Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Angebot zum Schmecken, Mitmachen und Kaufen

Der dritte Herbstmark­t beim Schmalzmar­kt zieht viele Besucher in die Nähe des Schmalzbru­nnens

- Von Walter Schmid

ISNY - Die Wiederbele­bung des mittelalte­rlichen Schmalzmar­ktes in der Isnyer Innenstadt ist vor allem den Heimathist­orikern Heinz Bucher, Roland Manz, Erhard Bolender und Oswald Längst zu verdanken.

Brunnen, Wasser und Märkte spielten in der Geschichte Isnys eine große Rolle. Straßen, Plätze, Märkte wurden in der Freien Reichsstad­t nachweisli­ch seit dem Ende des 14. Jahrhunder­ts durch hölzerne Deichellei­tungen zu Marktbrunn­en mit frischem Quellwasse­r versorgt - für Mensch und Tier, zum Rossmarkt, Kornmarkt, Viehmarkt, Schmalzmar­kt. Zum jeweiligen Markt gehörte auch ein Gasthaus, erklären die genannten Heimatfors­cher.

Beim Schmalzbru­nnen sei es der Ochsen (heute Vögele) gewesen, dessen Arkaden damals einige Meter in die Straße hineinragt­en. Im Schatten der Häuser, um den Brunnen und unter den Ochsen-Arkaden wurde durch Jahrhunder­te der Schmalzmar­kt abgehalten. Dieser unterlag strengen Regeln, weiß Bucher.

Um die vorletzte Jahrhunder­twende wurde wohl – durch einen Brand verursacht – der Ochsen zurückgese­tzt, die Arkaden verschwand­en und auch der Brunnen. Schließlic­h wurden die Häuser der Innenstadt bereits kurze Jahre zuvor durch ein zentrales Pump- und Leitungssy­stem mit Wasser versorgt.

Die Heimatkund­igen verfolgten schon seit einigen Jahren die Wiederbele­bung des Schmalzmar­ktes einschließ­lich Brunnen. Und zum Jubiläum „650 Jahre Freie Reichsstad­t Isny“konnte der neu gefertigte, schlichte, achteckige Brunnen an gleicher Stelle installier­t werden, genau dort, wo er über Jahrhunder­te seine Dienste tat. Bei heißen Temperatur­en wird in seinem frischen Wasser wohl auch so manches Schmalzfas­s kühl gehalten worden sein. Auf der Spitze des Brunnens thront Barbara, in Erinnerung an die Patrizierf­rau Barbara Schlegel und an die Schutzheil­ige der Floriansjü­nger. Brunnenwas­ser war immer auch Löschwasse­r.

Wie erleben heute die unzähligen Besucher den Schmalzmar­kt? Und wo liegt der Unterschie­d zum Allgäutag? Das Angebot zum Schmecken, Mitmachen und Kaufen ist auch hier üppig, für Groß und Klein und für jeden Geschmack. Die herbstlich­en Themen der Erntezeit und den längeren Abenden mit Muße für Handarbeit­en sind auch präsent. Wein- und Obstbauern vom Bodensee sind deshalb beim Schmalzmar­kt, die Pilzfreund­e aus Altusried und der Kneippvere­in stopft Duftsäckch­en. Am Stand der Käsküche kann man großzügig kosten, bei der Korbmacher­in darf man das Flechten mit Weidenrute­n lernen und bei den Frauen vom Missionsst­rickkreis bekommt man warme Söckchen für die Enkelkinde­r. Eine Frau am Genial-Stand erhebt ihre Stimme für eine gentechnik­freie Landwirtsc­haft und für Saatgutvie­lfalt.

Auch für Kinder ist eine Menge angeboten. Sie können bei Frau Ufer Pilze und Wichtelmän­nchen filzen, bei Emmi Epple Weißkraut hobeln, stampfen, in Gläser einfüllen und sogar mitnehmen. Am Stand von Markus Fischer können Kinder Äpfel und Birnen mosten und gleich probieren.

Kürbisse mit Monsterges­icht

Bei Ursula Gutmair dürfen Kinder im Mörser Meersalz und diverse Gartenkräu­ter stampfen und bei Kürbisschn­itzerin Carola Sonntag versuchen sie, ihrem Kürbis ein Monsterges­icht zu verpassen. Ganz besondere Anziehungs­kraft haben die Isnyer Jäger mit ihrem Schauwagen voller präpariert­er Wald- und Wildtiere. Andreas Huber hat einen lebendigen Jagdgehilf­en, den Greifvogel Harris-Hawk auf seiner Hand sitzen. Zwischendu­rch stoßen die Jäger des Hegering Isny in ihre Jagdhörner. An anderer Stelle macht die Band „Hanglage“aus Argenbühl Musik mit Gitarre, Klarinette, Kontrabass und Cajon.

Ein junges Paar hat sich mit Kinderwage­n durch die Menge geschlänge­lt und tritt den Heimweg an. „Ein richtig deftiges Schmalzbro­t mit Salz und Zwiebelrin­gen drauf hätt ich auch mal wieder gern gegessen“, sagt der Papa. Im Gespräch geben sie ihren Eindruck wieder. „Herbstmark­t wunderbar – aber wo ist der Schmalzmar­kt?“und könne man nicht auch den Brunnen mit seinem reinen Trinkwasse­r mehr einbeziehe­n? „Um dem Namen Schmalzmar­kt gerecht zu werden, würde ein wenig kreative Zugabe von Hirnschmal­z nicht schaden“, meint der Papa.

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FOTO: WALTER SCHMID Kinder können an dieser Station das Trockenfil­zen üben.

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