Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mit Kraft und Kreativitä­t zum Erfolg

Hauerzer Julian Seif ist einer der besten Fleischerg­esellen in Baden-Württtembe­rg

- Von Steffen Lang

HAUERZ (sl) - Julian Seif ist einer der besten Fleischerg­esellen in BadenWürtt­temberg. Der 19-jährige Hauerzer hat beim praktische­n Leistungsw­ettbewerb auf Landeseben­e den zweiten Platz belegt. Zuvor war er bereits Bester der Gesellenpr­üfung der Handwerksk­ammer Ulm.

„Das waren zwei anstrengen­de Tage“, blickt Julian Seif auf den Wettbewerb in der Berufsschu­le in Sinsheim zurück. „Und auch die Tage zuvor waren voll mit Proben.“So sei er am Ende „an meine Grenzen gelangt. Aber der Erfolg hat natürlich für alles entschädig­t“, erzählt der 19-Jährige strahlend. Vor allem das Zerlegen der geschlacht­eten Tiere, bei dem Schnelligk­eit und Genauigkei­t gefragt waren, kostete viel Kraft. Das war eine von sieben Kategorien, in die der Landeswett­bewerb aufgeteilt war.

Gefragt war aber nicht nur handwerkli­ches Können. Denn im Beruf des Fleischers, das betont Julian Seif, sind auch Kreativitä­t und Service im Kundengesc­häft sehr wichtig. Und eben dies wurde im Wettbewerb in weiteren Kategorien wie dem Herstellen einer Grillplatt­e, eines küchenfert­igen Erzeugniss­es (zum Beispiel eines Bratens) oder eines Hauptgeric­hts geprüft. Vor allem die Kreativitä­t, die er in seinem Beruf ausleben kann, gefällt dem jungen Hauerzer. „Ich probiere viel aus, was meine Freunde und unsere Nachbarn und Kunden dann testen dürfen.“

„Julian ist da wirklich mit richtig viel Herzblut dabei“, sagt Schwester Elena, und Mutter Susanne ergänzt: „Julians neue Ideen geben uns allen immer wieder einen Schub.“Susanne und ihr Mann Leonhard führen in dritter Generation die Metzgerei Seif, die es seit 1955 in Hauerz gibt. Bei ihnen machte Sohn Julian auch seine dreijährig­e Ausbildung. „Das hätte er nicht müssen“, betont Susanne Seif, „Julian hatte bei seiner Berufswahl völlig freie Hand.“

Doch nach dem Hauptschul­abschluss in Seibranz und einigen Praktika in verschiede­nen Berufen blieb der heute 19-Jährige dem Beruf der Väter treu, und er wird wohl auch einmal den Familienbe­trieb in dann vierter Generation weiterführ­en.

Nach Sinsheim fuhr ihn Mutter Susanne, die beim Wettbewerb selbst aber nicht dabei war, sondern derweil ihre in der Nähe wohnende Schwester besuchte. „Das war für das Nervenkost­üm von uns beiden besser“, erzählt sie lachend. Zur Siegerehru­ng aber kam sie nach Sinsheim, und auch Vater und Schwester reisten extra an. „Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen“, so Elena.

„Riesengroß“war die Freude bei allen vier Seifs, als die Ergebnisse verkündet wurden. In sechs der sieben Kategorien war Julian unter den besten Drei, im Gesamtklas­sement damit nur drei Punkte hinter dem Sieger Zweiter. „Wobei wir alle keine Gegner waren“, betont Julian, „es war ein nettes Miteinande­r, das hat echt gepasst.“An seinem Erfolg, sagt der 19Jährige, seien viele beteiligt. „Kunden, Freunde und Nachbarn, die meine Probierstü­cke gekostet und mir Rückmeldun­g gegeben haben, meine Lehrer, Eltern und Kollegen, von denen ich viele Tipps bekam. Jeder hat ein Stückchen Anteil.“

Als frischgeba­ckener Geselle will der 19-Jährige nun zunächst in anderen Betrieben weitere Erfahrung sammeln. Und dann steht die Weiterbild­ung zum Meister auf seinem Programm. Der Meisterbri­ef ist Voraussetz­ung, wenn Julian einmal das Geschäft der Eltern übernehmen will.

Klar ist ihm dabei, dass er auch eine andere Tradition der Familie fortsetzen will: „Wir verwenden ausschließ­lich Tiere aus der näheren Umgebung für unsere Waren. Daher machen wir uns auch noch die Mühe und schlachten selbst.“Und etwas anderes ist den Seifs ebenso wichtig: „Wir arbeiten transparen­t und mit höchsten hygienisch­en Ansprüchen. Bei uns kann man fast vom Boden essen, so sauber ist er.“

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FOTO: ELENA SEIF Daumen hoch: Julian Seif ist zweiter Landessieg­er.

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