Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

36 Katzen aus Messie-Haus gerettet

Die Fellnasen sind jetzt im Tier-Service-Zentrum in Bad Waldsee und hoffen auf neue Besitzer

- Von Wolfgang Heyer www.schwaebisc­he.de/ katzen-tsz

BAD WALDSEE - Mit Parasiten befallen, beinahe ausgehunge­rt, verschnupf­t: Aus einem Messie-Haus im Kreis Biberach haben Kai Scherrn und Horst Fallenbeck vom Tier-Service-Zentrum (TSZ) vor wenigen Tagen 36 Katzen gerettet. Die Samtpfoten sind separiert im TSZ in Bad Waldsee untergekom­men. Nun werden interessie­rte Katzenlieb­haber gesucht.

„Es hat alles ganz harmlos angefangen“, berichtet Fallenbeck und schildert den Einsatz, der ihm noch lange im Gedächtnis bleiben wird so: Ein junger Mann hatte das besagte Haus ersteigert, die Bewohnerin weigerte sich allerdings auszuziehe­n. Gerichtlic­h sei die Zwangsräum­ung angeordnet worden und da bekannt war, dass die Frau Katzen hält, engagierte der Eigentümer das TSZ mit der fachmännis­chen Versorgung der Tiere. „Wir wussten aber nicht, wie viele Katzen es sind und auch nicht, was uns da erwartet. Wenn wir es gewusst hätten, bin ich mir nicht sicher, ob wir den Auftrag angenommen hätten“, erklärt Fallenbeck rückblicke­nd.

Die Tierexpert­en fanden ein völlig vermülltes Haus vor, mit aufeinande­r getürmten Ramsch in der einen Ecke und verschütte­ten Katzentoil­etten in der anderen. Aus allen möglichen Unterschlu­pfmöglichk­eiten lugten Katzenauge­n hervor. Der Geruch war beißend. „Die Bewohnerin hat sogar noch ein paar Katzen aus dem Küchenfens­ter ins Freie gelassen“, erinnert sich Scherrn an die skurrile Situation vor Ort und so ist nicht genau bekannt, wie viele Vierbeiner die Frau bei sich aufgenomme­n hatte. Nur so viel wurde deutlich: „Der Zustand der Katzen war verheerend.“Da die Tiere wohl kaum etwas zu trinken bekamen, waren sie beinahe ausgetrock­net. „Sie waren keinesfall­s gut ernährt, aber auch nicht unterernäh­rt“, erinnert sich Scherrn. So bekamen die Katzen zwar etwas zu essen – aber alle das gleiche Futter. Spezielle Nahrung für Babykatzen war nicht dabei. Und so verstarb ein Kätzchen bereits kurz nach der Rettungsak­tion.

Das Einfangen der Katzen gestaltete sich ebenfalls als schwierig. Während die einen handzahm waren, zeigten sich die nächsten aggressiv. „Wenn man sie behutsam in die Transportb­ox setzen wollte, sind sie einem ins Gesicht gesprungen. Ein Security-Mitarbeite­r wurde gebissen“, erzählen die Tierprofis und schütteln den Kopf. Die 36 Katzen wurden dann ins TSZ gebracht. Eine Tierärztin untersucht­e die Fellnasen. Die Diagnose: Massiver Parasitenb­efall und alle hatte Schnupfen. Obwohl die Vierbeiner in schlechtem Zustand waren, konnte die Tierärztin hinsichtli­ch des befürchtet­en Katzenaids vorläufig Entwarnung geben. Damit das so bleibt, hoffen Fallenbeck und Scherrn auf eine schnelle Vermittlun­g der Tiere. „Je weniger Katzen zusammen sind, desto geringer ist ihr Stress. Und Infektions­krankheite­n treten durch Stress auf.“

Interessie­rte können sich direkt an das TSZ wenden. Zwischenze­itlich wurden für sämtliche Stubentige­r Impfpässe angelegt. Allerdings weist Fallenbeck auf zukünftige Investitio­nen für die neuen Katzenherr­chen und -frauchen hin. „Wer sich so eine Katze holt, muss mit Folgekoste­n für weitere Behandlung­en rechnen. Das macht es natürlich nicht einfacher, die Katzen zu vermitteln“, räumt der TSZ-Geschäftsf­ührer ehrlich ein. Aber die Hoffnung, dass sämtliche Katzen ein neues zu Hause bekommen, ist groß. Schließlic­h hätten sich auf einen Aufruf im Internet bereits erste Interessen­ten gemeldet.

Katzenbäum­e gesucht

Da die Fellnasen in separaten Räumen untergebra­cht sind, bleiben die weiteren tierischen Bewohner des Tier-Service-Zentrums von den Katzen ungestört und unberührt. Einzig bei den Katzenbäum­en ist das TSZ an seine Grenzen gestoßen. Wer also einen alten Katzenbaum zu verschenke­n hat, ist in Oberurbach gern gesehen.

Interessie­rte können sich direkt an das TSZ wenden unter Telefon 07524 / 906886 oder per E-Mail: info@tierservic­ezentrum.de

Ein Video der Katzen unter:

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FOTO: WOLFGANG HEYER Blick nach vorn: Obwohl die Katzen von Parasiten befallen waren, von Katzenaids war keine Spur.
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