Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Angebot zum Schmecken, Mitmachen und Kaufen
Der dritte Herbstmarkt beim Schmalzmarkt zieht viele Besucher in die Nähe des Schmalzbrunnens
ISNY - Die Wiederbelebung des mittelalterlichen Schmalzmarktes in der Isnyer Innenstadt ist vor allem den Heimathistorikern Heinz Bucher, Roland Manz, Erhard Bolender und Oswald Längst zu verdanken.
Brunnen, Wasser und Märkte spielten in der Geschichte Isnys eine große Rolle. Straßen, Plätze, Märkte wurden in der Freien Reichsstadt nachweislich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts durch hölzerne Deichelleitungen zu Marktbrunnen mit frischem Quellwasser versorgt - für Mensch und Tier, zum Rossmarkt, Kornmarkt, Viehmarkt, Schmalzmarkt. Zum jeweiligen Markt gehörte auch ein Gasthaus, erklären die genannten Heimatforscher.
Beim Schmalzbrunnen sei es der Ochsen (heute Vögele) gewesen, dessen Arkaden damals einige Meter in die Straße hineinragten. Im Schatten der Häuser, um den Brunnen und unter den Ochsen-Arkaden wurde durch Jahrhunderte der Schmalzmarkt abgehalten. Dieser unterlag strengen Regeln, weiß Bucher.
Um die vorletzte Jahrhundertwende wurde wohl – durch einen Brand verursacht – der Ochsen zurückgesetzt, die Arkaden verschwanden und auch der Brunnen. Schließlich wurden die Häuser der Innenstadt bereits kurze Jahre zuvor durch ein zentrales Pump- und Leitungssystem mit Wasser versorgt.
Die Heimatkundigen verfolgten schon seit einigen Jahren die Wiederbelebung des Schmalzmarktes einschließlich Brunnen. Und zum Jubiläum „650 Jahre Freie Reichsstadt Isny“konnte der neu gefertigte, schlichte, achteckige Brunnen an gleicher Stelle installiert werden, genau dort, wo er über Jahrhunderte seine Dienste tat. Bei heißen Temperaturen wird in seinem frischen Wasser wohl auch so manches Schmalzfass kühl gehalten worden sein. Auf der Spitze des Brunnens thront Barbara, in Erinnerung an die Patrizierfrau Barbara Schlegel und an die Schutzheilige der Floriansjünger. Brunnenwasser war immer auch Löschwasser.
Wie erleben heute die unzähligen Besucher den Schmalzmarkt? Und wo liegt der Unterschied zum Allgäutag? Das Angebot zum Schmecken, Mitmachen und Kaufen ist auch hier üppig, für Groß und Klein und für jeden Geschmack. Die herbstlichen Themen der Erntezeit und den längeren Abenden mit Muße für Handarbeiten sind auch präsent. Wein- und Obstbauern vom Bodensee sind deshalb beim Schmalzmarkt, die Pilzfreunde aus Altusried und der Kneippverein stopft Duftsäckchen. Am Stand der Käsküche kann man großzügig kosten, bei der Korbmacherin darf man das Flechten mit Weidenruten lernen und bei den Frauen vom Missionsstrickkreis bekommt man warme Söckchen für die Enkelkinder. Eine Frau am Genial-Stand erhebt ihre Stimme für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und für Saatgutvielfalt.
Auch für Kinder ist eine Menge angeboten. Sie können bei Frau Ufer Pilze und Wichtelmännchen filzen, bei Emmi Epple Weißkraut hobeln, stampfen, in Gläser einfüllen und sogar mitnehmen. Am Stand von Markus Fischer können Kinder Äpfel und Birnen mosten und gleich probieren.
Kürbisse mit Monstergesicht
Bei Ursula Gutmair dürfen Kinder im Mörser Meersalz und diverse Gartenkräuter stampfen und bei Kürbisschnitzerin Carola Sonntag versuchen sie, ihrem Kürbis ein Monstergesicht zu verpassen. Ganz besondere Anziehungskraft haben die Isnyer Jäger mit ihrem Schauwagen voller präparierter Wald- und Wildtiere. Andreas Huber hat einen lebendigen Jagdgehilfen, den Greifvogel Harris-Hawk auf seiner Hand sitzen. Zwischendurch stoßen die Jäger des Hegering Isny in ihre Jagdhörner. An anderer Stelle macht die Band „Hanglage“aus Argenbühl Musik mit Gitarre, Klarinette, Kontrabass und Cajon.
Ein junges Paar hat sich mit Kinderwagen durch die Menge geschlängelt und tritt den Heimweg an. „Ein richtig deftiges Schmalzbrot mit Salz und Zwiebelringen drauf hätt ich auch mal wieder gern gegessen“, sagt der Papa. Im Gespräch geben sie ihren Eindruck wieder. „Herbstmarkt wunderbar – aber wo ist der Schmalzmarkt?“und könne man nicht auch den Brunnen mit seinem reinen Trinkwasser mehr einbeziehen? „Um dem Namen Schmalzmarkt gerecht zu werden, würde ein wenig kreative Zugabe von Hirnschmalz nicht schaden“, meint der Papa.