Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein neuer Name fürs „Negerbad“?
Friedrichshafen: Sag’s-doch-User beklagt diskriminierenden Begriff und fordert offizielle Umbenennung
FRIEDRICHSHAFEN - In Manzell gibt es einen der schönsten Natursandstrände am Bodensee, der im Volksmund nur „Negerbad“genannt wird. Der Name sorgt immer wieder für Diskussionen, denn Kritiker sind überzeugt, dass dies den Rassismus befördert. Muss ein neuer Name her?
„Also i find’, Neger is a schönes Wort.“Wer das sagt? Bruno Jonas, bayerischer Kabarettist. Mit dieser Botschaft sorgte der Grantler für einen Riesenlacher, als er bei seinem Programm „So samma mia“im Bahnhof Fischbach über Gott und die Welt sinnierte. Während die einen relativ unverkrampft mit dem Begriff „Neger“umgehen, sind andere überzeugt, dass dessen Verwendung höchst bedenklich – gar diskriminierend – ist. Unlängst meldete sich ein User des behördlichen Beschwerdeportals „Sagsdoch“zu Wort, weil er sich an „Negerbad“– so nennen Häfler den Sandstrand in Manzell – stört. „Ich würde gern offiziell beantragen, dass im Gemeinderat ein neuer guter Name, der dann offiziell auch in der Straßenkarte landet, ... gefunden wird.“Der User habe festgestellt, dass dieser Strandzugang „sogar bei Googlemaps als ,Negerbad’ zu finden ist.“Und: „Seit ich in Friedrichshafen bin, beschäftigt mich der Begriff und da ich nun immer wieder merke, dass der Begriff einfach Menschen verletzt, die dunkle Haut haben, würde ich damit gerne ein Zeichen setzen.“
Gut eine Woche ließ sich die Stadt Zeit für die Antwort auf das Anliegen des Users. Darin heißt es, dass die städtischen Gremien wie der Gemeinderat zwar für die Benennung oder Änderung von Straßen und Plätzen zuständig sind, „eine Vergabe von Bezeichnungen für Strandabschnitte oder lokale Gegebenheiten“aber nicht erfolge. „In diesem Fall rührt die genannte Bezeichnung aus der Vergangenheit und ist bei dem einen oder anderen Bürger noch im Sprachgebrauch vorhanden“, so die Stadtverwaltung. Das Gelände heiße offiziell „Freizeitgelände Manzell“, von Seiten der Stadtverwaltung werde auch dieser Begriff verwendet. „Bei der Navigationsplattform wurde bereits eine Änderung in der Suchfunktion vorgenommen, bezüglich der Textbezeichnungen innerhalb der Grafik wird ebenfalls noch eine Korrektur erfolgen“, teilt die Stadt mit. Zumindest bis Sonntagnachmittag war die noch nicht umgesetzt. Die Schwäbische Zeitung hat’s ausprobiert: Wer bei Google Maps den „Negerbad“eingibt, kommt immer noch in Manzell raus.
Woher der Name „Negerbad“kommt, weiß heute übrigens kein Mensch mehr. Erklärungen gibt es einige, die plausibelste ist wohl, dass der Strandabschnitt nach dem Krieg bei dunkelhäutigen, französischen Soldaten sehr beliebt gewesen sein soll.