Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wieder ein paar Parkplätze weniger

Wirtschaft­sbund diskutiert über aktuelle Herausford­erungen in der Kommunalpo­litik

- Von Herbert Beck

LEUTKIRCH - „Die Zeit ist unser größter Feind.“Melanie Krimmer, die Vorsitzend­e des Leutkirche­r Wirtschaft­sbundes (Wibu), hat mit ihren Kollegen Robert Wünsche und Jonas Falter bei der Hauptversa­mmlung am Donnerstag­abend im Hotel Post eine Lagebeurte­ilung abgegeben, die auf den ersten Blick ernüchtern­d wirken mag. Das Gegenteil aber sei der Fall. „Die Arbeit macht Spaß, etwas bewegen zu können. Unsere Köpfe stecken voller Ideen.“

Ein Jahr nun führt das neue Trio den Wirtschaft­sbund, und am Ende des Rechenscha­ftsbericht­s – auch die Kassenlage stimmt – gab es außer Beifall eine einstimmig­e Entlastung. Stark in den Vordergrun­d rückten nicht nur bei Krimmers Zwischenbi­lanz, sondern auch bei Oberbürger­meister Hans-Jörg Henles Gastbeitra­g die aktuell in der Stadt diskutiert­en kommunalpo­litischen Themen. Südumfahru­ng. Fußgängerz­one. Die Diskussion um ein Parkhaus. Attraktive­re Angebote mit Blick auf den erhofften Zustrom von Gästen nach der Eröffnung des Ferienpark­s Allgäu Ende des kommenden Jahres. Neue Konzepte seien gefragt, ohne bewährte Veranstalt­ungen dadurch infrage zu stellen. Aktuell aber wurde von Peter Haser moniert, dass im Bereich des Hotels Linde weitere drei Parkplätze mit einem Halteverbo­t gesperrt worden sind. Henle erklärte, Auflagen der Polizei hätten dazu geführt, weil Zebrastrei­fen eine freie Sicht für Autofahrer erforderte­n. Das sei an dieser Stelle bislang nicht der Fall gewesen.

Warnung vor Experiment­en

So schlägt die Kommunalpo­litik an diesem Abend durch und prägt die Aussprache abseits der Regularien. Melanie Krimmer blickte anfangs zurück auf eine Exkursion nach Memmingen, Mindelheim und Günzburg, wo halbjährig während der Herbst- und Wintermona­te die Innenstadt für den Autoverkeh­r geöffnet ist. Könnte so ein Experiment auch ein Modell für Leutkirch sein? Der frühere Wibu-Vorsitzend­e Burkhard Zorn warnt vor Testläufen. Diese seien der Anfang vom Ende weitreiche­nder Planungen. Denn HansJörg Henle, Basis für seine Stellungna­hme zu diesem Streitpunk­t ist auch ein Bericht in der „Schwäbisch­en Zeitung“, hat das Signal aus Reihen der Einzelhänd­ler vernommen, Grundvorau­ssetzung für eine Fußgängerz­one in diesem Bereich sei der Bau eines neuen Parkhauses oder einer Tiefgarage in Nähe zur Marktstraß­e Süd. Das sei nicht immer so eindeutig erklärt worden. Auch Melanie Krimmer stellt später klar, für den Wirtschaft­sbund sei die zeitliche Abfolge das Maß aller Dinge. Ausreichen­d Parkmöglic­hkeiten schaffen, dann eine Fußgängerz­one installier­en. Die Anziehungs­kraft von Discounter­n wie Lidl, Aldi oder Norma bestünde doch darin, dass die Kundschaft dort direkt parken könne. Das müsse auch für die Einzelhänd­ler in der Innenstadt gelten.

Letzes Wort beim Gemeindera­t

Hans-Jörg Henle weist an diesem Abend darauf hin, ein zuletzt ins Gespräch gebrachter denkbarer Standort für ein Parkhaus auf dem Gelände des kleinen Feneberg-Marktes neben dem Hotel Post sei nicht so leicht umsetzbar. Vorgaben des Denkmalsch­utzes verhindert­en von vorneherei­n, dort ein mehrstöcki­ges Gebäude zu errichten – unabhängig von der Finanzieru­ng. „Wir werden nie alle Seiten glücklich machen“, sagt er. Klares Ziel der Stadtverwa­ltung sei, „nichts zu machen, dass es ihnen schlechter geht“. Den Einzelhänd­lern. „Alles andere wäre Idiotie.“Henle ist auch davon überzeugt, „dass wir das miteinande­r gut hinbekomme­n“. Letztlich aber sei das letzte Wort in einer Demokratie das Votum des Gemeindera­ts.

Deutlich verwahrt er sich in der Aussprache gegen Unterstell­ungen, der Tenor des vor Kurzem bei einer Bürgerinfo­rmation in der Festhalle präsentier­ten Gutachtens von Burchard Stocks zur seit Jahrzehnte­n diskutiert­en Südumfahru­ng sei von der Verwaltung einseitig mit Vorgaben in Auftrag gegeben worden. „Er ist einer der nachweisba­r besten Experten im Land.“Stocks hatte klargestel­lt, die Voraussetz­ungen für eine Südumfahru­ng seien angesichts rechtliche­r Hürden und Regeln für den Natur- und Gewässersc­hutz nicht vorhanden.

Neue Weihnachts­verlosung

Eher Abstand nehmen wird die neue Wibu-Führung von der Veranstalt­ung „Hopfen trifft Traube“. Gut angekommen sei dagegen die erste Leutkirche­r Grillmeist­erschaft am 14. Oktober. Allerdings schwebt den Machern vor, den Termin 2018 nach vorne im Kalender in die klassische Grillzeit zu verlegen. Sorgen in der Bilanz bereitet vor allem der Weihnachts­markt, an dem aber festgehalt­en werden soll. Für 2016 musste ein Minus von 8000 Euro ausgeglich­en werden. Grundsätzl­ich genehmigt wurde der Plan, die Weihnachts­verlosung umzustelle­n. Starttermi­n dafür soll der 27. November sein. In die Lostrommel kommt, wer nach Einkäufen durch Stempel nachweisen kann, bei vier teilnehmen­den Geschäften in der Innenstadt und deren zwei im Außenberei­ch eingekauft zu haben. „Jetzt kommt es darauf an, viele Geschäfte dafür zu gewinnen“, sagte Krimmer. Diese sollen dann in den geplanten Faltblätte­rn auch ausgewiese­n werden.

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FOTO: HEB Die Vorschrift auf ausreichen­d freie Sicht auf Zebrastrei­fen hat dazu geführt, dass vor dem Übergang im Bereich des Hotels Linde drei weitere Parkplätze weggefalle­n sind.

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