Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Südumfahru­ng Leutkirch bleibt Thema

Verkehrspo­litik rückt in Leutkirch in den Mittelpunk­t der Debatten

- Von Herbert Beck

Nahe an der Kernstadt oder weiter entfernt? Ein Blick auf Interpreta­tionen.

LEUTKIRCH - Wo liegt der Leutkirche­r Süden? Nah an der aktuellen Bebauung oder erst nördlich von Herlazhofe­n? Die Diskussion um eine Umfahrung der Innenstadt hat mit der jüngsten Vorstellun­g eines Gutachtens des Verkehrsex­perten Burchard Stocks am 16. Oktober in der Festhalle neuen Schwung bekommen. Die von Stocks vorgebrach­ten rechtliche­n Einwände gegen eine stadtnahe Lösung wurden schon an diesem Abend nicht vorbehaltl­os geteilt.

In einer aktuellen Stellungna­hme zeigt sich die „Initiative Lebenswert­e Stadt Leutkirch“enttäuscht davon, dass lediglich der „Planungsfa­ll 1“und dessen Details vorgestell­t worden seien. Dieser habe sowieso die geringsten Aussichten auf eine Umsetzung versproche­n, so die Erklärung von Bärbel Fischer von der Initiative. Der „Planungsfa­ll 2“als siedlerfre­undliche Variante sei überhaupt nicht näher erläutert worden.

„Es macht wenig Sinn, die Verkehrsla­st von innerhalb der Stadt an die Peripherie zu verlegen, denn damit fällt er eben den Bewohnern der Südstadt zur Last. Das kann niemand wollen, und das wollte auch niemand“, so die Erklärung. Von Anfang an habe die Initiative für eine stadtferne Umgehung plädiert. „Dass eine solche Trasse von den Verkehrste­ilnehmern nicht angenommen würde, wie behauptet, leuchtet nicht ein“, hält sie fest. „Denn wie überall im Land kann auch bei uns der Verkehr durch eine entspreche­nde Beschilder­ung umgeleitet werden. Ansonsten würde sich jedes Verkehrsle­itsystem erübrigen“, so die Mittei- lung von Bärbel Fischer. Diese schließt mit dem Satz: „Für die Bürgerinit­iative war der Bürgeraben­d eine einzige Enttäuschu­ng. Denn bis dahin galt für uns: Wo ein Wille, da ein Weg!“

Mehrfache Kritik am Ansatz von Burchard Stocks

Mehrfach ist nicht nur an diesem Abend Kritik am Ansatz von Burchard Stocks aufgekomme­n. Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle nahm diesen aber zuletzt auch bei der Hauptversa­mmlung des Leutkirche­r Wirtschaft­sbundes in Schutz gegen Unterstell­ungen, Stocks argumentie­re zu einseitig für Belange des Natur- und des Wasserschu­tzes. Stocks klarer Auftrag sei gewesen, rechtliche Belange für eine Südumfahru­ng zu bewerten. Unter anderem bezog er sich dabei auch auf frühere Studien, die für den Verkehr in Leutkirch Unterschie­de machten zwischen Durchgangs­verkehr und sogenannte­m „Binnen- und Quellverke­hr“. Dazu stellt die Initiative, für die Bärbel Fischer spricht, fest: „Wichtig wäre auch gewesen zu erfahren, auf welchen Raum sich die Kategorie Binnenverk­ehr bezieht, auf die Außengrenz­en der acht Leutkirche­r Ortschafte­n oder auf die Grenzen der Kernstadt. In diesem Fall würde sich nämlich der Anteil des Durchgangs­verkehrs vermutlich vervielfac­hen.“

Stadtnah oder stadtfern? Schon seit knapp 30 Jahren wissen Grundstück­seigner in der Ringwegsie­dlung, dass eine Umfahrung Süd kommen könnte. So steht es in deren Kaufverträ­gen mit der Stadt. Die stadtferne Option aber kommt nach dem aktuellen Stand schon deshalb nicht mehr infrage, weil dann das Gelände des Ferienpark­s Allgäu von Center Parcs betroffen wäre. Dieses Areal aber steht nicht mehr zur Verfügung.

Noch nicht mit belastbare­n Zahlen sind zudem Aspekte wie die Kosten und deren Verteilung auf die Stadt oder das Land benannt worden. Vor dem Wirtschaft­sbund erläuterte Hans-Jörg Henle, die Stadt habe für weitere Planungen Kontakte mit dem Regierungs­präsidium aufgenomme­n. Gegner einer stadtnahen Südumfahru­ng haben bereits angekündig­t, auf Planungen mit dem Aufbau einer Bürgerinit­iative zu reagieren.

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FOTO: MAUCH
 ?? FOTO: MAUCH ?? Wie nahe an den Leutkirche­r Südrand könnte eine Umfahrung reichen? Auch darüber wird in der Stadt diskutiert.
FOTO: MAUCH Wie nahe an den Leutkirche­r Südrand könnte eine Umfahrung reichen? Auch darüber wird in der Stadt diskutiert.

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