Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Im Kolpingsheim haben die Handwerker das Sagen
Sanierung des historischen Paramentenhauses in Wangen läuft seit September – Auch Platz für Wohnraum wäre möglich
WANGEN - Seit gut anderthalb Jahren ist klar: Die katholische Kirchengemeinde muss die Sanierung des als Kolpingsheim bekannten historischen Paramentenhaus der Restaurierung der benachbarten Pfarrkirche St. Martin vorziehen. Seit September laufen nun die Bauarbeiten, um Risse im Mauerwerk zu beseitigen, das teils weggefaulte Dachgebälk zu reparieren und dem Gebäude an sich wieder mehr Stabilität zu verleihen.
Fest steht schon jetzt: Anders als ursprünglich geplant, werden die Arbeiten am Kolpingsheim noch ins kommende Jahr hinein reichen. Teurer als die veranschlagten 585 000 Euro werden sie aber nicht.
Folgt man Pfarrer Claus Blessing, dann haben seine Mitarbeiter im angrenzenden Pfarrhaus, Anlieger und er selbst den lautesten Teil der Sanierung des Gebäudes bereits hinter sich. Dabei handelte es sich um die Beseitigung der Risse im bestehenden Mauerwerk, und dazu waren umfangreiche Bohrungen nötig – in entsprechender Phonstärke. „Die Leute haben da zum Teil Stunden für ein Loch gebraucht“, sagt der Geistliche. Ohne Vorwurf übrigens, denn die Außenwände bestehen aus besonders hartnäckigen Argenkieseln. In die dort hinein gebohrten Löcher setzten Fachleute insgesamt 65 Riesendübel, wie Architekt Karl Herter plastisch den im Fachdeutsch Vernadelungsarbeiten genannten Bauabschnitt erläutert. Mit dem Ziel, dem Haus wieder mehr Halt zu geben.
Lautstarke Arbeiten beendet
Während dieser lautstarke Part also abgeschlossen ist, hört man dieser Tage im Pfarrhaus wenig von den laufenden Arbeiten. Ganz oben sind Handwerker damit beschäftigt, das Dach auszubessern und andere Zimmererarbeiten zu erledigen. Dies geht beim SZ-Besuch ruhig vonstatten und hat Priorität, weil das Dach – und auch die Fenster – bis zum Wintereinbruch dicht sein sollen.
Wichtig ist die Dachsanierung vor allem aber aus anderen Gründen. Durch die einstige – und jetzt veränderte – Konstruktion drückte das Gebälk mit seiner Last auf die Außenmauern. Mit der Folge, dass sich eben jene, gerade aber ausgebesserten Risse gebildet hatten.
Zudem war im Vorfeld der Sanierung festgestellt worden, dass sich das historische Bauwerk Richtung Südosten, also zum Metzigbach hin, geneigt hatte. Kirche und Architekt befürchteten, den Grund zum Bach hin verfestigen zu müssen. Eine geologische Untersuchung gab aber Teilentwarnung: Mit der Dach- und Risssanierung dürfte sich das Haus konsolidieren. Der zusätzliche Eingriff wurde also nicht nötig.
Dieser positiven Nachricht stand indes eine negative Überraschung gegenüber: Im Zuge der Sanierung wurden Hohlräume zwischen Mauerwerk und Putz entdeckt. Der Zement hatte sich abgelöst. Offenbar hatten frühere Generationen dabei nach einem alten schwäbischen Prinzip gearbeitet, wie Karl Herter sagt: „Viel Zement hilft viel.“
Wegen der Hohlräume muss der Putz runter. Das soll bis Jahresende geschehen. Der neue kann allerdings erst im Frühjahr aufgebracht werden. Herter und Blessing rechnen mit dem Start der Fortsetzung dieses Bereichs der Arbeiten ab Ostern (Anfang April) und ab dann mit sechs Wochen.
Richtung Pfarrhof soll das Kolpingsheim später seine bisherige, an jene des Pfarrhauses angelehnte, gelbliche Farbe erneut erhalten. Die anderen Seiten werden indes wie gehabt „schlichter“ausfallen, wie Claus Blessing ankündigt.