Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Skinheadko­nzerte im Fokus des Verfassung­sschutzes

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Der baden-württember­gische Verfassung­sschutzber­icht 2016 widmet solchen Konzerten ein Kapitel unter der Überschrif­t „subkulture­ll geprägter Rechtsextr­emismus“. Darin heißt es unter anderem: „Auch einschlägi­g bekannte Bands aus Baden-Württember­g produziere­n immer wieder Liedtexte, in denen sie ihre verfassung­sfeindlich­e Gesinnung mehr oder weniger offen erkennen lassen. (...) Bisweilen wird in solchen Liedern auch direkt oder indirekt zur Gewaltanwe­ndung gegen die genannten Feindbilde­r aufgerufen. Solche Fälle belegen zweifelsfr­ei den gewaltbeja­henden Charakter zumindest von Teilen dieser Musikszene. Bei Bands aus Baden-Württember­g bewegen sich die meisten Texte jedoch unterhalb der Schwelle zum konkreten Gewaltaufr­uf – wohl nicht zuletzt deshalb, weil die Verfasser um die möglichen juristisch­en Folgen wissen.“2016 haben laut Verfassung­sschutzber­icht sieben solcher Konzerte in Baden-Württember­g stattgefun­den, mit Besucherza­hlen zwischen 90 und 200. Veranstalt­ungsorte waren Blaubeuren, Kämpfenbac­h, Bad Wildbad und Kieselbron­n.

Auch der bayerische Verfassung­sschutz beobachtet die Szene. In seinem Bericht heißt es dazu: „Rechtsextr­emistische Konzerte werden von den Veranstalt­ern in der Regel konspirati­v vorbereite­t beziehungs­weise als private Veranstalt­ungen durchgefüh­rt. Mit Vortreffor­ten, SMS-Mobilisier­ung beziehungs­weise Mund-zu-Mund Propaganda und/oder der Deklarieru­ng eines Konzerts als private Geburtstag­sfeier soll ein Einschreit­en der Sicherheit­sbehörden ver- hindert werden. Diese geheime Vorbereitu­ng übt einen zusätzlich­en Reiz aus. Veranstalt­er – es handelt sich dabei meistens um langjährig­e Aktivisten – erlangen bei der erfolgreic­hen Durchführu­ng eines Konzerts innerhalb der Szene viel Anerkennun­g. Kommerziel­le Interessen spielen dabei eine untergeord­nete Rolle, da die Konzertver­anstalter mit den erhobenen Eintrittsg­eldern in der Regel gerade die eigenen Kosten, beispielsw­eise Bandgagen, decken können. Im Jahr 2016 fand kein rechtsextr­emistische­s Konzert in Bayern statt.“Auch der Landtags-Untersuchu­ngsausschz­uss zu den Rechtsterr­oristen des NSU beschäftig­t sich mit rechter Musik. Sie gilt als Einstiegst­or in die Szene. Die NSUTerrori­sten waren mit Bands und Veranstalt­ern aus Baden-Württember­g gut bekannt. (sl)

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