Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nagen und graben

Halter von Rennmäusen müssen vor allem Beschäftig­ung und Gesundheit im Blick haben

- Von Jule Zentek

DÜSSELDORF (dpa) - Sie graben im Streu und zerlegen Nagemateri­al: Wer Rennmäuse halten will, muss wissen, was die Tiere brauchen. Denn die Nager sind anfällig für Krankheite­n, wenn Haltung und Ernährung nicht stimmen.

Mongolisch­e Rennmäuse sollten niemals allein gehalten werden, ideal ist eine gleichgesc­hlechtlich­e Zweiergrup­pe. So können sich die Tiere nicht vermehren. Außerdem sollte man am besten Geschwiste­rpaare auswählen, sagt Regine Rottmayer von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz (TVT). Denn verwandte Mäuse haben einen Familienge­ruch. Fremde Nager gewöhnen sich nur sehr schlecht aneinander: Auch nach einigen Wochen kann es noch zu blutigen Kämpfen kommen.

Erste Anlaufstel­le zum Mäusekauf sollten Tierheime und Notstation­en sein. „Die Tiere sind dort durchgeche­ckt und daher meistens gesund“, sagt Katrin Schrankel vom Nagerschut­zverein. Die Geschlecht­erbestimmu­ng sei außerdem erfahrungs­gemäß zuverlässi­ger, und die Tiere haben eine Schwangers­chaftsquar­antäne abgesessen. Somit ist unerwartet­er Nachwuchs unwahrsche­inlich.

Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Mäuse gesund sind: „Haben die Tiere verklebte Augen oder sind nicht besonders aktiv, sind das Krankheits­anzeichen“, sagt Rottmayer. Auch das Fell gibt Hinweise: Es kann struppig, fettig oder geschädigt sein, wenn die Mäuse krank sind.

Rennmäuse sind sehr aktive Tiere und graben oft den ganzen Tag. Der Käfig sollte daher mindestens 100 mal 50 mal 50 Zentimeter groß sein. Durch ein Glasbecken mit ausreichen­d Belüftung, das sogenannte Nagarium, kann man die Tiere beobachten.

Als Einstreu eignet sich eine Mischung aus Naturmater­ialien wie Heu und Stroh. Das Überstreu kann aus Laub und Rinde bestehen. Damit die Rennmäuse auch ordentlich buddeln können, sollte die Einstreuhö­he bei mindestens 25 Zentimeter liegen.

Können sich Rennmäuse nicht genug beschäftig­en, zeigen sie oft Verhaltens­störungen wie Gitternage­n, oder sie graben nur noch an einer Stelle. Deshalb sind ausreichen­d Nagemateri­alien wie Pappe, Eierkarton­s und Zweige wichtig. Auch von Toilettenp­apierrolle­n seien sie große Fans, sagt Rottmayer. „Zuerst nutzen die Mäuse sie als Tunnel, dann zerlegen sie die Rolle meist komplett.“ Tabu im Käfig ist dagegen Plastik.

Um ihr Fell zu pflegen, wälzen und suhlen sich die Mäuse gern im Sand. Ohne regelmäßig­es Sandbad wird ihr Fell struppig und fettig. Die TVT empfiehlt dafür Chinchilla­sand. Das Sandbad muss teils täglich gewechselt werden – vor allem, wenn die Tiere es auch als Toilette nutzen. Die Streu können Halter sehr viel länger lassen – und zwei- bis dreimal im Monat wechseln. „Dann braucht man auch etwa nur das halbe Streu auszutausc­hen“, sagt Schrankel. So bleibt noch der heimische Geruch erhalten, und die Tiere fühlen sich wohl.

Als Futter eignet sich eine Mischung aus Saaten und Körnern. Besonders wichtig sei außerdem eine tierische Eiweißquel­le in getrocknet­er Form, sagt Rottmayer. Sie empfiehlt hartgekoch­te Eier, Katzentroc­kenfutter und Futterinse­kten wie Heimchen oder Wüstenheus­chrecken. Möhren und Äpfel eignen sich als Frischfutt­er – von Obst darf es jedoch nicht zu viel sein. Denn Rennmäuse sind anfällig für Diabetes, Übergewich­t und Nierenerkr­ankungen.

In freier Wildbahn, in Wüstenrand­gebieten und der Steppe, sind die Mäuse immer auf Futtersuch­e – und das kann man nachstelle­n. „Das Futter sollte mal im Streu versteckt oder eingerollt werden“, sagt Schrankel.

Nicht alle mögen schmusen

Zum Spielen sind Rennmäuse nicht unbedingt geeignet. Wer es versuchen will, sollte sich langsam annähern. Dazu kann man etwas Futter auf die Hand geben und den Tieren hinhalten. Sie sollten dann selber entscheide­n können, ob sie auf die Hand wollen oder nicht. Denn nicht alle Mäuse mögen Streichele­inheiten, sagt Regine Rottmayer. „Man kann auch nicht mit ihnen auf der Schulter einkaufen gehen, wie bei einer Ratte.“

Krankheits­anzeichen wie eine rasche Gewichtsab­nahme, apathische­s Verhalten, halb geschlosse­ne Augen, aufgeplust­ertes Fell, seltsame Atemgeräus­che oder Durchfall muss man ernstnehme­n. „Rennmäusen sieht man ihre Krankheit meist erst dann an, wenn es ihnen schon richtig schlecht geht“, sagt Dominik Schwarz von der Rennmaus-Community rennmaus.de. Die Tiere sollten deshalb täglich beobachtet werden. Zum Tierarzt nimmt man dann am besten gleich die ganze Gruppe mit.

„Das Futter sollte mal im Streu versteckt oder eingerollt werden.“Katrin Schrankel vom Nagerschut­zverein

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FOTO: DPA Vorsicht mit den Leckerlis: Mongolisch­e Rennmäuse neigen zu Diabetes und Übergewich­t.

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