Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kuschelpolka und die Oberschwäbische Nachtigall
Ein rappelvolles Kurhaus beim Heimspiel von Peter Schad und seinen Musikanten – Viel Beifall für Conny Schuler
BAD WURZACH - Gute Blasmusik hat ihre Fans. Auch gefühlige Schlager werden von vielen geliebt, vor allem, wenn sie authentisch daherkommen. Und so war das Kurhaus bei den Heimspielen von Peter Schad und seinen oberschwäbischen Dorfmusikanten (OSDM) voller Gäste. Sie genossen am Samstag und Sonntag drei Stunden lang besten Sound und Unterhaltung. Schad selbst moderierte mit Witz. Dazu sang Conny Schuler, die „oberschwäbische Nachtigall“.
Aus Nah und Fern war das Publikum angereist, Kennzeichen aus Biberach, vom Bodenkreis und natürlich aus Ravensburg waren zu sehen. Musikalische Freunde kamen auch per Bus aus dem Schweizer Aargau und aus Aschaffenburg am bayerischen Untermain. Die Bewirtung klappte perfekt, organisiert von Schads Frau Maria. Aber vielleicht findet sich noch ein Pächter für die darniederliegende Kurhaus-Gastronomie. „Sie können sich gerne bewerben“, forderte Peter Schad auf.
Werbung für feine Blasmusik
Der Einstieg ist zünftig, ein ganz und gar nicht militärischer, fröhlicher Marsch. Conny Schuler und Peter Schad singen gemeinsam „Freunde wir grüßen euch wieder, Freunde, wir sind wieder da“– das Thema des Abends. Es folgt eine Werbung für feine Blasmusik. Die Musiker (alle männlich, bis auf Sängerin Conny sowie Flötistin Ingrid) sind richtig gut. Peter Schad hat die Kapelle in 34 Jahren geformt, zwei Gründungsmitglieder sind noch dabei. Und Schad selbst, langjähriger Musiklehrer am Salvatorkolleg und Jahrgang 1952, ist ein Phänomen.
Er komponierte bislang mehr als 100 Märsche, Polkas und Walzer, Lieder und Schlager. Er arrangiert, singt. und dirigiert. Mit seinen Dorfmusikanten hat er viele CDs eingespielt, war bei über 80 Livesendungen verschiedener Fernseh- und Rundfunkanstalten dabei. Außerdem tourt er mit seiner Kapelle im In- und Ausland und hat ein lesenswertes Buch über die Auswanderung geknechteter Oberschwaben in die harte Freiheit östlich von Wien geschrieben – ein immens fleißiger, dabei gut gelaunter Mensch.
Die Witzle, die Schad bringt, sind absolut jugendfrei, sorgen trotzdem für Stimmung beim nicht mehr ganz jugendlichen Publikum. Da wird der Oberschwabe in all seinen wortkargen Facetten vorgestellt. Die „Norddeutschen“, also alle oberhalb der Mainlinie, bekommen ihr Fett weg. Und der große Durst wird natürlich mehrfach angesprochen: „So weit lass’ ich’s gar nicht kommen“, meint der etwas lebermalade Oberschwabe zu seinem Arzt.
Subtil können die Dorfmusikanten auch klingen. Der „Kaiserwalzer“von Johann Strauß ist ein Genuss. Behutsam akzentiert, dann freudig aufschwingend. Es ist nicht der plumpe Walzerknaller, als der er manchmal gebracht wird.
Dann geht’s von ganz oben in die Wirklichkeit des Alltags. „Bild’ Dir ja nichts ein“, trällert Conny Schuler. Alle Menschen seien gleich, werden nackt geboren und begraben. Zwischen Geburt und Tod ergötze sich der Mensch dann am alten Lindenbaum, am Dorfgasthaus, an der Polka „Rosenduft“und an der „Kuschelpolka“. Sie hofft mit Nicole auf ein bisschen Frieden, denkt beim CanCan an das frivole Paris und fährt stimmungsvoll mit Conny und Peter über den nebelschwadenverhangenen Bodensee – eine schöne heile Welt, für zweimal einen Abend.