Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Wir hatten einen schönen Traum“
Die Autorin Renée Düring beschreibt das Schicksal von Marie Antoinette
LEUTKIRCH - „Ein gelungenes Werk von Fakten, detailliertem Quellenstudium und persönlichem Erleben“: Mit diesen Worten hat der Leiter der Volkshochschule, Karl-Anton Maucher, Renée Düring gedankt. Diese las am Donnerstagabend aus ihrem ersten Buch „Ein schöner Traum – Auf den Spuren der französischen Königin Marie Antoinette“.
Mit reicher Sprache und feinen Beobachtungen zog sie das überschaubar große Publikum im Bocksaal in ihren Bann und ließ die Zuhörer am schicksalhaften Leben der jüngsten Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia teilhaben.
„Die Türe zum Festsaal des Augsburger Schaezler-Palais darf ich selbst öffnen“: Mit derart persönlichen Eindrücken der Autorin, die von Nymphenburg bis Versailles die Reise der jungen Thronfolgerin Marie Antoinette nachvollzog, wurde der Zuhörer in die besondere, „traumhafte Welt“des europäischen Adels versetzt. Faszinierend schilderte die Referentin die „unheilvollen Zeichen des Untergangs“, wie das schwere Erdbeben in Lissabon im Geburtsjahr der zukünftigen französischen Königin, „den roten Streifen“, den der Prämonstratenser Sebastian Sailer in Obermarchtal am Hals der 15-Jährigen gesehen hatte, und einem „Wandteppich mit bedrohlichem Thema“im Zelt auf der Rheininsel, der „Brücke vom jungen Mädchen zur verheirateten Frau“.
Die langjährige Dolmetscherin, Reiseleiterin und Dozentin an der VH Ulm verschwieg dabei nicht, wie sehr die ungezügelte Verschwendungssucht in Versailles trotz Missernten und Hungersnöten die Revolution befördert hatte, bis zum bitteren Ende der Königsfamilie auf der Guillotine. Erzogen im strengen kaiserlichen Hof hatte Marie Antoinette zu spät die Zeichen ihrer Zeit erkannt. „Wir hatten einen schönen Traum – das ist alles“soll sie vor ihrer Exekution auf dem Place de la Concorde gesagt haben.
Zwölf Monate lang ist Reneé Düring ihren Spuren gefolgt, immer mit der Frage: „Ist Marie Antoinette denselben Weg gegangen?“Man möchte es wirklich meinen.