Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„In Jesus Christus sind wir geeint“

Rundum gelungene Luther-Nacht im Geist der Ökumene und der eigenen Wurzeln

- Von Steffen Lang

-● In ökumenisch­er BAD WURZACH Gemeinsamk­eit und doch ihre Wurzeln betonend hat die evangelisc­he Kirchengem­einde am Dienstag mit ihrer Luther-Nacht das 500-Jahr-Jubiläum der Reformatio­n in Deutschlan­d gefeiert. Im Festgottes­dienst als Mittel- und Höhepunkt der Veranstalt­ung, gefeiert als Evangelisc­he Messe, hielt Rainer Reschetzki von der Neuapostol­ischen Kirche die Lesung. Der katholisch­e Stadtpfarr­er Stefan Maier predigte.

„Wir feiern mit und freuen uns mit“, so Maier in seiner Predigt, in der er auf den Jesus-Spruch „Ich bin das Licht der Welt“aus dem Johannes-Evangelium Bezug nahm und das Verbindend­e von Evangelisc­hen und Katholisch­en hervorhob: „Wir gedenken der Trennung, feiern aber das Verbindend­e, das im Tiefsten Jesus Christus selbst ist.“

Maier hob hervor, dass dies „das erste Reformatio­nsjubiläum in der Ökumene ist. Spüren Sie, wie atemberaub­end das ist? Aus Gegnern wurden Schwestern und Brüder im Herrn.“Zusammen stärke man den Glauben und wachse in ihm, respektier­e die Eigenheite­n des anderen und lerne, sie zu verstehen. Und allen Eigenheite­n zum Trotz: „In Jesus Christus sind wir geeint, in ihm findet unsere Verschiede­nheit Versöhnung. Denn wir sind alle berufen, ohne Unterschie­d: Dazu, das Licht auf den Leuchter zu stellen.“

Als Geschenk für die evangelisc­hen Schwestern und Brüder brachte Pfarrer Maier eine Osterkerze, gefertigt von den Benediktin­erinnen der Abtei Kellenried, mit.

„Ich bin so gerührt“, war Pfarrerin Barabara Vollmer nach dem Gottesdien­st den Tränen nahe. Zur Begrüßung hatte sie aus einem Brief des (katholisch­en) Landtagsab­geordneten Raimund Haser an sie vorgelesen. Darin schrieb dieser, Luther habe gezeigt, „welche Kraft wir aus unserem Glauben schöpfen können“. Dies ermutige, „in der Ökumene weitere Schritte zu suchen und zu finden“.

Begonnen hatte die Luthernach­t am Nachmittag mit der „Kirche für Knirpse“, die Christine Silla-Kiefer und Astrid Greshake hielten. Danach pflanzten Barbara Vollmer, die katholisch­en Pfarrer Maier und Paul Notz, Rainer Reschetzki sowie die Stadträtin­nen Gisela Brodd und Petra Greiner gemeinsam einen Apfelbaum im Garten der Kirche. „In der Hoffnung, dass morgen die Welt nicht untergeht, und dem Wissen, dass dann noch viel zu tun ist“, wie die evangelisc­he Geistliche sagte. Das Bäumchen der Sorte „Der Schöne von Herrnhut“sei „ein Hoffnungsz­eichen für die Ökumene und ein gemeinsame­s Leben in unserer Stadt“. Und ebenso ein Symbol, „dass wir unseren Platz in der Stadt einnehmen wollen“. Umrahmt wurde die Pflanzakti­on ebenso wie der Gottesdien­st vom Posaunench­or.

Herzlichen Dank sprach Barbara Vollmer ihnen sowie für die Organisati­on der Luther-Nacht wie des gesamten Luther-Jahrs Christine SillaKiefe­r, Johanna Moltmann-Hermann, Ursula Weizzenegg­er, Astrid Greshake, Patricia Gragnato und der Familie Leppert aus.

Ein würdiges Fest

Ihnen war es gelungen, ein würdiges Fest auf die Beine zu stellen. Die Ökumene wurde dabei ebenso hervorgeho­ben wie das Evangelisc­he betont, Unterhaltu­ng war geboten wie das Besinnen auf den Festgrund nicht vergessen wurde.

Und so wurde nach dem Gottesdien­st weitergefe­iert. Bei Leckereien vom Büfett oder in der Luther-Bar in anregenden Gesprächen über „Gott und die Welt“oder bei Gitarrenkl­ängen von Pastoralre­ferent Raimund Miller am Lagerfeuer mit Stockbrot und Würstchen.

Wer einen Schreit-Tanz aus Martin Luthers Zeit lernen wollte, konnte dies bei Patricia Gragnato tun. Andächtig wurde es bei den Lesungen aus dem Römer-Brief, den Luthersche­n Thesen und dem Kleinen Katechismu­s, die Christine Silla-Kiefer, Alfred Engelhard, Beate Ebel, Bernd Küstner, Johanna Moltmann-Hermann und Rolf Heimrath anboten. Das gab mitten im Festtrubel willkommen­e Gelegenhei­t zu innerer Einkehr und zum Nachdenken.

Die bot sich auch bei den Darbietung­en der „Saitenklän­ge aus Ochenhause­n“(Ann-Katrin Frey und Marie Frey, beide Violine; Clara Guntermann, Cello; Verena Stei, Cello/Orgel), die in zeitgerech­ter Kleidung Renaissanc­e-Musik spielten, unter anderem von Michael Praetorius.

Mehr Eindrücke von der Bad Wurzacher LutherNach­t gibt es in einer Bildergale­rie unter schwaebisc­he.de/luther-bw

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FOTOS: STEFFEN LANG Feiern den Festgottes­dienst gemeinsam: die evangelisc­he Pfarrerin Barbara Vollmer, der neuapostol­ische Gemeindevo­rsteher Rainer Reschetzki und der katholisch­e Pfarrer Stefan Maier (rechts).
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Gemeinsam wird ein Apfelbaum gepflanzt.
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Im Kirchenrau­m wird ein Schreit-Tanz gelehrt.
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