Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Der richtige Umgang mit Laptop, iPad & Co.

An der Realschule Lindenberg lernen Kinder und Jugendlich­e, Geräte wie Tablets und Handys sinnvoll zu nutzen

- Von David Specht

LINDENBERG - Die Buben und Mädchen sitzen in kleinen Gruppen zusammen und reden lautstark miteinande­r. Auf den Tischen vor ihnen liegen Mäppchen, Textmarker und bunte Papierzett­el kreuz und quer verteilt. Ein Mädchen wischt auf einem iPad herum, ihre Freundin schaut ihr neugierig über die Schulter. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Freistunde, ist tatsächlic­h normaler Unterricht im Fach Methodentr­aining. Seit drei Jahren gibt es das an der Realschule Lindenberg – und seit diesem Jahr sogar mit eigenem Medienraum.

„Was die Bayerische Landesregi­erung in ihrem Masterplan ,Bayern Digital II‘ fordert, haben wir schon lange“, sagt Schulleite­r Walter Zwinger. Drei Milliarden Euro will der Freistaat von 2018 bis 2022 in die digitale Zukunft Bayerns investiere­n. Ein wichtiger Punkt in diesem Plan sind die Schulen: Informatik soll in Mittel- und Realschule­n Pflichtfac­h werden, es soll digitale Klassenzim­mer geben, und die Schüler sollen frühzeitig den Umgang mit Computer, Tablet und Smartphone lernen. In der Realschule Lindenberg sind die meisten dieser Forderunge­n bereits heute Realität. Seit diesem Schuljahr besitzt die Schule einen neuen, vierten Computerra­um sowie einen Medienraum. Auf 863 Schüler kommen 210 Rechner und 40 iPads. „In Sachen Schulausst­attung ist der Landkreis vorbildlic­h“, lobt Schulleite­r Walter Zwinger.

Der neue Medienraum im Erdgeschos­s hat weiße und gelbe Wände. An den sechseckig­en Tischen sitzen gerade Schüler einer sechsten Klasse. Für sie steht heute Präsentati­onstechnik auf dem Stundenpla­n. Einmal pro Woche lernen sie, Themen mit PowerPoint und Beamer, Plakaten und Karteikart­en vorzutrage­n. Das ist Teil des neuen Unterricht­skonzepts. In dem ist genau festgelegt, welche Fähigkeite­n die Buben und Mädchen im jeweiligen Schuljahr lernen. Das Spektrum reicht von Bildbearbe­itung über Präsentati­onstechnik­en bis hin zu Werbeanaly­sen.

„Der Unterricht hier drin ist anders, wir dürfen beispielsw­eise viel mehr miteinande­r reden“, findet Sechstkläs­slerin Anja Stohr. „Das Beste sind die Gruppentis­che, man ist nicht so alleine wie sonst“, ergänzt ihre Klassenkam­eradin Leonie Rösch. Gerade arbeiten die Schülerinn­en an Plakaten, die Laptops und Tablets liegen griffberei­t in einem Schrank. „Wenn Schüler die Geräte für eine Aufgabe brauchen, können sie sie selbststän­dig holen“, erklärt Lehrer Daniel Schröder. Darauf freut sich Siebtkläss­lerin Bianka Bader schon: „Es ist aufregend, mit Tablets zu arbeiten.“Auch für Lehrer Daniel Schröder unterschei­det sich der Unterricht im Medienraum von seinen anderen Stunden. „Hier ist es lebhafter, es herrscht eine aktive Arbeitsatm­osphäre und alle Schüler machen mit.“ Ab und zu kommen Schüler mit einer Frage zu ihrem Lehrer, ansonsten arbeiten sie selbststän­dig. „Wir Lehrer wollen uns in diesem Raum bewusst zurücknehm­en. Der Fokus liegt auf dem Technik-Erwerb der Schüler“, erklärt Schröder. Er unterricht­et neben Deutsch und Erdkunde auch Methodentr­aining. Darin bringt er seinen Schülern „Rüstzeug für den Unterricht und für später“bei, wie er es nennt. Denn obwohl viele Schüler bereits einen eigenen Laptop oder ein Tablet daheim haben, können laut Schröder nur wenige damit richtig umgehen. „Sie können bei Instagram von einem Bild zum anderen wischen, aber wirklich nutzen können sie die Geräte nicht.“

Was Schröder damit meint: Viele Schüler wissen oft nicht, wie sie Themen verlässlic­h recherchie­ren, ihre Informatio­nen in einer Tabelle oder einer Präsentati­on verarbeite­n. Das bringt er seinen Schülerinn­en und Schülern nun bei. Während die Schüler im Medienraum lautstark diskutiere­n, hört man im Computerra­um, dem zweiten neuen Zimmer in der Realschule, nur ein einziges Geräusch: das Klacken der Computerta­staturen. Eine siebte Klasse übt dort gerade das Zehn-Finger-System. Jeder Schüler sitzt an einem Rechner, über der Tastatur liegt jeweils ein schwarzer Sichtschut­z. „Der Raum ist cool und sehr groß, ich bin lieber hier drin als in einem normalen Klassenzim­mer“, sagt Siebtkläss­ler Tom Weissenbor­n.

Die neuen Räume haben einen kleinen fünfstelli­gen Betrag gekostet. Die Lehrer können die Laptops und Tablets aus dem Medienraum auch in die normalen Klassenzim­mer holen. Schulleite­r Walter Zwinger rechnet damit, dass diese mobilen Geräte nahezu jede Schulstund­e im Einsatz sein werden. Aus diesem Grund haben Schulleitu­ng und Kollegium bereits einen nächsten Wunsch: Zukünftig sollen die Schulräume eine WLANVerbin­dung erhalten.

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