Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Familie Rahn, die Säule der Isnyer Stubenmusik
40 Jahre feine Musik und Dialekt, die dem Wesen des schwäbischen Allgäuers entsprechen
ISNY - Zweimal im Jahr präsentiert die Isnyer Stubenmusik ein kleines Programm mit bäuerlich-bürgerlicher Hausmusik des Allgäus im 18. und 19. Jahrhundert. Meist wird dazu auch ein heimatgeschichtliches Thema in schwäbischem Dialekt behandelt. Dieses Mal ging es jüngst um die Verfassungskrise in der Freien Reichstadt Isny in den Zwanzigerjahren des 18. Jahrhunderts. Musiziert wurde mit schlanker Besetzung aus alten Notenbüchern, Drucken des Nikolai-Archivs und von den Glasbläsern im Kreuztal und Kürnachtal, Stücke für Geige (Veronika Schmid) und Harfe (Johannes Rahn).
Im 40. Jahr der Isnyer Stubenmusik war auch der Gründungsvater Günther Rahn zum Jubiläumskonzert ins Refektorium gekommen. Durch seine Erzählungen wurde deutlich: Ohne die Familie Rahn hätte es die Isnyer Stubenmusik nie gegeben – und das ist bis heute so. Der Vater hat mit seiner ganzen Familie die Stubenmusik gegründet, und vor 20 Jahren hat Sohn Johannes die Regie als Musiker, Organisator, Geschichtenschreiber und Theaterregisseur übernommen.
Sie hätten zu seiner Zeit auf Originalität größten Wert gelegt, erzählte Günther Rahn, seinerzeit Musiklehrer am Gymnasium Isny. Die Instrumente mussten die typischen der Stubenmusik sein: Zither, Hackbrett, Gitarre und Kontrabass. Dazu die originale Schwäbisch-Allgäuer Tracht, bloß nicht die bayerische.
Auch die Musik durfte nicht die bayerische Volksmusik sein, denn die sei zu deftig und zu rhythmisch. Die Westallgäuer Stubenmusik lebe von der Melodik, sei leicht, tänzerisch, beschwingt. „Im Bild gesprochen“, sagte der Stubenmusikgründer, „bei de Bayern geit’s digge Knödl, bei ons feine Spätzla – des isch a Onderschied“. Sie hätten in seiner Zeit landauf, landab Heimatfeste mitgestaltet, und als gläubiger Katholik sei ihm auch die Mitwirkung in Gottesdiensten wichtig gewesen. Dabei hätten sie immer musiziert und gesungen: „Herr mir send jetzt do bei dir, uf dei Wort na kommet mir.“
Nachdem seine Frau viel zu jung verstorben sei, habe er nebenberuflich eine Diakonenausbildung absolviert und sich dann noch etwas mehr als vorher in seiner Kirche nützlich gemacht, vor allem in der Seniorenarbeit – bis heute, mit 82 Jahren, sei er aktiv.
Längst hat Sohn Johannes die Stubenmusik als Zugpferd übernommen. „Ich staune über seinen Schneid und seine Ausdauer, den Karren zu ziehen, obwohl längst nicht mehr alle Instrumente besetzt werden können.“Einige anwesende ehemalige Schüler von Günther Rahn freuten sich über das Wiedersehen mit ihrem alten Musiklehrer.
Ein weiteres Konzert gibt die Isnyer Stubenmusik, die „Isnyer Familienbande“, am heutigen Samstag, 28. Oktober, um 19.30 Uhr im Vortragssaal der Klinik Schwabenland in Neutrauchburg.