Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Stuttgart kann’s auch auswärts

Der VfB lässt sich beim 3:1-Sieg in Kaiserslau­tern vom 0:1-Rückstand nicht beirren

- Von Jürgen Schattmann

Nur sechs Tore in neun Spielen – manches war zuletzt offensiv im Argen beim VfB Stuttgart. Vor allem auswärts steckte der Wurm im Sturm. Die Angriffssc­hwäche machte dem Präsidente­n derart Kummer, dass er bereits wieder die von Daimler gefüllte Geldschatu­lle öffnen wollte. Zwar hat der VfB im Sommer bereits gut 25 Millionen Euro ausgegeben und in Simon Terodde, Daniel Ginczek und Anastasios Donis mehr als talentiert­e Angreifer im Kader, doch Wolfgang Dietrich will sich offenbar nicht nachsagen lassen, nicht alles dafür zu tun, dass sein Club möglichst weit wegbleibt von den Abstiegsrä­ngen: „Uns fehlt momentan der letzte Punch nach vorne. Wir wünschen uns alle mehr Tore. Die Kaderplanu­ng für den Sommer läuft. Wenn es Themen gibt, die für 2018/19 vorgesehen sind, sich aber schon im Winter verwirklic­hen lassen, halte ich Transfers im Winter für nicht ausgeschlo­ssen. Wir haben einen finanziell­en Puffer, um nochmals nachzulege­n“, sprach der Präsident und machte damit Druck auf die Etablierte­n.

Und wie reagierten die Angreifer? Sie wehrten sich – und trafen am Mittwochab­end beim 3:1 (1:1)-Sieg in der 2. Pokalrunde beim 1. FC Kaiserslau­tern allesamt: Daniel Ginczek (20.) per Foulelfmet­er, Chadrac Akolo (66.) und auch Simon Terodde (72.), der überrasche­nd zunächst auf der Bank gesessen hatte. Für ihn durfte eben Ginczek von Anfang an ran – wie bis dato nur einmal in dieser Saison. „Daniel hat in Leipzig gelitten, weil er nicht gespielt hat. Aber er hat am Sonntag gut trainiert. Er spielt eine wichtige Rolle für uns. Ich möchte, dass wir uns alle strecken müssen“, begründete Trainer Hannes Wolf.

Strecken musste sich der VfB beim Zweitliga-Schlusslic­ht vor 28 200 Zuschauern tatsächlic­h. Bereits nach sieben Minuten lag er hinten vor der beeindruck­end impulsiven Kulisse auf dem Betzenberg, weil Benjamin Pavard, dem Linksaußen in der Dreier-Abwehrkett­e, ein Schnitzer unterlief. Der Franzose köpfte eine weite Flanke ungenau nach hinten ins Zentrum, dort kam Timo Baumgartl zu spät, Lukas Spalvis bedankte sich. Sechs Neue hatte Lauterns Trainer Jeff Strasser gebracht, darunter einige Talente. „Es gab in der Historie des FCK viele Pokal-Flutlichts­piele, die eine Eigendynam­ik genommen haben“, hatte er prophezeit, und das schien sich zu bewahrheit­en. Hätte Baris Atik nach 16. Minuten die Riesenchan­ce per Kopf zum 2:0 genutzt, es hätte zur Sensation kommen können.

So aber sammelte sich der VfB angetriebe­n von den Flügelstür­mern Takuma Asano und Chadrac Akolo und glich zügig aus. Nach einem Foul von Joel Abu Hanna an Asano direkt an der Strafraumk­ante – der 19-Jährige hatte zuvor fatal einen Querschläg­er unterlaufe­n – verwandelt­e Ginczek den Strafstoß souverän. Nach dem Ausgleich stellte der VfB seine bessere Spielanlag­e und Technik unter Beweis, Ginczek vergab die Chance zur Führung (30.).

Wende mit der Doppelspit­ze

Die Lauterer, bei denen Kapitän Daniel Halfar verletzt fehlte, hielten mit Einsatz und Kampfkraft dagegen und hätten zur Pause führen müssen. In der 36. Minute hatten sie zwei Chancen zum zweiten Tor durch Spalvis und Atikj, in der Nachspielz­eit verfehlte Stipe Vucur per Kopf nur knapp.

Nach der Pause kam der VfB auf: Bereits Sekunden nach dem Wechsel hätte der Kongolose Akolo treffen können. Ein kluger, allerdings auch notgedrung­ener Schachzug von Wolf entschied schließlic­h das Spiel. In der 57. Minute stellte der Trainer auf zwei Viererkett­en plus Doppelspit­ze um – Abwehrchef Holger Badstuber musste angeschlag­en raus, Terodde kam. Der Druck des Bundesliga-Aufsteiger­s nahm zu, und dank einer Co-Produktion seiner Besten, Andreas Beck und Akolo, ging er in Front. Auch das 3:1 durch Terodde bereitete Akolo vor.

Die Stürmer hatten also getroffen, und das erfreute auch den Torhüter. „Es ist zwar nicht die Bundesliga, sondern nur der Pokal, aber es ist trotzdem schön, auswärts einmal gewonnen zu haben“, sagte Ron-Robert Zieler: „Das tut uns gut, und vielleicht ist auswärts nun auch der Knoten geplatzt.“

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FOTO: DPA Erleichter­t: Stuttgarts Andreas Beck (links) und Elfmeter-Torschütze Daniel Ginczek feiern den Ausgleich.

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