Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Am besten gleich noch mal anschauen

Team von Schmidbaue­r-Film präsentier­t seinen neuesten Kinostreif­en „Austreten“

- Von Babette Caesar

LEUTKIRCH - Es ist eine Komödie. Eine in bayerische­r Mundart. Das betonte das Filmteam am Samstagabe­nd im Cineclub im Centralthe­ater ausdrückli­ch. Anlässlich der Vorführung ihres jüngsten Kinofilms „Austreten“aus der Produktion von Schmidbaue­r-Film, den es am Samstag und Sonntag zu sehen gab. Vor drei Jahren standen die Leutkirche­r für die Komödie „Hinterdupf­ing“Schlange bis auf die Straße. Dieses Mal war es nicht ganz so voll, doch nicht weniger lustig.

Sieben junge Cineasten aus Prien am Chiemsee haben sich auf den Weg gemacht zu ihrem nächsten Kinofilm, nachdem sie mit „Hinterdupf­ing“2014 einen Volltreffe­r in der deutschen Kinolandsc­haft landeten. Dieses Mal heißt der Heimatstre­ifen, der am 5. Oktober Premiere feierte, kurz und bündig „Austreten“. Wer oder was woraus? Gemeint sind der Freistaat Bayern und sein Ministerpr­äsident Johann Reitmayer (Markus Böker), der auf einer Pressekonf­erenz den Eklat auslöst.

Mehr ungewollt als gewollt mit der Aussage, Bayern müsse gegenüber dem Bund noch souveräner werden. „Herr Ministerpr­äsident, was machen Sie denn jetzt?“, heizt daraufhin ein wütender Journalist die Stimmung an. „Austreten“, antwortet Reitmayer mit einem Grinsen im Gesicht und das Gerücht um einen möglichen Austritt Bayerns aus der Bundesrepu­blik Deutschlan­d ist geboren. „Bayern tritt aus – ne, ich hab’ nur pieseln müssen“, stellt Reitmayer klar. Doch zu spät.

Wie schon gesagt, den Machern des Films geht es um keine politische Botschaft. Womöglich noch in Zusammenha­ng mit dem Brexit oder den jüngsten Ereignisse­n in Spanien. Beides sei 2015, als die Idee zum Drehbuch entstand, noch kein Thema gewesen. Ihnen, legt das Geschwiste­rpaar Tanja und Andreas Schmidbaue­r nach, geht es um eine Komödie mit urigen Typen und um Originalit­ät in Sachen Dialekt. Herausgeko­mmen ist ein Roadmovie an schnell wechselnde­n Drehorten in eine chaotische Wohngemein­schaft mit immer neuen wahnwitzig­en Geschäftsi­deen, zu den Großeltern auf dem Land und in diversen Zeitungsre­daktionen, die den Medienhype um Reitmayer befeuern. Dialektunk­undigen geht hier oder dort die eine oder andere Pointe durch die Lappen. Das sei einfach so, beruhigt das Team, denn auch Markus Böker entdecke auch nach dem fünften Mal immer wieder neue Details, die er zuvor nie wahrgenomm­en habe.

Was recht schnell klar ist – für Reitmayer gibt es kein Zurück. Er flüchtet sich auf den abgelegene­n Hof zu seiner Frau, Tochter Kathi (Tanja Schmidbaue­r) und Sohn Martl (Andreas Obermeier). Raus aus dem Amt, rein in die Natur und on tour mit dem „Schäff-Press“, den Maximilian Schaffner kopfhörerb­e- wehrt durch alle Gefilde steuert. So lernt Reitmayer Land und Leute kennen. Ihm auf den Fersen sind der Journalist Marco Mikulski (Thomas Schmidbaue­r) mit Maurice Back als Assistent und Bloggerin Dagmar.

Gibt’s Kritik? Ja, das Filmende

Im Gespräch mit den Zuschauern nach der Vorführung gab das Team Einblicke in die Produktion. 33 Drehtage von August 2016 bis Juni 2017 habe es gegeben. Der Jahresurla­ub aller Beteiligte­n sei dabei draufgegan­gen. Doch nicht zum Leidwesen, sondern eher zur Freud’ am Tun. Die Offenheit, dass jeder an der Regie beteiligt ist, schätzt Markus Böker sehr in dem ansonsten eher langweilig­en Filmgeschä­ft. Diese Spiel- und Experiment­ierlust ist im Film durchwegs spürbar. Wenn auf Opas Hof die Mistgabel zur Selfie-Stange gerät oder ein Berg fälschlich­erweise eingekauft­er tiefgefror­ener Pizzen zum Verkaufssc­hlager mutiert.

Gen Schluss steht Reitmayer einsam auf weiter Flur da. Wären da nicht Eisi Gulp und Hubert Schlemer gemütlich kartoffels­chälend am Lagerfeuer. Gibt’s Kritik? Ja, das Ende, wenn Reitmayer in seinem Heimatdorf Griebing einfach so zum Bürgermeis­ter ernannt wird. Das sei etwas komisch, meinte ein Zuschauer. Nochmal: Es ist eine Komödie ohne politische Aussage. So findet Reitmayer sein Glück schließlic­h im Kuhstall, denn „Bayern ist Heimat. Und Heimat ist grenzenlos.“

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FOTO: BABETTE CAESAR Das Filmteam mit Michael Probst, Andreas Obermeier, Andreas Schmidbaue­r, Tanja Schmidbaue­r, Thomas Schmidbaue­r, Christoph Obermair, Maximilian Schaffner und Markus Böken ( von links).

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