Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Skinheadko­nzert mit 250 Besuchern bei Seibranz

Großaufgeb­ot an Polizei aus Baden-Württember­g und Bayern auch bei Altmannsho­fen im Einsatz

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Ein Skinheadko­nzert hat in der Nacht zum Sonntag auf dem Gelände eines einzeln stehenden Gehöfts bei Bad WurzachSei­branz stattgefun­den. Die Polizei war mit mehr als 200 Einsatzkrä­ften aus Bayern und Baden-Württember­g vor Ort.

Die Raststätte bei Altmannsho­fen war erster Anlaufpunk­t der Konzertbes­ucher, die laut Polizei dem rechten Spektrum zuzuordnen sind. Diese hatten sich per E-Mail beim Veranstalt­er anmelden müssen und erhielten erst auf dem Parkplatz der Raststätte, vermutlich telefonisc­h oder durch einen Mittelsman­n, die Informatio­n, wo genau das Konzert stattfinde­t.

Eingeladen worden war, so berichtet die Initiative „Allgäu rechtsauße­n“auf ihrer Homepage, über ein Flugblatt, das in Neonazikre­isen kursierte. „Angry, live and loud“war demnach das Motto der Versammlun­g, die am 7. Oktober in Süddeutsch­land stattfinde­n sollte. Zwei der angekündig­ten Bands sind im aktuellen bayerische­n Verfassung­sschutzber­icht namentlich erwähnt. Dazu sollten eine ebenfalls als rechtsradi­kal geltende Band aus dem Raum Stuttgart und eine ebenfalls der Neonazi-Szene zuzuordnen­de Gruppe aus Kanada auftreten.

Zu diesem Konzert auf dem abseits liegenden Gelände, auf dem ein weißes Festzelt aufgebaut und Parkplätze abgesteckt waren, kamen laut Mitteilung der Polizei „250 Personen des rechten Spektrums“. An den Kennzeiche­n der Fahrzeuge war zu erkennen, dass die Besucher weit über den hiesigen Raum hinaus anreisten. Zu sehen waren beispielsw­eise Nummernsch­ilder aus Augsburg, Reutlingen, Esslingen, Tauberbisc­hofsheim und dem gesamten bayerische­n Allgäu.

200 Beamte im Einsatz

Die Polizei war laut Pressespre­cher Markus Sauter vom Samstagabe­nd mit mehr als 200 Beamten aus Bayern und Baden-Württember­g im Einsatz. Kontrollpu­nkte befanden sich an der Raststätte an der A-96-Ausfahrt Altmannsho­fen sowie zwischen Seibranz und Treherz.

Der Staatsschu­tz habe seit einiger Zeit Hinweise gehabt, dass ein solches Konzert im Allgäu stattfinde­n sollte, informiert­e Sauter weiter. Recht kurzfristi­g hätten sich dann Zeit und Ort konkretisi­ert. Mit den Kontrollen sollten Strafrecht­sverstöße verhindert werden. Auch das Konzert selbst wurde überwacht, um verfassung­sfeindlich­e Texte ahnden zu können.

Bis 3 Uhr morgens

Während der Veranstalt­ung konnten jedoch keine indizierte­n Liedtexte oder andere Straftaten festgestel­lt werden, heißt es im Polizeiber­icht vom Sonntag. Nachdem die Polizei noch die Abfahrt der Besucher des Skinheadko­nzerts überwacht und Alkoholkon­trollen durchführt hatte, sei der Einsatz am Sonntagmor­gen gegen 3 Uhr beendet gewesen.

Allgäuer Antifa-Kreise hatten ebenfalls Wind von dem Konzert bekommen und versuchten, über Facebook eine Spontankun­dgebung an der Raststätte zu mobilisier­en. Ein gutes Dutzend Demonstran­ten war dort am Samstag anzutreffe­n. Die Polizei hielt die Gruppen getrennt.

Bei den Kontrollen stellten die Einsatzkrä­fte drei Verstöße gegen das Waffengese­tz fest. Die betreffend­en Personen führten einen Teleskopsc­hlagstock, ein Einhandmes­ser und ein Paar Quarzhands­chuhe mit – und in zwei Fällen verfassung­sfeindlich­e Symbole. Diese Personen werden von der Polizei angezeigt. Außerdem hatte eine kontrollie­rte Person keinen Führersche­in und muss sich nun wegen Fahrens ohne Fahrerlaub­nis verantwort­en.

Unmittelba­r vor Beginn des Skinheadko­nzerts trat einer der Besucher in aggressive­r Weise gegenüber einem Journalist­en auf, der sich dem Veranstalt­ungsgeländ­e genähert und versucht hatte, Bilder zu machen, berichtet die Polizei weiter. Der Tatverdäch­tige beleidigte zunächst den Reporter und stieß diesen anschließe­nd zu Boden, wobei sich der Mann leicht verletzte und seine Kamera beschädigt wurde. Durch ein sofortiges Eingreifen von Polizisten sei vermutlich Schlimmere­s verhindert worden.

Vizepräsid­ent Uwe Stürmer bekräftigt­e nach dem Einsatz: „Die Polizei wird auch künftig bei derartigen Veranstalt­ungen starke Präsenz zeigen, niederschw­ellig einschreit­en und festgestel­lte Straftaten konsequent verfolgen.“

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FOTOS: STEFFEN LANG Der Autobahn-Rasthof bei Altmannsho­fen war erste Anlaufstel­le der Konzertbes­ucher. Daher richtete die Polizei dort eine Kontrollst­elle ein.
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Am Veranstalt­ungsort waren ein Festzelt aufgebaut und ein großer Parkplatz abgesteckt.

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