vicky sucht für das Hauptzollamt Ulm am Flughafen Friedrichshafen nach Drogen
FRIEDRICHSHAFEN - So stellt sich niemand das Ende seines Sommerurlaubs vor. Gerade noch ist ein österreichisches Paar aus ihrem MallarcoUrlaub am Flughafen Friedrichshafen angekommen, jetzt stehen sie im Kontrollraum des Zolls. Zwei Beamte untersuchen ihren Koffer haargenau. T-Shirts, Bücher, Socken und Unterwäsche nehmen die Zöllner einzeln aus dem dunkelblauen Koffer und schütteln alles gründlich aus. Denn Helmut Ahrens und Dieter Lohr suchen im Koffer der Urlauber nach Drogen.
Spürhund Vicky hat die beiden auf diese Spur gebracht. Der achtjährige Schäferhund arbeitet als Drogenspürhund beim Hauptzollamt Ulm und ist mit ihrem Hundeführer, Helmut Ahrens, heute am Flughafen Friedrichshafen auf der Suche nach Drogen wie Marihuana, Heroin und Kokain. Bei der Kontrolle der Koffer aus Mallorca läuft der Schäferhund an allen Koffern vorbei, nur bei dem dunkelblauen Koffer des österreichischen Pärchens bleibt der Hund stehen und drückt die Schnauze fest auf den Koffer. Das Signal für Vickys Hundeführer: Genau an dieser Stelle befinden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Drogen.
Die Spürnasen der Zollhunde sind in den meisten Fällen zuverlässiger als andere Kontrollen, wie zum Beispiel mit einem Röntgengerät. Im verdächtigen Koffer am friedrichshafener Flughafen finden die beiden Zollbeamten keine Drogen. Nach einiger Zeit geben die Touristen allerdings zu, im Urlaub am Strand einen Joint geraucht zu haben. „Nur das bisschen, was noch in der Hosentasche war, oder der Geruch, den die Kleidung angenommen hat, reicht dem Hund um die Drogen zu riechen“, sagt Helmut Ahrens, Hundeführer beim Hauptzollamt Ulm. Für die Urlauber hat das aber keine Konsequenzen. Sie dürfen ohne Strafe nach Hause fahren.
Am Flughafen kontrolliert der Zoll aber nicht nur Koffer, auch das Handgepäck und die Reisenden selbst müssen an Vickys sensibler Spürnase vorbei. Auf dem Weg vom Flugzeug zum Hauptgebäude müssen die Passagiere in einer Reihe an der Hündin vorbei laufen. Immer wieder winselt Vicky und schnuppert interessiert am Handgepäck. „Der hat ja kleine Schühchen an“, bemerkt eine Frau und zeigt auf die rutschfesten Hundesocken, die Vicky an den Vorderpfoten trägt. „Sie gehen doch auch nicht ohne Schuhe zur Arbeit“, scherzt der Hundeführer. Ein Passagier nach dem anderen läuft an der Schäferhündin und Helmut Ahrens vorbei. Und plötzlich: Vicky drückt ihre Schnauze auf die Laptoptasche einer jungen Frau.„Was haben Sie in der Tasche?“, fragt der Hundeführer laut. Mit einem Klick-Geräusch zeigt Ahrens dem Hund, dass er von der Tasche ablassen kann und belohnt ihn mit Futter. Die Frau darf währenddessen ohne Kontrolle weitergehen, denn sie arbeitet auch für den Zoll und hat sich zu Trainingszwecken mit einer präparierten Tasche unter die Passagiere gemischt. „Das machen wir bei fast jeder Kontrolle am Flughafen so, damit Vicky aufmerksam bleibt und ein Erfolgserlebnis hat“, erklärt Ahrens. In der Tasche war dieses Mal eine Platte mit Marihuana-Geruch.
Fünf Hunde im Einsatz
So wie Vicky arbeiten vier weitere Hunde für das Hauptzollamt Ulm. Sie sind unterschiedlich ausgebildet und können so Falschgeld, Tabak oder Drogen erschnüffeln. Doch kein Hund ist erfolgreicher als Vicky. Zusammen mit ihrem Hundetrainer gilt sie derzeit als bestes Team beim Hauptszollamt Ulm. Allein im ersten Halbjahr 2017 fand die Hündin über 85 Kilogramm Marihuana mit einem Straßenverkaufswert von rund einer Million Euro.
Ahrens und Vicky kontrollieren nicht nur am Flughafen in Friedrichshafen, auch auf Autobahnen oder an der Grenze zur Schweiz sind die beiden im Einsatz. Die Arbeit mit Vicky ist für den Zollbeamten etwas ganz Besonderes. „Mit einem Hund ist es leichter, als mit Menschen. Der Hund vertraut mir und hört darauf, was ich sage“, sagt Ahrens und lächelt. Und die beiden sind nicht nur Arbeitskollegen. Die Schäferhündin wohnt bei Helmut Ahrens und seiner Familie.