Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
In manch Oberallgäuer Gemeinde blitzt’s ab sofort doppelt
Die Stadt Sonthofen überwacht den Verkehr in 14 Orten – Nun hat sie ein Messgerät, das rasende Motorräder zusätzlich von hinten fotografiert
SONTHOFEN/OBERALLGÄU - Motorradfahrer aufgepasst: In vielen Orten blitzt es künftig doppelt. Die Stadt Sonthofen und das Landratsamt Oberallgäu wollen mehr Raser erwischen. Das bisherige Kontrollgerät, das Sonthofens Verkehrsüberwacher aktuell in 14 Orten im Oberallgäu einsetzen, fotografiert zu schnelle Fahrzeuge nur von vorne – und da haben Motorräder kein Kennzeichen. Die neue Anlage macht nun zwei Aufnahmen: eine von vorn und eine von hinten.
Vorgeschichte: Neben der Gefahr, die Raser für den Verkehr darstellen, ist der Lärm gerade auf besonders beliebten Motorrad-Strecken für viele Menschen ein Problem. Ein Thema, das betroffene Kommunen im Frühjahr mit Vertretern aus Tirol und Vorarlberg bereits im Landratsamt Sonthofen diskutierten. Dieser von Landrat Anton Klotz moderierte „Runde Tisch Motorradlärm“führte unter anderem dazu, dass Sonthofen ein neues Messgerät kaufen und die Kontrollen verstärken soll.
Kosten: Das Messgerät „TraffiStar“kostet mehr als 74 000 Euro. Dazu gibt der Landkreis den Sonthofern 80 Prozent Zuschuss. Die restlichen 14 850 Euro bleiben an der Kreisstadt hängen. Sie erhält wie bisher die verhängten Bußgelder, muss davon aber auch die anfallenden Kosten für ihre Mitarbeiter und beispielsweise das Kontrollfahrzeug zahlen. Der Stadtrat sagte zum Kauf einstimmig Ja.
Da blitzt’s: Die Sonthofer kontrollieren und ahnden Tempoverstöße in 14 Oberallgäuer Orten im Dreieck zwischen Durach, Oberstaufen und Oberstdorf. Entferntere Kommunen zahlen dafür eine kleine Anfahrtspauschale im 50-Euro-Bereich. Immenstadt (dort klagen Bürger vehement über Raser auf der Strecke nach Zaumberg) ist nicht dabei. Hans Soul, Leiter der Sonthofer Verkehrsüberwachung, weiß, dass es seit der Jahrtausendwende mehrfach Vorstöße der Verwaltung für eine Zusammenarbeit gab. Was Immenstadts Stadtrat stets ablehnte – etwa aus Kostengründen. Ob die neue Technik für Bürgermeister Armin Schaupp jetzt ein Grund ist, das Thema wieder auf den Tisch zu bringen? Ja, sagt er. Seine Verwaltung werde Kontakt mit Sonthofen aufnehmen.
Mehreinnahmen: Weil die Stadt Sonthofen das alte Messgerät nicht verkauft, kann sie künftig an Kontrollstellen gleichzeitig den Verkehr in beiden Fahrtrichtungen messen. Damit dürften etliche Raser mehr ins Netz gehen. Es bringe der Stadt „definitiv Mehreinnahmen“, hieß es im Stadtrat. Aber auch zusätzliche Arbeit, weil ja mehr Halter anhand der Kennzeichen zu ermitteln und mehr Bescheide zu verschicken sind. Laut Soul gibt es auch Kontrollen, die nur wenige oder gar keine Verstöße ergeben, aber beispielsweise auf Drängen von Anwohnern erfolgen.