Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mit Kraft und Kreativität zum Erfolg
Hauerzer Julian Seif ist einer der besten Fleischergesellen in Baden-Württtemberg
HAUERZ (sl) - Julian Seif ist einer der besten Fleischergesellen in BadenWürtttemberg. Der 19-jährige Hauerzer hat beim praktischen Leistungswettbewerb auf Landesebene den zweiten Platz belegt. Zuvor war er bereits Bester der Gesellenprüfung der Handwerkskammer Ulm.
„Das waren zwei anstrengende Tage“, blickt Julian Seif auf den Wettbewerb in der Berufsschule in Sinsheim zurück. „Und auch die Tage zuvor waren voll mit Proben.“So sei er am Ende „an meine Grenzen gelangt. Aber der Erfolg hat natürlich für alles entschädigt“, erzählt der 19-Jährige strahlend. Vor allem das Zerlegen der geschlachteten Tiere, bei dem Schnelligkeit und Genauigkeit gefragt waren, kostete viel Kraft. Das war eine von sieben Kategorien, in die der Landeswettbewerb aufgeteilt war.
Gefragt war aber nicht nur handwerkliches Können. Denn im Beruf des Fleischers, das betont Julian Seif, sind auch Kreativität und Service im Kundengeschäft sehr wichtig. Und eben dies wurde im Wettbewerb in weiteren Kategorien wie dem Herstellen einer Grillplatte, eines küchenfertigen Erzeugnisses (zum Beispiel eines Bratens) oder eines Hauptgerichts geprüft. Vor allem die Kreativität, die er in seinem Beruf ausleben kann, gefällt dem jungen Hauerzer. „Ich probiere viel aus, was meine Freunde und unsere Nachbarn und Kunden dann testen dürfen.“
„Julian ist da wirklich mit richtig viel Herzblut dabei“, sagt Schwester Elena, und Mutter Susanne ergänzt: „Julians neue Ideen geben uns allen immer wieder einen Schub.“Susanne und ihr Mann Leonhard führen in dritter Generation die Metzgerei Seif, die es seit 1955 in Hauerz gibt. Bei ihnen machte Sohn Julian auch seine dreijährige Ausbildung. „Das hätte er nicht müssen“, betont Susanne Seif, „Julian hatte bei seiner Berufswahl völlig freie Hand.“
Doch nach dem Hauptschulabschluss in Seibranz und einigen Praktika in verschiedenen Berufen blieb der heute 19-Jährige dem Beruf der Väter treu, und er wird wohl auch einmal den Familienbetrieb in dann vierter Generation weiterführen.
Nach Sinsheim fuhr ihn Mutter Susanne, die beim Wettbewerb selbst aber nicht dabei war, sondern derweil ihre in der Nähe wohnende Schwester besuchte. „Das war für das Nervenkostüm von uns beiden besser“, erzählt sie lachend. Zur Siegerehrung aber kam sie nach Sinsheim, und auch Vater und Schwester reisten extra an. „Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen“, so Elena.
„Riesengroß“war die Freude bei allen vier Seifs, als die Ergebnisse verkündet wurden. In sechs der sieben Kategorien war Julian unter den besten Drei, im Gesamtklassement damit nur drei Punkte hinter dem Sieger Zweiter. „Wobei wir alle keine Gegner waren“, betont Julian, „es war ein nettes Miteinander, das hat echt gepasst.“An seinem Erfolg, sagt der 19Jährige, seien viele beteiligt. „Kunden, Freunde und Nachbarn, die meine Probierstücke gekostet und mir Rückmeldung gegeben haben, meine Lehrer, Eltern und Kollegen, von denen ich viele Tipps bekam. Jeder hat ein Stückchen Anteil.“
Als frischgebackener Geselle will der 19-Jährige nun zunächst in anderen Betrieben weitere Erfahrung sammeln. Und dann steht die Weiterbildung zum Meister auf seinem Programm. Der Meisterbrief ist Voraussetzung, wenn Julian einmal das Geschäft der Eltern übernehmen will.
Klar ist ihm dabei, dass er auch eine andere Tradition der Familie fortsetzen will: „Wir verwenden ausschließlich Tiere aus der näheren Umgebung für unsere Waren. Daher machen wir uns auch noch die Mühe und schlachten selbst.“Und etwas anderes ist den Seifs ebenso wichtig: „Wir arbeiten transparent und mit höchsten hygienischen Ansprüchen. Bei uns kann man fast vom Boden essen, so sauber ist er.“