Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Höhen und Tiefen schweißen zusammen
Eberhard und Ingeborg Kraft aus Kleinhaslach feiern gesund und glücklich Diamantene Hochzeit
ISNY (ws) - Was hält zwei Menschen 60 Jahre zusammen? Es sei nicht ungetrübtes Glück, sondern die Erfahrung von gemeinsam durchlebten Höhen und Tiefen. Wenn man so viel miteinander durchgekämpft hat, dann könne man einander doch nicht aufgeben. Sie hätten sich einander vertraut gemacht vor etwas mehr als 60 Jahren, und dann müsse man auch Verantwortung füreinander übernehmen, lebenslang. So sei es immer noch gut, dass sei beisammen sind, behaupten die beiden Eheleute Eberhard (86) und Ingeborg (82) Kraft. Rainer Magenreuter überbrachte dem glücklichen und auch gesunden Ehepaar die Glückwünsche der Stadt mit Blumen und die Urkunde mit Segenswünschen von Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
Elfriede Kraft kam als Elfjährige 1946 mit ihren Eltern im letzten proppenvollen Flüchtlingszug in die „Ostzone“und sie wurde in Magdeburg entladen, „obwohl wir dort gar nicht hinwollten.“Allein zwischen 1944 und 1948 wurden 31 Millionen Menschen zwangsweise umgesiedelt oder vertrieben. „Aus ungeliebten Flüchtlingen wurden geschätzte Neubürger“, schreibt ein Historiker. In Quedlinburg ging Ingeborg zur Schule und in Thüringen machte sie eine Lehre als Herrenschneiderin.
Eberhard Kraft ist in Thüringen aufgewachsen und hat nach der Schule den Beruf des Installateurs und Heizungsbauers erlernt. Auf einer Silvesterfeier 1955/56 haben sie sich kennengelernt und von da an auch nie mehr losgelassen. Im Frühjahr 1956 hat sich Ingeborg auf den Weg zu Verwandten nach Kempten gemacht und gesagt: „Wenn es mir dort gefällt und ich Arbeit finde, kehre ich nicht zurück, aber du kannst nachkommen.“Sie kehrte nicht zurück. Ehe der junge Bräutigam nachreisen konnte, musste er aber zwölf Monate freiwillige Arbeit für die DDR ableisten. Nach einem Jahr hatte er die Ausreisegenehmigung in der Tasche, hob sein erspartes Geld ab, 1000 DDR-Mark, sattelte sein Motorrad und fuhr bis zur Grenze. Dort wurde ihm alles abgenommen, weil er ein Devisenschmuggler sei und er wurde einen Tag lang eingesperrt.
Ein Polizist habe ihm dann wenigsten sein Motorrad zurückgegeben. In einem fränkischen Dorf habe er zufällig einen Mann aus seinem Heimatort gefunden, der ihm geholfen habe. „So kam ich weiter, habe mich in Kempten durchgefragt und fand meine Ingeborg“, erzählt der Jubilar.
Die Wohnungsnot sei schlimm gewesen. Beide fanden winzige Zimmer, weit voneinander getrennt. Arbeit fanden sie sofort, einige Jahre in Kempten, dann in Oberstaufen und zuletzt in Isny, wo auch ihre Tochter geboren wurde. Durch Sparsamkeit und Fleiß konnten sie in Kleinhaslach 1963/64 ein eigenes Haus bauen. Ganz stolz sind die Eheleute Kraft auf das eigene Haus und vor allem auf zwei tüchtige Enkelsöhne. Oma und Opa sein sei der schönste Beruf, den man sich vorstellen könne.