Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wieder häufiger Krätze
Im Oberallgäu sind mehr Menschen befallen als früher
OBERALLGÄU/KEMPTEN (bil) - Es beginnt mit einem Jucken. Quälendem Jucken, vor allem in der Nacht. Das sind die ersten Anzeichen von Krätze, einem Hautausschlag, der durch die Krätzmilbe verursacht wird. Sie hat sich nach Angaben des Gesundheitsamts im Oberallgäu und in Kempten in letzter Zeit spürbar ausgebreitet. Wie viele Fälle es tatsächlich gibt, darüber gibt es nach Angaben von Gesundheitsamtsleiter Alfred Glocker keine Zahlen, da Krätze nicht meldepflichtig ist und normalerweise vom Hausoder vom Hautarzt behandelt wird.
Wer sich bei diesen Nachrichten gleich kratzen muss, dem sei gesagt: Nicht jedes Jucken bedeutet gleich einen Befall mit Krätzmilben. Wie Glocker erklärt, nistet sich der Parasit in die oberste Hautschicht ein, dort, wo es am Körper besonders warm ist: Das bedeutet, er ist bevorzugt in den Falten zwischen Fingern und Zehen zu finden, an der Streckseite der Ellbogen, der Achseln, der Brustwarzen und im Genitalbereich. Dort bohren sich die Weibchen dieser Spinnentiere in die Haut und legen ihre Eier ab. Zu erkennen sei so ein Befall dann anhand der kommaartigen, unregelmäßigen Milbengänge und Bläschen.
Glocker zufolge war die Krätze bei uns nie ausgerottet, aber doch vergleichsweise selten geworden. „Die Häufung jetzt hängt vielleicht mit den vielen Asylbewerbern 2015/ 16 zusammen“, vermutet der Mediziner. In manchen Ländern der Erde seien 15 Prozent der Bevölkerung von Krätze befallen. Wenn in Asylbewerber-Gemeinschaftsunterkünften jemand Krätze hat, rücke das Gesundheitsamt an. „Leiter von Einrichtungen haben eine Meldepflicht“, erklärt Glocker. Ziel sei, die Verbreitung der Krätze bestmöglich einzudämmen.
Behandeln könne man die Milben mit Salben, die man auf alle betroffenen Hautstellen auftragen muss, oder mit Tabletten. Letztere hätten den Vorteil, dass bereits nach der ersten Behandlung die Milben, ihre Eier und die Nymphen (Jungtiere) komplett absterben. Personen, die mit von Krätze betroffenen Menschen länger Hautkontakt hatten, müssten mitbehandelt werden. Parallel zur medizinischen Behandlung müsse man die Wäsche und Bettwäsche wechseln und alles waschen. „Das ist schon ein aufwendiges Unterfangen“, sagt der Arzt.
Mit den kleinen Spinnentieren anstecken kann man sich laut dem Gesundheitsamtsleiter durch intensiven Hautkontakt über mindestens fünf Minuten. „Normales Händeschütteln reicht nicht aus.“Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Symptome reicht von zwei bis zu sechs Wochen.
Und wie wird man die Parasiten wieder los? Ist ein Patient mit Krätze behandelt worden, sterben die Milben in der Haut innerhalb von 24 Stunden ab, sagt Glocker. Durch das normale Hautwachstum würden die abgestorbenen Tiere und ihre Eier an die Oberfläche befördert und verschwinden.
„Händeschütteln reicht nicht aus.“Alfred Glocker, Leiter Gesundheitsamt Oberallgäu, zur Ansteckungsgefahr.