Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Eine Buchausstellung mit Besonderheiten
Fünf Tage zum Schmökern, alte Druckkunst, Buchbinderei und ein Autorengespräch
ISNY - Die Buchausstellung am Wochenende um Allerheiligen und Allerseelen gehört wie so vieles schon seit fast drei Jahrzehnten zur Tradition. Die ersten Jahre sei es das „Isnyer Schaufenster“mit anderen Ausstellern zusammen im neu erbauten Kurhaus gewesen, so erzählt die Buchhändlerin Diemut Mayer, aber viele Besucher hätten sich damals gewünscht, dass sie in Ruhe und mit Muße, ohne kommerzielle Ablenkung, in einem Buch blättern, genießen können. „Und so haben wir die Möglichkeit ergriffen – auch weil mein Laden in der Wassertorstraße viel zu klein ist – das ganze Kurhaus zu mieten, um die Vielfalt der Bücherwelt der Öffentlichkeit zu präsentieren.“
Das ist gelungen! Die ganze Bandbreite des Angebots ist professionell, liebevoll und themenbezogen, sachbezogen aufgebaut. Da und dort steht eine Bank, ein Stuhl, gar ein Sessel auf dem man sich niederlassen kann. „Das bringt uns potentielle, zufriedene Kunden, die auch spüren, das eine professionelle Beratung Sinn macht“, ist der Buchhändlerin wichtig zu erwähnen.
Um aber die Leute zusätzlich neugierig zu machen, werden seit Jahren Besonderheiten angeboten. Neben der alten Handwerkskunst der Buchbinderei, die Ulrike Krapf-Grath präsentierte, wurde dieses Jahr der Verein „Alte Buchpresse“aus Kißlegg eingeladen. Vereinsmitglied Udo Ray brachte den Nachbau einer Druckpresse aus Gutenbergs Zeiten mit, also aus dem 15. Jahrhundert. Sie stamme aus dem Vermächtnis eines Liebhabers des historischen Buchdrucks.
Vor einigen Jahren sei ein Verein mit Leuten gegründet worden, denen vor allem die Bibelverbreitung am Herzen lag. „Denn zwischen 1452 und 1455 druckte Johannes Gutenberg in seiner Werkstatt in Mainz das erste Buch – und das war eine lateinische Bibel“, erklärt der Hobbydrucker Ray.
Er zeigt die beweglichen Buchstaben aus einer Blei-Zinnlegierung, die er zusammensetzt im Einspannrahmen. Dann wird mit einer Druckerwalze – früher wurde es mit einem lederbezogenen Druckerballen gemacht – schwarze Farbe auf die Buchstaben aufgetragen und das Papier auf die Buchstaben gelegt, ehe der Druckschlitten darübergefahren wird und mit Hilfe einer Spindel und einem Druckbengel die Druckplatte nach unten gedrückt wird. Beim Öffnen, wenn das Papier sich löst, hört man das „Schmatzen“, unter Fachleuten als Druckerkuss bezeichnet. Auf Papier ist in diesem Fall ein Zitat aus dem Evangelium von Jesus Christus gedruckt worden, so wie es Martin Luther übersetzt hatte: „Ich bin der gute Hirte. Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“Die Druckerpresse war ein Besuchermagnet. Das gedruckte Blatt durften die Zuschauer zur Erinnerung mitnehmen.