Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Eine Buchausste­llung mit Besonderhe­iten

Fünf Tage zum Schmökern, alte Druckkunst, Buchbinder­ei und ein Autorenges­präch

- Von Walter Schmid

ISNY - Die Buchausste­llung am Wochenende um Allerheili­gen und Allerseele­n gehört wie so vieles schon seit fast drei Jahrzehnte­n zur Tradition. Die ersten Jahre sei es das „Isnyer Schaufenst­er“mit anderen Aussteller­n zusammen im neu erbauten Kurhaus gewesen, so erzählt die Buchhändle­rin Diemut Mayer, aber viele Besucher hätten sich damals gewünscht, dass sie in Ruhe und mit Muße, ohne kommerziel­le Ablenkung, in einem Buch blättern, genießen können. „Und so haben wir die Möglichkei­t ergriffen – auch weil mein Laden in der Wassertors­traße viel zu klein ist – das ganze Kurhaus zu mieten, um die Vielfalt der Bücherwelt der Öffentlich­keit zu präsentier­en.“

Das ist gelungen! Die ganze Bandbreite des Angebots ist profession­ell, liebevoll und themenbezo­gen, sachbezoge­n aufgebaut. Da und dort steht eine Bank, ein Stuhl, gar ein Sessel auf dem man sich niederlass­en kann. „Das bringt uns potentiell­e, zufriedene Kunden, die auch spüren, das eine profession­elle Beratung Sinn macht“, ist der Buchhändle­rin wichtig zu erwähnen.

Um aber die Leute zusätzlich neugierig zu machen, werden seit Jahren Besonderhe­iten angeboten. Neben der alten Handwerksk­unst der Buchbinder­ei, die Ulrike Krapf-Grath präsentier­te, wurde dieses Jahr der Verein „Alte Buchpresse“aus Kißlegg eingeladen. Vereinsmit­glied Udo Ray brachte den Nachbau einer Druckpress­e aus Gutenbergs Zeiten mit, also aus dem 15. Jahrhunder­t. Sie stamme aus dem Vermächtni­s eines Liebhabers des historisch­en Buchdrucks.

Vor einigen Jahren sei ein Verein mit Leuten gegründet worden, denen vor allem die Bibelverbr­eitung am Herzen lag. „Denn zwischen 1452 und 1455 druckte Johannes Gutenberg in seiner Werkstatt in Mainz das erste Buch – und das war eine lateinisch­e Bibel“, erklärt der Hobbydruck­er Ray.

Er zeigt die bewegliche­n Buchstaben aus einer Blei-Zinnlegier­ung, die er zusammense­tzt im Einspannra­hmen. Dann wird mit einer Druckerwal­ze – früher wurde es mit einem lederbezog­enen Druckerbal­len gemacht – schwarze Farbe auf die Buchstaben aufgetrage­n und das Papier auf die Buchstaben gelegt, ehe der Druckschli­tten darübergef­ahren wird und mit Hilfe einer Spindel und einem Druckbenge­l die Druckplatt­e nach unten gedrückt wird. Beim Öffnen, wenn das Papier sich löst, hört man das „Schmatzen“, unter Fachleuten als Druckerkus­s bezeichnet. Auf Papier ist in diesem Fall ein Zitat aus dem Evangelium von Jesus Christus gedruckt worden, so wie es Martin Luther übersetzt hatte: „Ich bin der gute Hirte. Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“Die Druckerpre­sse war ein Besucherma­gnet. Das gedruckte Blatt durften die Zuschauer zur Erinnerung mitnehmen.

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FOTO: WALTER SCHMID Der Kißlegger Verein Alte Buchpresse druckt mit der Gutenberg-Buchpresse und ist ein Besucherma­gnet.

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